Kap. 6.9: Zwischenbilanz
So – was haben die Überlegungen zur gesetzlichen Rentenversicherung ergeben?
Ich kann vorzeitig (mit 63 Jahre) in Rente gehen. Dafür werde ich einen Abschlag von 9,9 % in Kauf nehmen müssen. Trotz des Abschlages ist es für mich sinnvoller, die Rente tatsächlich auch schon mit 63 zu beantragen. Das Warten bis zur Regelaltersgrenze lohnt sich erst, wenn man glaubt, sehr alt zu werden. Oder wenn man während der Zeit bis zur Regelaltersgrenze noch zusätzliche Einkünfte hat. Denn die würden die Rente unter Umständen mindern. Da werde ich die weitere Entwicklung einfach noch ein wenig abwarten.
Eigene Einzahlungen in die Rentenkasse werde ich wohl nicht vornehmen. Meine Wartezeiten sind erfüllt und einen überzeugenden finanziellen Vorteil sehe ich durch die eigenen, freiwilligen Beiträge nicht.
Allerdings wird meine Rente durch die verkürzte Einzahlungszeit ja ohnehin schon nicht gerade üppig ausfallen. Und wird nun durch den Abschlag wegen der vorzeitigen Inanspruchnahme mit 63 Jahren auch noch um ca. 10% reduziert. Da wird nicht viel bleiben.
Da muss also noch ein Ausgleich her!
Jetzt erst damit anzufangen, wäre natürlich etwas spät. Aber zumindest zum Teil habe ich ja schon vorgesorgt. Aber vielleicht geht ja noch mehr.
Meine Gedanken zum Thema Riester, Rürup & Co. gibt es dann im nächsten Kapitel.
Hallo Privatier,ich überlege meinen Betrieb mit einer Abfindung zu verlassen. Ein Angebot liegt auch schon vor. Durch die neue Regelung nach 45 Jahren ohne Abschlag in Rente zu gehen bin ich verunsichert.Denn durch das vorzeitige Ausscheiden könnte ich diese nicht mehr erreichen.Hast du eine Idee? Im Jahr der Auszahlung werde ich 58Jahre.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mich mit der „neuen Regelung“ noch recht wenig befasst habe. Mache ich meistens auch erst dann, wenn so etwas auch in Kraft ist und man es schwarz auf weiss nachlesen kann. So ist mir derzeit nicht ganz klar, welche Zeiten denn nun konkret mit in die Berechnung der 45 Beitragsjahre einfliessen.
Soweit ich gehört habe, sollen Schule und Lehre nicht mitrechnen, Arbeitslosigkeit hingegen schon (ALG-I oder ALG-II? Oder beide?). Kindererziehungszeiten wiederum nicht. Evtl. könnte man die fehlenden Jahre auch mit eigenen Beiträgen auffüllen? Es gibt also noch viele Unklarheiten.
Natürlich hängt so eine Entscheidung auch immer von der konkreten persönlichen Lage und den finanziellen Rahmenbedingungen ab, wie z.B. Höhe der Abfindung, Finanzielles Polster, Altersorge, Miete/Eigenheim, Gesundheit, usw.
Hier würde ich gerne wieder einen persönlichen Finanzplan empfehlen, der zumindest einmal eine grobe Aussicht vermitteln kann.
Um aber trotzdem zumindest eine Antwort („aus dem Bauch heraus“) zu geben: Wenn alle anderen Rahmenbedingungen passen (und von 58 Jahren bis 63 Jahre sind ja immerhin 5 Jahre zu überbrücken), würde ich die abschlagsfreie Rente nicht überbewerten. Im Grunde sehe ich die Situation nämlich ähnlich, wie schon im Beitrag „Rente – Früher oder später“ geschrieben: Ich würde mich für den Abschlag entscheiden.
Gruß, Der Privatier
Interessantes Thema. Finanzielle Unabhängigkeit definiere ich (Summe aller passiven Einkommen/Zeit) – (Summe aller Ausgaben/Zeit) > 0. Viele scheitern an der Ausgabendisziplin und müssen entsprechend ihr Leben lang im Hamsterrad bleiben. Ich kenne Leute die verdienen mehrere 10Tsd/Monat können aber nicht privatisieren, weil sie Fixkosten in fast der gleichen Höhe aufgebaut haben….in meinen Augen schlicht und ergreifend Irrsinn. Ich selbst bin Ingenieur…komme aus kleinsten Verhältnissen (Vater Arbeiter, Mutter Hausfrau) habe mit etwas Glück eine Blitzkarriere hingelegt und bin mit 42 ausgestiegen. Ich hatte am Ende meiner Karriere etwa das 10-fache eines normalen Gehaltes, habe aber für mich festgestellt, dass ich prima mit dem 1-fachen auskomme. Was nützt mir Faktor 10, wenn ich wie jeder andere jeden Tag irgendwo viele viele Stunden sein muss. Heute bin ich 47 und glücklicher Zeitmillionär. Mein passives Einkommen beziehe ich zu 90% aus Mieteinnahmen. Die Höhe wie gesagt in etwa eines vernünftigen Angestelltengehaltes. Die Zeit und das Geld erlauben mir nun ein genial frei bestimmtes Leben mit Reisen, Kultur…manchmal denke ich an Kohls Ausspruch vom Schlaraffenland Deutschland :-). Ich wohne mit meiner Frau in einer 90qm Altbauwohnung (vollständig bezahlt), habe kein Auto, da sich meine Mietwagen/carsharing/Taxikosten vielleicht auf 3000 Euro/Jahr belaufen. Das ist unschlagbar, vor allem wenn man bedenkt, dass bei meinen Reisen (vorwiegend Europa) ein eigenes Auto ohnehin nicht viel von Nutzen wäre. Mein Hauptfixkostenpunkt sind die beiden Krankenversicherungen für meine Frau und mich. Ich habe 2008/2009 rund 900.000 in diverse Immobilien investiert (Gewerbe + Wohnen). thats it. Mittlerweile ist das Paket erheblich mehr wert, aber das interessiert mich nicht, da ich nur auf den daraus resultierenden cashflow schaue. Inflation? no problem, es ist alles, auch das Wohnen, indexiert vermietet. Ich denke jetzt 5 Jahre später sind womöglich 1,2 bis 1,5 Mio Euro nötig um sich so eine Existenz zuzulegen…prinzipiell viel Geld…klar. Aber ich bin sicher es gibt einige die eine solche Grössenordnung besitzen, jedoch noch nicht darüber nachgedacht haben „Schicht im Schacht“ auszurufen.
Wer Lust auf einen Gedankenaustausch hat schreibt mich gerne mal an….Ich würde gerne solche speziellen Mini-Privatiers [meine Definition] wie mich kennenlernen…ist offenbar eine seltene Rasse 🙂 maxmoritz@netterchef.de
Hallo Stefan,
sehr interessant, hier einmal die Erfahrungen eines weiteren Privatiers zu lesen! Vielen Dank dafür.
Bestimmt gibt es auch bei den kommenden Themen hier noch die Gelegenheit, weitere Erfahrungen auszutauschen. Kommentare, Anregungen oder auch Fragen sind daher jederzeit willkommen. Insbesondere Hinweise von Lesern, die aus eigener Erfahrung berichten können, sind natürlich immer ein wertvoller Beitrag für alle Beteiligten.
Meine eigenen Erfahrungen als Privatiers sind inzwischen über 2 Jahre alt und ich versuche, mir möglichst täglich bewusst zu werden, welch priviligierten Status ich eigentlich habe. Wie z.B. neulich, als ich mal wieder die alten Kollegen in meiner Ex-Firma besucht habe: Schon die 1-Std. Hinfahrt durch Baustellen und Staus: Furchtbar. Und die Rückfahrt nicht viel besser. Das habe ich früher JEDEN Tag gemacht. Jeden Tag 2 Std. Lebenszeit. Wofür?
Und die restlichen 8 Std. waren nicht viel besser – aber die waren wenigstens bezahlt.
Nun gut – das ist vorbei. Und das ist auch gut so.
Momentan bin ich gerade dabei, noch ein paar (für mich) neue Dinge über die Rente zu „Papier“ zu bringen. Darüber werde ich dann gleich zu Beginn des neuen Jahres berichten.
Gruß, Der Privatier
Guten Tag
Bekomme im Januar 2019 meine Abfindung.im gleichen Jahr mache ich das Dispo Jahr und würde dann 24 Monate alg beziehen bevor ich dann 2023 im Januar in die Rente gehe mit 4.2 Prozent Abschlag .zu meiner Frage.
Kann ich habe bei dieser Konstellation Ende 2018 Erwerbsminderungsrente beantragen? We
Mit den Besonderheiten der Erwerbsminderungsrente habe ich mich bisher nicht befasst. Ich möchte daher nur ungern etwas dazu sagen.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass jemand, der eine Erwerbsminderungsrente bezieht, einen (vollen) Anspruch auf ALG1 haben sollte. Das passt von der Logik her nicht zusammen. Von daher würde ich die Erwerbsminderungsrente eher im Anschluß an einen ALG-Bezug sehen.
Aber – noch einmal deutlich: Ich kenne mich da nicht aus!
Gruß, Der Privatier
Hallo,
noch eine Anmerkung ( habe ich vielleicht auch überlesen )
Bei einer vorzeitigen Inanspruchnahme der Altersrente fällt ein geringerer Beitrag zur KV/PV an. Die Basis ist halt kleiner. Hoffentlich stimmt das. So hab ich das in meiner Kalkulation.
Gruss Achim
Ja, die Annahme ist korrekt. In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Beiträge auf Basis der Einkünfte berechent. Geringere Einkünfte bedeuten daher auch geringere Beiträge.
Gruß, Der Privatier