Buchvorstellung: „Der Finanzwesir“ von Albert Warnecke
Heute möchte ich einmal ein Buch vorstellen, das Blogger-Kollege Albert Warnecke (besser bekannt als „Der Finanzwesir“) Ende 2016 veröffentlich hat.
Der Titel lautet (Überraschung!): „Der Finanzwesir“ . Untertitel: Was Sie über Vermögensaufbau wirklich wissen müssen.
Als Zielgruppe hat Albert Warnecke wohl Einsteiger in die Finanzwelt im Auge gehabt und so habe ich mich zunächst auch gar nicht angesprochen gefühlt, aber nachdem ich dann eher zufällig festgestellt habe, dass Albert und ich ja nicht nur als Ingenieure und Blogger quasi Kollegen sind, sondern unsere Bücher auch noch beide im Tredition-Verlag erschienen sind, war ich dann einfach einmal neugierig, was der Finanzwesir da zusammengestellt hat.
Außerdem schaffe ich es nur noch in seltenen Fällen, die vielen Finanzblogs regelmäßig zu lesen und so habe ich auch beim Finanzwesir in letzter Zeit selten die Blog-Beiträge verfolgen können. Von daher eine gute Gelegenheit, sich das gesammelte Wissen einmal in kompakter Form und am Stück zu Gemüte zu führen. Wobei „kompakt“ etwas untertrieben ist, denn immerhin umfasst das Werk ca. 440 Seiten.
=> Aktuelle Rechenwerte
Mit: Sozialversicherungen und Steuern
Respekt
Und um dies gleich einmal am Anfang los zu werden: Ein Buch, welches über 440 Seiten ein kompaktes Finanzwissen vermittelt, das eine Vielzahl von selbst erstellten Diagrammen und Tabellen enthält, sauber strukturiert und recherchiert ist, dabei locker, verständlich und auch noch unterhaltsam geschrieben ist, verdient meinen größten Respekt. Ich weiß sehr genau, was für eine enorme Arbeit darin steckt.
Zum Inhalt
Schon in der Einleitung kündigt Albert an, dass er sich nicht ausschließlich mit finanzmathematischen Kennziffern und Analysen befassen wird, sondern dass es auch immer um Philospohie und Psychologie gehen wird. Und so gliedert er sein Buch in fünf aufeinander aufbauenden „Ebenen“:
An der Basis steht die Anlagepolitik, bei der es zunächst einmal um die Ziele im Leben geht, um die Einstellung zu Reichtum oder finanzieller Unabhängigkeit, aber auch um Lebensstil, Familienplanung, Immobilien-Pläne usw.
Darauf aufbauend folgt dann die Ebene, die sich mit dem sinnvollen Mix aus Aktien und Anleihen befasst, gefolgt von der Frage nach einem aktiven oder passiven Management.
Sind diese Entscheidungen einmal gefallen, folgt dann die konkrete Produktauswahl und abschließend Hinweise zu Kauf und Verkauf, sowie der richtigen Broker-Wahl.
Insgesamt eine sehr schöne äußere Struktur, die eben auch die menschlichen (oder wie Albert es nennt: die philospohischen und psychologischen) Aspekte nicht außen vor lässt. Innerhalb der einzelnen Ebenen habe ich allerdings zwischendurch schon einmal etwas den roten Faden verloren oder hätte mir an manchen Stellen mal etwas mehr oder auch weniger Details gewünscht. Aber das ist dann sicher auch teilweise Geschmacksache.
Details
Gerade in den Details bin ich sehr oft anderer Meinung als der Finanzwesir. Wobei dies keinesfalls an den fachlichen Aussagen liegt. Die sind (soweit ich das beurteilen kann) alle korrekt und wirklich sehr detailliert dargestellt.
Aber mit der persönlichen Beurteilung kann ich mich oft nicht anfreunden. Das mag zum Teil daran liegen, dass wir beide entweder ganz unterschiedliche Erfahrungen im Laufe der langen Jahren gesammelt haben oder dass wir oft eine grundsätzlich andere Einstellung zu vielen Dingen haben.
So kann ich z.B. eine Aussage wie „Optionen und Derivate wie beispielsweise Optionsscheine sind nichts für Privatanleger“ überhaupt nicht unterschreiben. Oder die Meinung, dass man sich entweder für den Aufbau eines Depots oder für den Kauf einer (eigenen) Immobilie entscheiden muss. Beides gleichzeitig sei ein „No-Go“. Nein, kann ich so nicht bestätigen. Oder die Priorisierung der eigenen Arbeitskraft. Oder die Ablehnung von Crowdinvesting, oder, oder…
Nein, Albert – da stimme ich Dir nicht zu.
Aber – was würde Albert darauf antworten? Ich denke etwas in der Richtung: „Für Dich habe ich das Buch ja auch nicht geschrieben. Sondern für einen Einsteiger, der sich teures Lehrgeld und unnötige Kosten für überteuerte Finanzprodukte sparen soll.“ Also eine möglichst niedrige Einstiegsschwelle schaffen, die auch für jemand nutzbar ist, der im Alltag nicht allzu viel Zeit mit seinen Finanzen verbringen will.
=> Ach was? - Progressionsvorbehalt
Mit: Erläuterung des Prinzips und Beispiel
Für wen ist das Buch zu empfehlen?
Die Zielrichtung, die der Finanzwesir empfiehlt, ist ganz klar ein passives Investment:
Idealerweise also langfristige, regelmäßige Investments (z.B. per Sparplan) in ein bis drei sehr breit aufgestellte ETFs (MSCI World etc.).
Und an dieser Stelle sind wir dann auch wieder einer Meinung: Für jemand, der sich bisher nicht um die Feinheiten der Finanzwelt gekümmert hat und dies auch zukünftig nicht vorhat, ist dies ein sehr guter Vorschlag. Zumindest dann, wenn er auch noch genügend Zeit mit bringt. Habe ich übrigens selber noch kürzlich einem guten Freund empfohlen. Also: Völlig korrekt.
Aber da gibt es ja auch die große Zahl der aktiven Anleger, die teilweise ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen. Ob sie sich nun zu dem Dividenden-Anlegern zählen, oder zu den Value-Investoren, den Fundamental-Kennziffern- oder den Chartmuster-Analysten, Zertifikate-, Options- oder Nachranganleihen-Fans: Die alle werden sich hier nicht wieder finden.
Und dennoch (oder gerade deshalb?) würde ich auch all diesen aktiven Anlegern empfehlen, das Buch des Finanzwesirs einmal aufmerksam zu lesen. Zum einen, weil ich der Meinung bin, dass sich in jedem Buch irgendwo ein Gedanken finden wird, der die eigene Gedankenwelt ergänzt oder abrundet, zum anderen weil es eben den aktiven Ansatz auch deutlich hinterfragt. Und eine gewisse selbstkritische Reflektion hat noch nie geschadet.
Und wer sich ohnehin bereits intensiv mit Finanzthemen befasst hat, dem wird das Lesen auch noch großes Vergnügen bereiten. Denn auch wenn ich im Detail nicht immer einverstanden war, so hat mir die Art, in der Albert sein enormes Wissen vermittelt, doch so viel Spaß bereitet, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe.
Das Buch „Der Finanzwesir“ von Albert Warnecke gibt es (zum Beispiel) bei Amazon als Taschenbuch für 24,95€ oder auch als E-Book für 17,99€.
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Lieber Privatier,
vielen Dank für die nette Rezension (mein Verlag hat mich heute darauf hingewiesen). Du hast recht, für Dich habe ich das Buch nuicht geschrieben. Aber Du hast es ja auch schon geschafft 😉
Ich will die Menschen niederschwellig und mit Humor vom Tagesgeld an die Börse locken.
Wer dann Blut geleckt hat und sich einfuchsen will: Bitte, immer doch. Crowdfunding, P2P, Stillhalterstrategien, Immos als Business – was immmer das Herz begehrt.
Aber erst mal die Basics. 😉
Gruß
Finanzwesir
Hatte ja auch mal einen Beitrag geschrieben, in dem ich mich kritisch mit dem Manifest des Finanzwesirs auseinander gesetzt hatte (Mein Plädoyer für Stockpicking). Seine Philosophie ist genau das Richtige für den passiven Investor (also nicht unbedingt für mich :-)). Einfach regelmäßig den gleichen Betrag in 1-2 breit aufgestellte ETFs investieren und dann abwarten.
Seine kostenlosen Podcasts (zusammen mit dem Finanzrocker) sind sehr empfehlenswert.