Kap. 1.2: Was bisher geschah – Gesundheit
Neue Nahrung bekam der Wunsch nach einem vorzeitigen Ende meiner beruflichen Karriere auch noch – neben den beruflichen Aspekten – aus zwei anderen Richtungen:
Und das waren die Themen „Gesundheit, Krankheit, Tod“ auf der einen Seite und das Thema „Börse“ auf der anderen Seite.
Beginnen will ich hier mal mit den unangenehmen Teil: „Gesundheit, Krankheit, Tod“.
Da waren zunächst einmal ein paar Todesfälle in der eigenen Familie, in der Familie meiner späteren Frau und im Freundes- oder Kollegenkreis. Selbst einer meiner früheren Chefs (Inhaber der Firma) ist mit 48 Jahren urplötzlich verstorben.
Alle diese Menschen haben ihre ganze Kraft und Energie, den größten Teil ihrer so wertvollen Lebenszeit mit Tätigkeiten verbracht, die ihnen natürlich zunächst einmal ihren Lebensunterhalt gesichert haben. Aber hat jemals einer von ihnen darüber nachgedacht, ob sie wirklich noch „gearbeitet haben um zu leben“ oder ob es nicht bei einigen längst umgekehrt war? Mir zumindest haben diese Todesfälle immer als Mahnung gegolten und ich habe sie immer wieder vor Augen gehabt und sie haben meinen Wunsch bekräftigt, möglichst bald das Leben ohne Arbeit geniessen zu wollen.
Aber solche Ereignisse haben natürlich auch ihre andere Seite. Wer es einmal erlebt, wie dramatisch sich die finanzielle Lage eines Betroffenen entwickelt, wenn er oder sie zu einem Pflegefall wird, der weiß, dass dies alle Planungen (insbesondere finanzieller Art) über den Haufen werfen kann.
Solche Situationen haben mich dann zunächst immer wieder davon abgebracht, mich überhaupt noch weiter mit Gedanken zu befassen, die abseits des genormten Weges liegen.
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Aber wie alles im Leben kann man auch Krankheiten natürlich von zwei Seiten betrachten und darum will ich zum Abschluss dieser eher allgemeinen Betrachtungen auch noch auf meine eigene Situation eingehen.
Kurze Zeit nachdem ich den 50. Geburtstag gefeiert hatte, steigerten sich die ärztlichen Diagnosen meines jährlichen Gesundheits-Checks von zunächst einem leichten Bluthochdruck über eine beginnende Nieren Insuffizienz bis hin zu Herzrhythmus Störungen der höchsten Kategorie mit sofortiger Katheder Untersuchung und unmittelbar bevorstehender Operation. Nur das wider Erwarten gute Ergebnis dieser Untersuchung hat mich zunächst vor einer Operation bewahrt und dabei ist es bis heute geblieben.
Zwei Dinge habe ich daraus für mich gelernt. Erstens scheint es mit meiner Gesundheit nicht zum Besten zu stehen und es wäre eventuell besser, die Zeit des relativen Wohlbefindens (und das habe ich interessanter Weise trotz der o.g. Diagnosen immer noch) besser zu nutzen.
Zweitens ist es interessant zu sehen, dass einige der Diagnosen, wenn man sie mal unter dem Blickwinkel des sog. Volksmundes betrachtet, Erstaunliches verdeutlichen. Könnte es vielleicht sein, dass der erhöhte Blutdruck ein Zeichen dafür war, dass ich ständig „unter Druck stand“? Oder „ging mir irgendetwas an die Nieren“? Habe ich mir alles zu sehr zu Herzen genommen?
Wie dem auch sei – jedenfalls war der gesundheitliche Aspekt ein weiterer wichtiger Mosaik-Stein für den im Laufe der Zeit gewachsenen Wunsch, das Arbeitsleben möglichst bald zu beenden.
Einen weiteren Mosaik-Stein (Aktien und Börse) werde ich dann in meinem nächsten Beitrag vorstellen.
Habe ich heute beim lesen der Wirtschaftswoche entdeckt und finde die Beiträge sehr interessant.werde ich weiter verfolgen.
Herzlich willkommen beim „Privatier“. 😉
Schauen Sie sich in Ruhe um – Sie werden sicher einiges interessantes finden!
Gruß, Der Privatier
Hallo Privatier,
Gratuliere zu Ihrem interessanten Blog.
Einige Tipps (z.B. KV waren schon sehr hilfreich). Vielen Dank.
Ich stelle ziemlich viele Ähnlichkeiten zu meiner Situation fest:
Bin auch Ingenieur, 58 (Software/Algorithmen usw.)
Immer Angestellter seit 31 Jahren –Tarifbereich, ca. 60 Rentenpunkte.
Bislang vor Kurzem noch motiviert bei der Arbeit, aber jetzt gibt es Gründe, über den Schritt nachzudenken, den Sie getan haben.
Auch gesundheitliche Gründe: Bluthochdruck und andere Probleme, ähnlich wie von Ihnen beschrieben.
Außerdem Todesfälle im Bekanntenkreis machen nachdenklich usw.
Weitere Ähnlichkeiten: Vermögensbildung nur im Depot. (Selbstgenutzte Wohnung, aber keine Immos zur Kapitalanlage (habe auch keine Lust für die Hausverwaltung). Keine LV, Riester und sonstigen staatlichen bürokratischen renditelosen Quatsch).
Bin allerdings eher konservativer Buy&Hold-ETF-Anleger (Kommer), keine Einzelaktien, statt Staatsanleihen Deep Discount oder Indexanleihen (Ich weiß, Zertifikate kann man sich billiger selbst zusammenstellen, aber das ist mir zu mühsam). Zur Zeit hoher Cash-Anteil)
Eine Abfindung halte ich für sehr unwahrscheinlich, aber ein Ausstieg wäre auch ohne möglich.
Was mich noch abhält zu kündigen, sind die Lästereien von Kollegen und vielleicht auch von Freunden und Bekannten, die sich einen vorzeitigen Ausstieg nicht leisten können oder wollen. Heutzutage wird man als Kinderloser, noch dazu alleinstehend, schon fast als unsolidarischer Schmarotzer an den Pranger gestellt, und das, obwohl meine Sozialbeiträge und Steuern natürlich beträchtlich sind.
Wie war bei Ihnen die Reaktion von Freunden und Kollegen (Familienväter), die bis 67 arbeiten müssen oder wollen ?
Viele Grüße
Robert
Hallo Robert,
zunächst einmal bin ich immer wieder erstaunt, welch‘ erstaunliche Parallelen es doch oft im Leben gibt! Schon sehr merkwürdig…
Zu Ihrer Frage nach den Reaktionen, kann ich sagen, dass mir schon eine Menge Unverständis entgegen gebracht worden ist. Die meisten davon aber waren doch eher freundlich/interessiert formuliert. Nur gelegentlich habe ich auch Neid oder Vorwürfe heraus gehört. Aber Freunde, Bekannte und Kollegen sind ja vielleicht auch ein wenig zurückhaltend und äußern ihre Meinung nicht ganz so 100%ig offen. Wer weiß das schon? Wirkliche harte Ablehnung habe ich nur hier im Blog erfahren und das von höchstens zwei oder drei Kommentatoren. Da hatte ich eigentlich mehr befürchtet.
Fazit: Man wird wohl immer auch mit Reaktionen rechnen müssen, die einen solchen Schritt nicht verstehen oder ihn sogar missbilligen. Das war mir auch schon vorher klar und ich war darauf vorbereitet. Für mich jedenfall kein Grund, meine Pläne zu ändern.
Gruß, Der Privatier
P.S.: Interessanterweise gibt es inzwischen eine ganze Reihe der ehemaligen „Kritiker“, die jetzt ebenfalls einen baldigen Ausstieg anstreben… 😉
Die Reaktionen der anderen – ein sehr interessantes Thema. In meinem Umfeld sind diese zum Glück mehrheitlich positiv: „Toll! Wenn du es kannst, dann mach es.“. Neid kommt höchstens als Selbstmitleid vor, „Ich kann das leider nicht, schade.“. Offene Vorwürfe habe ich (noch) nicht erlebt. Wenn es diese überhaupt gab, dann waren sie geschickt als Nachfrage verpackt: „Wie kannst du dir das leisten?“. Meine Erfahrung ist, dass die Leute sehr schnell ruhig sind, wenn man auf diese Frage harte Fakten auf den Tisch legen kann – „Ich habe mich immer schon um meine Ersparnisse gekümmert.“ und „Verzicht auf einen eigenen PKW macht viele Jahresgehälter aus.“ -, die ich dann gerne mit Zahlen untermauer.
Die Wertschätzung der eigenen Gesundheit ist ein komisches Ding:
Wenn man jung und gesund ist ist das kein Thema für einen, erst wenn die ersten Zipperlein kommen (und bleiben) begeift man, was „fehlende“ Gesundheit bedeuten kann. So ging es mir zumindest.
Ich bin inzwischen überzeugt, daß mir die (inzwischen) drei Jahre Privatier-Dasein „das Leben gerettet haben“: Hätte ich diese Zeit wie gehabt weiter gearbeitet hätte sich sicher ein ernsthaftes gesundheitliches Problem eingestellt. Sei es so etwas wie Burnout oder etwas aus dem Spektrum Bluthochdruck/Herzinfarkt (familiäre Gene!). Dazu kommt jetzt ein gesünderer Lebenswandel/Gewichtsabnahme und viel mehr Sport.
Ein Ex-Kollege hat meine Entscheidung nicht verstanden (respektvoll vorgetragen, sein gutes Recht) aber im Grunde war es wohl so, daß jeder freiwillig ausscheidende den Arbeitsplatz eines anderen „gesichert“ hat – das hat mir letztlich Sympathien entgegengebracht hat.
Zu den Neidhammeln, die es sich nicht leisten können oder wollen:
Deren Meinung wäre mir sowas von sch…egal. Warum sollte ich freiwillig und frohgemutes weiter sehr hohe Steuern und Sozialabgaben zahlen um mich dann noch an den Pranger stellen zu lassen, die „als erstes an die Wand gestellt werden, wenn die große Revolution kommt“ (sinngemäß aus Hitchhikers Guide).
Ich kann diesen Leuten inzwischen entgegnen: „Ich habe Einkünfte unterhalb des Existenzminimums. Sollen erstmal die Gutverdiener und Ehegattensplitter ihren Beitrag leisten“.
Die Entscheidung für oder gegen ein Privatier-Status muß jeder für sich und unter Berücksichtigung der eigenen Ziele und Möglichkeiten treffen. Meinetwegen zusammen mit dem engsten Umfeld.
Alle anderen spielen dabei keine Rolle.
Ganz meine Meinung!
Gruß, Der Privatier