Buchvorstellung: „Förster, mein Förster“ von Frank Goosen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, manche möchten in den letzten Tagen noch „das Ruder herum reissen“ oder ein selbstgestecktes Ziel erreichen.
Bei mir hingegen ist schon ein paar Wochen beim Thema Finanzen ziemliche Ruhe eingekehrt und so möchte ich heute einmal ein Buch vorstellen, dass nun überhaupt nichts mit Finanzen, Börse, Aktien und ähnlichen Themen zu tun hat. Und es ist auch kein Sachbuch, bei dem man irgendetwas anderes lernen könnte.
Es ist ein Roman. Und sicher auch kein Roman, der zu den großen der Weltliteratur zu rechnen ist. Es ist ein Roman, der mir einfach nur großen Spaß bereitet hat.
Es geht um das aktuelle Buch von Frank Goosen: „Förster, mein Förster“.
Aber so ein bisschen passt es natürlich schon hier zu den anderen Themen, denn bei Frank Goosen geht es eigentlich immer auch (oder in erster Linie?) um die Bewältigung des Älterwerdens.
Frank Goosen ist dabei Jahrgang ’66 und mal eben noch 10 Jahre jünger als ich. Man sollte meinen, eine andere Generation, mit anderen Ansichten und anderen Problemen. Aber das ist nicht so.
Sicher passt es nicht immer so ganz, wenn er von der Musik, den Filmen und den Fernsehserien von „damals“ erzählt. Aber es gibt genug Überschneidungen, so dass ich Empfindungen und Erinnerungen sehr gut nachfühlen kann.
=> Mit Zwischenschritt zum Privatier(1/3)
Mit: Gründe, Möglichkeiten, Teilzeitarbeit
Die Mitspieler
„Förster, mein Förster“ erzählt die Geschichte des Hauptdarstellers Roland Förster, einem Schriftsteller kurz vor seinem 50. Geburtstag. Und von seinen zwei alten Schulfreunden, mit denen er sich hin und wieder in seiner Stammkneipe trifft. Außerdem gibt es noch seinen Nachbarn, einen pensionierten Polizisten und eine weitere Nachbarin, eine ehemalige Saxophonisten, die inzwischen alt und etwas dement ist.
Bei all diesen Typen, die Frank Goosen da so beschreibt, habe ich immer sehr bald das Gefühl, es könnten genau so gut meine eigenen Schulfreunde oder meine eigenen Nachbarn sein. Goosen erzeugt bei mir immer so ein Gefühl von vertrauter Umgebung. Ich habe mich schon oft gefragt, woran es liegt, dass mich seine Bücher immer so fesseln?
Ob es daran liegt, dass wir beide irgendwie „Kinder des Ruhrgebietes“ sind? Goosen ganz sicher und deutlich mehr als ich. Aber in diesem Buch geht es nicht ums Ruhrgebiet. Und es spricht auch keiner so.
Oder sind es ähnliche Erinnerungen an die Jugendzeit? Das wohl schon eher. Irgendwie spielt die selbstgemachte oder auch nur konsumierte Musik der Jugendzeit immer eine Rolle. Und da ich selber auch einmal aktives Mitglied einer Band war, haben wir da sicher schon einmal einen gemeinsamen Nenner. Beim aktuellen Buch geht es aber kaum um Musik – wer mehr über alternde Rockmusiker lesen will, für den hätte ich noch eine andere Empfehlung: „So viel Zeit“ – Auch eines meiner Lieblingsbücher von Frank Goosen!
=> Vorschlag für einen Finanzplan (1/3)
Mit: Tabellen-Kalkulation, Folgejahre, Grafik
Älter werden
Und es geht natürlich auch nicht immer um Erinnerungen, sondern viel mehr um die Bewältigung des Älterwerdens. Frank Goosen schafft es dabei, (bei mir zumindest) immer so eine Stimmung von Nachdenklichkeit, Melancholie bis hin zur Depression zu erzeugen. Und das merkt man gleich bei den ersten Sätzen des Buches, wo Förster nach durchzechter Nacht morgens auf dem Nachhauseweg mit einer Flasche Bier in der Hand, kurz eine Pause auf einer Eisenbahnbrücke einlegt und sich denkt: „Eigentlich müsste man mal weg hier.“
An dieser kurzen Szene wird schon sehr schön dieses Wechselspiel deutlich, bei dem Frank Goosen der Erinnerung an eine längst vergangene Jugend (denn – mal ehrlich: wie oft kommt es im Alter von 50 oder 60 Jahren noch vor, dass man morgens beim Hellwerden mit einer Flasche Bier in der Hand herum läuft?) und der verklärten Erinnerung an abenteuerliche und wilde Zeiten, eine Mischung aus Frustration, Spießigkeit und Mühe des Alltags entgegensetzt. Denn Förster will nicht etwa „mal weg hier“, weil er raus in die Welt auf der Suche nach Abenteuer ist. Nein – er möchte endlich einmal Ruhe und Stille haben.
Und die Bierflasche in seiner Hand ist längst leer und eigentlich würde er sie jetzt am liebsten von der Eisenbahnbrücke hinunter auf die Gleise werfen. Aber so etwas wäre ja „asi“ und außerdem ist da ja noch Pfand drauf!
Und so werden diese nachdenklichen Momente dann fast immer mit einem schlagartigen unvergleichlichen Gag oder Kalauer wieder neutralisiert. Und das funktioniert auch anders herum: Wenn einmal eitel Sonnenschein ist, das Leben unbeschwert und fröhlich – dann fällt unter Garantie von irgendwo ein Schatten auf diese Idylle. Wie im richtigen Leben eben.
Und das mündet dann z.B. in solchen Dialogen, wenn sich die beiden ständig streitenden Schulfreunde „Fränge“ und „Brocki“ unterhalten:
„Manchmal will ist sterben“, sagte Fränge, „aber ich will nicht tot sein.“
„Nie im Leben!“ sagte Brocki und sah auf die Uhr. „Ich muss dann mal wieder los.“
=> Aktuelle Rechenwerte
Mit: Sozialversicherungen und Steuern
Im VW Bulli an die Ostsee
Aber noch einmal kurz zur Geschichte: Diese bunte Truppe bestehend aus Förster (dessen Freundin gerade auf den äußeren Hebriden verweilt), seinen beiden Schulfreunden Fränge und Brocki, seinem Nachbarn, der greisen Saxophonisten und einem Teenager, macht sich in einem alten VW Bulli auf den Weg an die Ostsee, damit die alte Dame noch einmal mit ihrer alten Kapelle zusammen auftreten kann.
Und natürlich ist es weniger die Geschichte an sich, die das Buch für mich so unterhaltsam macht. Es sind die schrägen Typen mit manchmal sehr tiefgründigen Gedanken, die völlig banalen Gedanken, die flachen Witze, die blöden Sprüche und die Klischees, und dann eben auch wieder die nachdenklich machenden Passagen.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Art zu schreiben, jedem gefallen wird. Ich habe zumindest den Eindruck, dass es eher eine Lektüre für Männer ist. Ich denke, die Art und Weise, die Welt wahrzunehmen, dürfte mehr bei Männern als bei Frauen auf Verständnis stoßen. Mir jedenfalls hat dieses Buch wieder einmal große Freude bereitet und ich empfinde es immer als äußerst schade, wenn die Geschichte dann plötzlich zu Ende ist. Ich hätte noch tagelang weiter lesen können…
Das Buch „Förster, mein Förster“ von Frank Goosen gibt es (zum Beispiel) bei Amazon als gebundene Ausgabe für 19,99€ oder auch als E-Book für 17,99€.
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