Kap. 12.2: Liquidität
Im letzten Beitrag über meine geplante Depot-Struktur habe ich ja schon erläutert, was ich unter „Liquidität“ verstehen möchte:
Ich fasse unter dem Begriff „Liquidität“ alles zusammen, was relativ einfach und schnell zur Verfügung gestellt werden an. Angefangen von normalen Giro- und Depot-Konten über Tagesgeldkonten, aber auch spezielle Spar-Formen mit bis zu dreimonatiger Kündigungsfrist.
Begonnen habe ich damals (auch aus Gründen der Gewohnheit) mit einem ganz normalen Online-Sparangebot der Postbank, welches zum damaligen Zeitpunkt noch eine für ein „Sparbuch“ ganz ordentliche Rendite zu bieten hatte. Praktisch war auch die Möglichkeit, monatlich bis zu 2.000 Euro ohne großen Aufwand abheben zu können.
=> Serie: Hinweise zum Dispojahr
Mit: Grundlagen, Durchführung, Vor- und Nachteilen
Nachdem ich mich gerade an das Verfahren gewöhnt hatte, hatte ich aber den Eindruck, dass hier eher still und heimlich im gefühlten monatlichen Rhythmus die Zinsen Stück für Stück gesenkt wurden. Solange bis mir das irgendwann zu dumm wurde und ich die bis dahin geparkte Summe erst einmal komplett gekündigt habe. Bei einer 3monatigen Frist gibt einem das Gelegenheit, sich nach einer anderen Alternative umzusehen.
12.2.1 Tagesgeld bei Depotwechsel
Und dabei konnte ich dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Da ich ohnehin ein weiteres Wertpapier-Depot eröffnen wollte (mehr dazu später), konnte ich ein Depot-Wechsel Angebot der DAB-Bank nutzen, welches mit einem Tagesgeldkonto mit einem Zinssatz von 3% verbunden war. Das ist für ein Tagesgeldkonto schon sehr gut und wird eigentlich nur von Angeboten überboten, die dann aber einen kompletten Übertrag eines Depots erfordern.
Allerdings sind solche Angebote immer zeitlich begrenzt. In meinem Fall auf ein Jahr. Aber es war schon mal ein Anfang. Danach würde ich dann weiter sehen…
Nun – inzwischen habe ich „weiter gesehen“… Das Angebot der DAB-Bank ist längst beendet. Was aber auch nicht weiter schlimm ist. Denn die ursprünglich dort geparkte (doch recht hohe) Summe habe ich natürlich Stück für Stück in hoffentlich sinnvolle Wertpapiere investiert und mir inzwischen auch ein paar weitere Gedanken zu den Erfordernissen an Liquidität gemacht. Dazu mehr im nächsten Beitrag, wenn ich über die Liquidität aus aktueller Sicht berichte.
Dass ich meine Kontoverbindung zur DAB-Bank inzwischen fast vollständig wieder beendet habe, hat damit übrigens gar nichts zu tun und hat andere Gründe (s. Beitrag: Top oder Flop: DAB-Bank).
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hi Privatier,
vl noch als Ergänzung:
Es gibt die ein oder andere Privatbank, die offensiv mit 2-3% Zinsen wirbt und dann aber nicht nur einen Depotwechsel sondern auch den Kauf eines hauseigenen Investmentfonds als Bedingung für die 3% auf die Spareinlage, vorschreibt. Da diese Fonds mit mind. 5% Ausgabeaufschlag versehen sind, lohnt es sich für die Bank natürlich mit einem temporären hohen Zinssatz zu werben.
Viele Grüße
Tim von anlago
Ich bin ja generell immer skeptisch, wenn ich solche Kombinations-Angebote sehe. Irgendwie habe ich dann immer das Gefühl, anders wird man irgendwelche Ladenhüter wohl nicht los.
Kombinationen aus Festgeld und Fondsanlagen hat es in der Tat schon öfter von unterschiedlichen Banken gegeben, zu ähnlichen Konditionen wie von Dir beschrieben. Ergänzend müsste man dann wohl noch sagen, dass es die Zinsen meist nur für einen begrenzten (kurzen) Zeitraum gibt und es oft weitere Bedingungen gibt, z.B. gleiche Anlagesumme für Festgeld und Fondsanteile.
Ich halte solche Angebote eher für „Bauernfängerei“, da man entweder die speziellen Fonds nicht wirklich haben möchte oder aber (wenn die Auswahl der Fonds frei ist) diese genauso gut auch oft über die Börse ohne Aufschlag kaufen könnte. Damit zahlt man bei einem solchen Angebot dann mehr für den Ausgabeausschlag, als man auf der anderen Seite an Zinsen bekommt.
Wie Du schon gesagt hast: „Lohnt sich für die Bank“. Aber eben nur für die…
Gruß, Der Privatier
Genau, Bauernfängerei ist das richtige Stichwort. Mann muss sich immer Fragen warum eine Bank Zinsen bezahlen will, die weit über Marktniveau liegen. Entweder ist es eine kurzweilige Marketingkampagne oder es gibt bereits Refinanzierungsprobleme.
Viele Grüße
Tim
Liquidität ist für mich kein großes Thema, warum?
Da ich (noch) gut in Lohn und Brot stehe und eine über 50%-ige Sparquote habe, wird jeden Monat eine ordentliche Liquiditätsreserve in die Kassen gespült. Stehen absehbare Ausgaben bevor (z.B. PKV-Jahresabbuchung, Urlaub, den ich mit etwa 3- bis 4-facher Summe der zu erwartenden Ausgaben auf mehreren Konten für den Fall eines Kreditkartendiebstahls etc. absichere), so lege ich was zurück.
Auch das 3%-DAB-Tagesgeldkonto konnte sich ein ordentlicher Opportunity Sniper nicht entgehen lassen 😉 – habe ich aber auch nicht mehr.
Die andere Seite meiner Liquidität sind meine börsengehandelten Wertpapiere: Verkaufen und Geld an die notwendige Stelle transfereieren dauert < 1 Woche. Da mag der eine oder andere vielleicht einwenden: Nein, nein – Aktien sind doch für den langfristigen Vermögensaufbau da! Ja, stimmt. Doch:
1. Es ist eine Reserve für unabsehbare Ereignisse. Die habe ich bisher – glaube ich – noch nie anfassen müssen.
2. Wenn ich meine Wertpapiere – hauptsächlich Aktien und ETFs – anfasse, dann kann ich in wenigen Monaten reinvestieren, wenn ich nicht gerade eine Immobilie kaufe. Da mag wieder ein Einwurf kommen: "Aber wenn eine Hausse die Aktien inzwischen in schwindelerregende Höhen treibt: Dann hast Du sie verpasst!". Stimmt. Aber was ist, wenn so wie in den letzten Wochen die Bären das Parkett regieren? Ich kann bei der Entscheidung für eine Parkettpause sinnvollerweise nur von einem mittleren Erwartungswert für die auf die "Börsenauszeit" gerechnete verpasste Jahresrendite rechnen und muss (darf) dann eben mit den Abweicheungen davon leben.
Naja – da bist ja auch (noch) in fast genau entgegengesetzter Lage, wie es ein Privatier üblicher Weise ist. Bei Dir kommt aufgrund des regelmäßigen Einkommens und der hohen Sparquote jeden Monat zusätzliche Liquidität rein, die dann auch irgendwo geparkt oder investiert werden will.
Bei mir ist es umgekehrt: Es fließt ständig was ab und ich muss schauen, wo es herkommt. Werde ich aber im nächsten Beitrag noch einmal genauer drauf eingehen.
Vorab möchte ich aber noch etwas über meinen neuen Broker Captrader erzählen.
Gruß, Der Privatier
Hallo Privatier,
ich sehe natürlich ein, dass ich dann, wenn ich in den Privatier-Status wechseln werde, nicht allmonatlich mit einem Geldsegen überschwemmt werde. Dann muss ich wahrscheinlich umdenken: größerer Anleihenanteil, der oftmals ziemlich illiquide ist bzw. über einen hohen Spread verfügt. Und auch klar: Kosten bleiben bestehen und Substanz muss abgebaut werden: der Geldspeicherpegel fällt. Schnief!
Ich denke aber, dass viele Deiner Leser noch auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit wie ich noch in Lohn und Brot stehen und mit sehr liquiden Anlagen ein zusätzliches passives Einkommen erwirtschaften. Denen wird wahrscheinlich auch immer wieder von Liquidität gepredigt, obwohl sie schon über eine solche verfügen – war bei Dir wahrscheinlich auch so.
Auf einen wesentlichen Unterschied zwischen uns habe ich aber noch nicht hingewiesen: ich habe keine Immobilie, die im Falle eines Orkans/ Flut/ Feuer etc. eine höhere Investition erfordern würden – denn bei höheren Beträgen sind die lieben Versicherunsgesellschaften nicht immer dafür bekannt, dass sie wie in Ihren bunten Werbebroschüren versprochen schnell und unbürokratisch helfen.
Gruß
OS