Top oder Flop – Folge 4: Rohöl-Zertifikat
Die heutige neue Folge von „Top oder Flop“ möchte ich einmal direkt mit dem sonst üblicherweise am Ende stehenden Fazit beginnen: Heute werde ich nämlich von einem Unentschieden berichten. Denn diese Geschichte beinhaltet sowohl einen Flop, gehört aber wiederum auch zu den Tops.
Worum geht es ?
Nun – ich habe vor ein paar Wochen die letzten Stücke meines Rohöl-Zertifikats (WKN: DB3DNA) „aus Versehen“ verkauft. Ja – richtig gelesen: Aus Versehen !
Und damit wären wir auch schon bei dem Flop-Anteil der Geschichte. Und es ist schon mehr als peinlich oder zumindest äußerst bedenklich, dass mir „altem Hasen“ solche Fehler passieren.
Wie ich schon im Beitrag über die Rohstoffe geschrieben habe, bin ich mir inzwischen über die weitere Entwicklung des Rohöl-Preises nicht mehr so sicher und so wollte ich die bisher recht gut gelaufenen Rohöl-Zertifikate einfach über ein StopLoss-Limit absichern.
Die Überlegung (wie üblich bei einem StopLoss): Fällt der Preis, werden die Zertifikate verkauft. Der Gewinn ist gesichert und das Investment beendet. Steigt der Preis weiter, bleibe ich erst einmal dabei und beobachte, wie es weiter geht.
Allerdings war ich an diesem Tage wohl etwas unkonzentriert und habe statt eines StopLoss-Limits ein Verkaufslimit eingegeben. Noch im Abschicken der TAN ist mir der Fehler aufgefallen. Natürlich zu spät. Mein vermeintliches StopLoss-Limit lag natürlich klar unter dem aktuellen Kurs und so waren die Zertifikate in Null-Komma-Nichts verkauft.
Vielleicht zeigen sich ja bei mir die ersten Alters-Ausfälle ? Oder sind es gar nicht die ersten, nur dass ich die anderen (noch) nicht bemerkt habe ? Hmm… Äusserst Bedenklich !
Auf jeden Fall war dieser Teil der Geschichte ganz klar: Ein FLOP !
Finanziell war mein Fehler jetzt nicht so das grosse Problem. Immerhin habe ich einen höheren Kurs erzielt, als ich es bei meinem StopLoss in Kauf genommen hätte. Und für diese letzten Stücke war es wieder ein Kursgewinn von ca. 100%. Allerdings waren diese Papiere auch noch von Ende 2008. Auf fast fünf Jahre verteilt sind dann selbst 100% nicht mehr ganz so doll. Aber da vor der Einführung der Abgeltungssteuer gekauft, bleibt der Gewinn steuerfrei (was mich ja immer ganz besonders freut) !
Insofern: Dieser Teil gehört mal wieder in die Kategorie: TOP !
In der Summe also ein Unentschieden. Aber da ich den positiven Teil der Kurs-Entwicklung ja schon seit einigen Monaten sozusagen „verinnerlicht“ habe, überwiegt bei mir momentan doch noch ein wenig der Schreck oder der Ärger über meinen eigentlich unverzeihlichen Fehler.
So etwas darf nicht wieder passieren!
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Moin,
ich weiß ja nicht wann Du genau das Ding verkauft hast. Aber seit Anfang September hat es um etwa 6% nachgegeben. Insofern war die „Entscheidung“ doch goldrichtig. Du schreibst das Du das Zertifikat 2008 gekauft hast. Warum eigentlich hast Du z. B. die bis zum Frühjahr 2012 aufgelaufenen Gewinne nicht mit einem Stopp/loss abgesichert? Von Frühjahr 2012 bis zum Sommer 2012 hast Du einen Kursverlust von ca. 30% hingenommen! Auch vor dem Hintergrund der steuerlichen Besonderheit finde ich das schon arg viel. Ich sichere alle Positionen mit hohem Volatilitätspotential durch S/L ab und rücke diese regelmäßig nach. Das sichert Gewinne. Vor ein paar Monaten wurde ein S/L ausgelöst und ein (wenn auch kleiner) Gewinn realisiert . Der fragliche Punkt wurde nur für kurze Zeit unterschritten. Ich habe das Wertpapier weiterhin beobachtet und bin wieder eingestiegen, was sich bis jetzt auch gelohnt hat (Natürlich wieder S/L mit Nachrückung).
Gruß
JustDoIt
Hallo JustDoIt,
tja – die „Entscheidung“ 😉 war schon richtig. Zumindest finanziell. Das war ja auch nicht das Problem. Und es war auch nur noch ein kleiner Restposten. Einen grösseren Teil hatte ich schon früher verkauft.
Und mal abgesehen davon, dass ich das mit dem S/L-Limit bei diesem Mal völlig vermurkst habe, habe ich aber auch sonst meine Probleme damit.
Entweder ich bin zu nah am Kurs und bei der kleinsten Bewegung wird verkauft (was ich eigentlich gar nicht will) oder ich bin zu weit weg vom Kurs und das Limit kommt nie zum Tragen (dann kann ich mir es auch sparen).
Wähle ich ein Mittelding, sagen wir bei 10-15% unter dem aktuellen Kurs, ist mir eigentlich der Verlust schon zu gross. Ich verkaufe in solchen Fällen lieber einen Teil meiner Position. Damit ist ein Gewinn gesichert, aber auch eine weitere Chance noch erhalten.
Hinzu kommt, dass ich ja oft Werte habe (hatte), die nicht viel Umsatz haben. Wird hier ein S/L-Limit verletzt, rauscht der Kurs mangels Ordervolumen gleich ganz in den Keller. Das ist mir einfach zu riskant.
Aber wie das obige Beispiel ja zeigt, nutze ich die S/L-Limits ja hin und wieder auch. Und manchmal gelingt es mir sogar!
Gruß, Der Privatier
Moin Privatier,
natürlich läuft man „Gefahr“, die letzten paar Prozente nicht mitzubekommen. Aber wie heißt es so schön: Wer den letzten Tropfen aus der Kaffeekanne haben will, dem fällt der Deckel in die Tasse. Ich habe mich schon öfters in der Psychofalle befunden, in der sich besonders Anfänger wahrscheinlich häufiger befinden: Hoffen und Bangen. „Wird schon wieder werden“. Und so habe ich Gewinne, die ich hätte realisieren können nicht realisiert und es wurde ein schlechtes Geschäft oder gar keines mehr, weil der Titel nicht mehr in den Quark kam – um einen Verlust etwas freundlicher zu umschreiben. Um „mich selber zu schützen“ setze ich daher einen S/L so ca. 10% unter Kurs und rücke diesen auch regelmäßig nach. Von den Kosten her sind die nicht ausgelösten und gestrichenen S/L Orders übrigens neutral. Ich komme mit diesem selbstauferlegten Regularium gut zurecht, weil es mich vor Herumgeeier und Bauchentscheidungen schützt. So muss wahrscheinlich jeder sein Ding finden.
Gruß
JustDoIt
Deine Denk- und Vorgehensweise mit dem Einrichten von S/L-Limits entspricht einem professionellen Risikomanagement und vermeidet emotionale Fehlentscheidungen.
Genau so ist es richtig und von daher solltest Du unbedingt dabei bleiben!
Ich bin halt nicht ganz so konsequent – was manchmal Nachteile hat, aber auch manchmal Vorteile. Im Falle des im Beitrag genannten Rohöl-Zertifikats wäre es allerdings wohl in der Tat besser gewesen, von Anfang an die Kurse mit einem S/L-Limit abzusichern. Gar keine Frage.
Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
Gruß, Der Privatier
Der Artikel ist wirklich sehr interessant. Ich habe mit in jüngster Vergangenheit ebenfalls mit dieser Thematik, vor allem mit den Zertifkaten beschäftigt. Aufgrund ihrer Beschaffenheit, können Zertifikate eine günstige und renditestärke Alternative zu den herkömmlichen Möglichkeiten der Geldanlage darstellen. Je nach Risikotyp kann auf unterschiedliche Zertifikatarten zurück greifen. Dieser Vorteil macht sie vor allem im Bereich der Retail-Produkte sehr beliebt. Im Gegensatz zu anderen Produkten, hier vor allem Fonds, darf man jedoch auf gewisse Risiken nicht vergessen. Die grundsätzlichen Risiken sind maßgeblich vom Zertifikatetyp abhängig. Ein Risiko betrifft jedoch alle – das Emittentenrisiko. Wenn man sich dessen Risiko bewusst ist, können Zertifikate als sehr gutes sowie auch renditestarkes Anlageinstrument dienen.