Top oder Flop – Folge 29: Optionshandel (Beginn)
Ich habe ja schon vor sehr langer Zeit (ca. 1996/1997) einige Male mit Optionen gehandelt. Mit gemischten Ergebnissen.
Aufgehört habe ich damals eigentlich aus zwei Gründen:
1. Damals gab es noch kein Online-Banking (tja… kaum vorstellbar! Ist aber so. Nachzulesen bei „Opa erzählt“ ) Und die Kurse vom Vortag immer nur einmal am Tag morgens in der Zeitung zu lesen und bei Käufen oder Verkäufen immer zum Telefon greifen zu müssen, um einem Bankmitarbeiter, der sonst nur Siemens- oder Bayer-Aktien gehandelt hat, einen Short-Put zu erklären, macht auf Dauer einfach keinen Spaß.
2. Damals hätte ich gerne einmal Strategien wie z.B. einen „Iron Condor“ (Kombination aus vier Optionen) gehandelt, aber bei den damaligen Kosten, war das schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.
Aber alles das ist natürlich bei einem Broker wie z.B. Captrader kein Problem und so wollte ich (ca. Mitte 2015) eben die alten Erfahrungen wieder einmal mit den heutigen Möglichkeiten etwas auffrischen.
Die Strategie
Als Strategie hatte ich mir zunächst einfache Stillhalter-Geschäfte vorgenommen. Als Stillhaltergeschäft bezeichnet man den Verkauf von Optionen (Calls oder Puts), bei denen man anderen Marktteilnehmern ein Recht verkauft. Nämlich das Recht, eine Aktie, einen Index oder ein anderes Underlying von einem selber zu kaufen oder an einen selber zu verkaufen. Zu festgelegten Kursen, versteht sich.
Und wenn man dieses Recht erst einmal verkauft hat, hat man es abgegeben und muss dann folglich „stillhalten“ und abwarten, was der andere macht. Ob er sein Recht ausübt oder nicht. Wenn man nicht mehr stillhalten möchte, kann man sein Recht jederzeit (bis zum Verfallstag) zurück kaufen und die Sache ist erledigt.
Wenn die Strategie so funktioniert, wie geplant, dass kann man damit nebenher ein regelmäßiges Zusatzeinkommen generieren. Und genau das war mein Plan.
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Begriffe im Optionshandel
Ergänzen möchte ich noch, dass man solche Stillhalter Geschäfte auch dann machen kann, wenn man die Basiswerte, auf die sich die Rechte zum Kauf oder Verkauf beziehen, gar nicht hat. Ich kann also durchaus jemand das Recht verkaufen, mir z.B. 100 Stk. Apple Aktien zu einem vorher festgelegten Kurs abzukaufen, ohne dass ich überhaupt eine einzige Apple Aktie besitze. Solche Verkäufe nennt man „naked“ .
Wenn eine Option zunächst verkauft wird, nennt der Optionshändler dies „short„. Und es gibt das Recht zum Kauf eines Underlyings (Call) und zum Verkauf (Put).
Und meine geplante Strategie war also der Handel von „Naked Short Calls“ oder „Naked Short Puts“ .
Oder auch gerne einmal beides gemeinsam und gleichzeitig. Das nennt man dann Straddle oder Strangle. Und das ist im Gegensatz zu jemand, der im Casino gleichzeitig auf Rot und Schwarz setzt, nicht etwa geisteskrank, sondern eine durchaus sinnvolle Strategie. Aber da geht schon wieder meine Begeisterung von Optionen mit mir durch und das würde jetzt hier zu weit führen.
Schauen wir uns lieber einmal an, wie sich meine Strategie so bewährt hat.
=> Teilerlass der Kirchensteuer beantragen
Mit: Vorgehensweise und Fallstricke
Erfolge und Misserfolge
Bevor wir uns eine grafische Darstellung der Kontoentwicklung der ersten ca. 3 Jahre ansehen, vorab noch der Hinweis, dass wir hier über ein Konto sprechen, dass ich ausdrücklich zu dem Zweck eingerichtet habe, ein paar Strategien auszuprobieren. Daher hat es auch „nur“ eine Größe von (anfänglich) 10.000 Euro.
Und das habe ich dann nach ca. 2 Jahren (von einigen Spitzen einmal abgesehen) auch noch bis auf einen Stand von 4.500€ in den Verlust gefahren (also ein Minus von 5.500€, siehe Grafik weiter unten). Für ein Optionskonto ist das keine wirklich ideale Größe, denn damit sind die Möglichkeiten der Handlungen und Strategien doch ziemlich beschränkt. Sich aus einem solchen Tief ohne zusätzliches Kapital wieder empor zu arbeiten, ist ein ziemlich „zähes“ Vorhaben und geht entsprechend langsam voran.
Aber ich hatte mir von Anfang an fest vorgenommen, kein weiteres Kapital einzuzahlen. Der Optionshandel sollte sich selbst finanzieren. Oder eben nicht.

Abbildung: Kontostand, Optionen – © P. Ranning
Das anfängliche heftige „Auf und Ab“ inkl. einiger schmerzlicher Verluste war teilweise auch eine Folge des Ausprobierens verschiedener Strategien. So habe ich auch einige Long-Positionen gehandelt, auch Strangles, Straddles und Calender Spreads. Auch einige wenige Trades mit deutschen Aktien-Optionen probiert.
In etwa zum Tiefpunkt der Kurve habe ich meine Handelsstrategie dann konsequent vereinfacht und ausschließlich nur noch Puts auf amerikanische Aktien verkauft. Die Short Puts immer mit dem Ziel, die Prämie zu vereinnahmen. Also niemals mit dem Hintergedanken, ggfs. auch die Aktien haben zu wollen.
Und mit einer eher vorsichtigen Auswahl von Werten mit einem Delta von ca. 0,10 (oder leicht mehr). Damit das dann trotzdem noch etwas einbringt, habe ich mich auf höhere Prämien konzentriert, d.h. volatile Basiswerte mit hohen Kursen. Ganz typisches Beispiel war hier Tesla. Mit solchen Werten können dann auch nennenswerte Prämien in kürzerer Laufzeit erzielt werden (weekly options).
Diese Faktoren (kürzere Laufzeiten, höhere Spreads) bedeuten wieder ein höheres Risiko, was sich dann eben in der Prämie niederschlägt.
Zunächst mit dem Resultat, dass sich das Konto wieder ganz langsam noch oben bewegte. Wie sich das dann weiter entwickelt hat, sehen wir in der nächsten Folge.
Kleine Anmerkung noch zu den Spitzen in der Grafik, die unterhalb des Tiefstandes liegen: Das liegt an meiner Art der Buchführung, die beim Rollen einer Position (Schliessen einer bestehenden und Öffnen einer gleichartigen neuen Position) zunächst nur den Verlust der geschlossenen Position festhält, die Prämieneinnahmen der neuen Position aber erst zeitversetzt später verbucht.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Na da bin ich ja gespannt auf den zweiten Teil 🙂
Freu mich auf jeden Fall, dass du dich dem Thema wieder annimmst. Ich denke, das ist der richtige Weg!
Mit dem zweiten Teil wird es in dieser Woche wohl nichts mehr werden. Ich bitte also um ein wenig Geduld…
…und dann werden wir sehen, ob es der richtige Weg ist. 😉
Gruß, Der Privatier
Optionen ( lat. freier Wille )
Ich würde es mal frei als “ Möglichkeiten “ übersetzen .
Aber für die anderen Mitlesenden , sollte evt. nochmal kurz mitgeteilt werden , worum es bei den Optionshandel überhaupt geht .
Hier geht es um den AN / VERKAUF oder auch HANDEL von “ RECHTEN “
Und zwar um “ RECHTE “ etwas unterlegtes ( underlying ) zu einem bestimmten
Zeitpunkt zu einem vorher festgelegten Preis AUSÜBEN zu können oder ( UND DIESES IST WICHTIG ZU VERSTEHEN ) auch VERFALLEN zu lassen .
Dieses entweder laufend ( Amerikanisch ) oder zu einem festen Endzeitpunkt
( Europäisch ) .
Also in Summe wird es immer darum gehen , ein Recht entweder auszuüben , oder eben auch nicht auszuüben . Also seine Optionen / Möglichkeiten zu nutzen oder verfallen zu lassen , da auch dieses eine Möglichkeit ist .
Für den erhalt eines Rechtes , ist es so wie im richtigen Leben auch , muss immer eine Prämie gezahlt werden . Bist Du selbst der Rechte-Geber ( also Stillhalter / oder auch Versicherung ) , kannst Du auch eine Prämie erhalten , musst jedoch auch das Recht bevorraten ( oder zumindest abgesichert sein es irgendwo zu bekommen ) .
Dieses Peter , würde ich VOR einem Einstieg mit Optionshandels-Strategien ,
worum es hier ja vermutlich gehen soll , als Einstieg zum Verständnis für Optionen schon für wichtig halten .
Nicht das sonst wieder gedacht wird , es geht um den Optionsscheinhandel ( der dahinterstehende Vertrag ) . Bei den Optionsscheinen sind die Otionen bereits durch einen Emittenten ( Herrausgeber-Versicherungsunternehmen in dem Fall der Stillhalter ) in Verträge die auch handelbar sind , festgelegt .
Dieses ist aber sehr wohl ein Unterschied , da die Seite des Stillhalters hier NICHT mehr eingenommen werden kann .
Ich hoffe dieses konnte etwas zu Optionen und den Optionshandel beitragen und zeigt evt. auch den Unterschied zu Optionsscheinen / Optionsscheinhandel .
Da hoffe ich mal das dieses jetzt alles so richtig ist , evt. zu einem besseres Verständnis beitragen kann und Du dieses genauso siehst .
Früher ist überwiegenderweise der Optionshandel für die Absicherung
anderer Geschäfte eingesetzt worden . Also hier sind Risiken die in einem Geschäft lagen mit diesem anderem Geschäft abgesichert , Gegengesichert worden
( Währungsrisiken u.s.w. ) war also überwiegend eine Risikovermeidung des ersten Geschäfts .
LG Det
Danke Det für diese ergänzenden Erläuterungen!
Es ist schwierig, etwas über Optionen zu schreiben, ohne ein paar grundlegende Zusammenhänge vorauszusetzen oder dies nur mit ganz wenigen Worten zu erläutern. Wollte ich dies allerdings vernünftig machen, müsste ich eine mehrteilige Serie daraus machen.
Danke deshalb, dass Du mit Deinen Worten einmal ein paar wichtige Grundgedanken des Optionshandels geschildert hast und auch auf den Unterschied zu Optionsscheinen hingewiesen hast.
Gruß, Der Privatier
Kurz, knapp und interessant geschrieben. Ich bin gespannt auf Teil 2 🙂
Gruß
Johann von tradingreise.com
Teil 2 ist soeben fertiggestellt und wird morgen früh hier veröffentlicht.
Gruß, Der Privatier
Hallo,
Freut mich, dass du wieder begonnen hast Optionen zu handeln.
Ich handle eigentlich zu 90 % Optionen auf Dividendentitel, die ich sowieso kaufen würde.
Somit macht es mir nichts aus, wenn ich ausgeübt werden. Anschließend verkaufe ich covered Calls darauf.
Ich versuche alles mögliche zu lesen wo es um den Optionshandel geht, also werde ich vielleicht hier mal öfter reingucken 🙂
Darf ich dich auf meine Blogroll setzen?
mfG Chri
Sehr schön! Einer der seltenen Vertreter aus der Gattung der Optionshändler!
In meinem Blog geht es allerdings bisher nur ganz am Rande um Optionen. Aber da mich das Thema selber schon immer fasziniert hat, will ich hin und wieder einmal darauf hinweisen und vielleicht ein wenig Interesse wecken.
So werde ich in einem der kommenden Beiträge (wahrscheinlich im übernächsten…) ein Buch vorstellen, welches ich gerade lese und das sich speziell mit Stillhalter-Strategien befasst.
Am besten oben rechts auf der Seite eine Benachrichtigung über neue Beiträge auswählen, dann verpasst Du nichts.
Und… ähm… Blogroll? Fragt man da nach, ob man das darf? Hmm…
Habe ich noch nie gemacht! Aber von mir aus: Natürlich! Immer gerne. Kein Problem.
Gruß, Der Privatier
Gut, du hast das erste Jahr überstanden, gratuliere 🙂
Überhebeln ist wohl einer der klassischen Fehler, die jeder am Anfang macht. Es ist verdammt schwer den Einfluss des Hebels und der Volatilität ohne die Erfahrung wirklich gut abzuschätzen. Da wird man fast zwangsläufig irgendwann übermütig.
Bleib dran!
VG, Rico
Hi, Rico!
Ja, klar – ich bleibe dran! Wie sieht es denn bei Dir aus? Zum Thema Optionen hast Du ja lange nichts mehr geschrieben…
Gruß, Der Privatier
Du hast recht, ich habe einfach nicht die Zeit noch Artikel zu schreiben, obwohl es da immer noch viel zu sagen gibt 🙁
Habe das aber jetzt geändert und ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert. https://www.erfolgreich-sparen.com/2016/09/einnahmenreport-ein-jahr-nach-dem-depot-crash/
Das ist ja prima, Rico. Das freut mich. Schließlich gibt es ja über Optionen ansonsten nicht allzu viel zu lesen. Bin gespannt und werde gleich mal schauen…
Gruß, Der Privatier
Hallo zusammen, auch wenn der Artikel etwas älter ist möchte ich mal eine Anregung geben ….
Ich habe mich nun auch etwas mit Optionen beschäftigt und werde hier in den Handel einsteigen – die ersten Trades sind auch schon angestoßen.
Falls ihr es noch nicht kennt: schaut euch mal die umfangreichen Videos von Jens Rabe zum Thema „Optionsstrategien“ und „Aktien“ bei YouTube an. Da kann man ne Menge lernen – zum einen wie Jens „Investitionen in Aktien“ sieht und wie er ein Langfristdepot aufgebaut hat (Fokus auf regelmäßigen Cashflow); zum anderen wie mit dem Optionshandel Geld verdient kann – und im Aktienkanal verbindet er auch beides und macht Videos wie Investoren (Aktien/ETFs) mit Hilfe von Optionen ihren Cashflow verbessern können.
Hier mal die direkten Links:
Optionsstrategien: https://www.youtube.com/channel/UCAqIFKP2tthRbuAf7bzuBxQ?ucbcb=1
Investieren: https://www.youtube.com/channel/UCCPM1klqoABXV0cl8c3FDQw?ucbcb=1
Ich habe mir auch mal seinen „Basiskurs Optionsstrategien“ für 5€ gegönnt – das war gut investiertes Geld
VG
Jürgen
Ich kann da nur zustimmen: Ich bin normalerweise überhaupt kein Fan von YouTube-Videos oder Podcasts, da ich meistens das Gefühl habe, viel zu viel Zeit zu investieren für eine Aussage, die man auch in einen Satz hätte packen können.
Die „Optionsstrategien“ von Jens Rabe sind da die einzige Ausnahme, die ich mache und von denen ich nach Möglichkeit keine Folge verpasse.
Nachteil für Neueinsteiger und Anfänger ist allerdings, dass die Folgen nicht aufeinander aufbauen oder irgendeine Ordnung hätten, so dass man „von vorne an“ etwas lernen könnte. Aber dazu ist dann der ebenfalls von Dir genannte „Basiskurs“ sicher zu empfehlen. Ich muss gestehen, dass ich ihn zwar auch bestellt habe, aber noch keine Zeit gefunden habe, einmal hinein zu schauen.
Aber ich lese ohnehin viel lieber Bücher und habe mir für die Auffrischung meiner Optionserfahrungen gleich drei Bücher zugelegt, die ich auch alle drei empfehlen kann:
* Jens Rabe und Kai Skoruppa: Optionsstrategien für die Praxis
* Dr. Peter Putz: Strategisch Investieren mit Aktienoptionen
* James Cordier: The Complete Guide to Option Selling
Alle drei behandeln als Schwerpunkt den Verkauf von Optionen und sind für einen absoluten Einsteiger, der vorher noch nie etwas mit Optionen zu tun hatte, vielleicht nicht so unbedingt geeignet. Das Buch von Peter Putz habe ich übrigens in meinen Buchvorstellungen etwas detaillierter beschrieben. Ach ja… und das letzte Buch der Liste von J. Cordier ist auf Englisch und recht teuer. Aber vielleicht muss es ja auch nicht die aktuelle Ausgabe sein.
Insgesamt aber alle drei auf jeden Fall lesenswert!
Gruß, Der Privatier
Als Anfänger auf jeden Fall zuerst den Basiskurs durchgehen!
VG
Jürgen
Ja! Auf jeden Fall.
Und die 5€ für ca. 60 Videos auf zwei DVDs sind lediglich eine Beteiligung an den Produktions- und Versandkosten.
Gruß, Der Privatier
Noch einen Punkt: die DVDs gibt es nicht mehr, da diese nicht mehr neu aufgelegt wurden. Man bekommt nun einen Login auf ein System, das die Videos online zur Verfügung stellt (zum Betrachten – nicht zum Download).
Funktioniert auch einwandfrei …
VG
Jürgen
Okay, danke für diesen ergänzenden Hinweis. War mir nicht bewusst.
Gruß, Der Privatier
Guten Tag,
bin Anfänger im Bereich Optionsstrategien und Stillhalter-Geschäften und bin auf der Suche nach Trading -Seminaren und/ oder einem „Trading-Stammtisch“ , falls möglich, im Rhein-Main-Gebiet.
Wer hat Erfahrung damit und kann dazu nützliche Hinweise geben?
Vielen Dank
Mit einem „realen“ Trading-Stammtisch kann ich leider nicht dienen. So etwas macht man heute sicher auch eher digital, sprich in Foren oder Facebook-Gruppen.
Auch wenn ich selber dort nicht aktiv bin, so weiß ich doch, dass der oben bereits erwähnte Jens Rabe auch eine Facebook-Gruppe hat. Und seine ebenfalls bereits genannten YouTube Videos schaue ich mir regelmäßig an.
Natürlich bietet Jens Rabe auch „echte“ Seminare an. Hat er zumindest. Ich habe gerade so eine Erinnerung, als wollte er dies beenden. Einfach einmal auf der Seite „Optionstrategien“ nachschauen.
Gruß, Der Privatier