Kap. 4: Der Finanzplan
Kap. 4.1: Erkenntnisse
Zwei wichtige Erkenntnisse zu Thema „Finanzplan“ möchte ich gleich vorweg schicken und zwar:
1. Man kann nicht früh genug damit beginnen, einen Finanzplan zu erstellen.
2. Man kann nicht alles planen.
Aber was ist überhaupt mit dem Wort „Finanzplan“ gemeint?
Nun, im Kern geht es darum, herauszufinden, ob die zur Verfügung stehenden Mittel (Vermögen, Abfindung, etc.) und die zukünftig zu erwartenden Einkünfte (Arbeitslosengeld, Rente, Nebenverdienst) langfristig ausreichen, die laufenden Kosten des Lebensunterhaltes abzudecken.
Dieses ist – wie überhaupt das ganze Vorhaben – nicht so ganz einfach und darum eben auch die beiden oben genannten wichtigsten Erkenntnisse sozusagen als Grundlagen für die weiteren Überlegungen.
=> Aktuelle Rechenwerte
Mit: Sozialversicherungen und Steuern
Frühzeitig beginnen
Eine vollständige Übersicht über alle Einnahmen und Ausgaben zu bekommen und diese auch noch über die nächsten 20-30 Jahre im Voraus kalkulieren zu wollen, ist schwieriger, als vielleicht zunächst angenommen und deshalb kann ich nur empfehlen, möglichst frühzeitig damit zu beginnen.
Und mit „frühzeitig“ meine ich nicht etwa zu Beginn etwaiger Vertragsverhandlungen zum Ausscheiden aus der Firma, sondern wesentlich früher. Am Besten fängt man damit an, sobald sich irgendwo im Inneren der Wunsch oder auch nur die vage Idee regt, einmal in ferner Zukunft vielleicht einmal ein oder zwei Jahre früher als normal das Arbeitsleben zu beenden.
Diese sehr frühe Beschäftigung mit dem Thema hat gleich mehrere Vorteile:
Zum Einen bleibt genügend Zeit, den Plan zu verändern, zu korrigieren, zu erweitern, neue Aspekte hinzuzufügen oder auch zu entfernen.
Gleichzeitig bietet ein richtig gemachter Plan auch jederzeit einen Überblick, ob das Ziel zu erreichen ist, bzw. wie viel (Zeit oder Geld) noch fehlen, um dem gewünschten Ziel näher zu kommen.
Weiterhin erfordert die Erstellung eines solchen Planes zwingend die Beschäftigung mit allen Themen, die dort einfließen. Angefangen von steuerlichen Fragen, über Fragen zu den unterschiedlichsten Renten-Varianten, Arbeitlosen- und Kranken-Versicherungen und vieles mehr. So lernt man ganz nebenbei die Dinge kennen, die ohnehin später auf jeden zukommen werden. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Die Thematiken sind umfangreich und es wäre besser, früh damit zu beginnen!
Zuletzt gibt einem ein frühzeitig erstellter Finanzplan jederzeit eine gewisse Sicherheit, auf unverhofft kommende Angebote seitens der Firmenleitung spontan zumindest eine grobe Idee zu haben, ob es sich lohnt, über das Angebot nachzudenken oder ob man es sofort als uninteressant ablehnen sollte (oder aber auch, ob man es auf keinen Fall verpassen sollte).
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Mit: Böse Überraschungen, Hintergründe, Tipps
Nicht alles planen
Auch wenn es natürlich optimal wäre, einen Plan so erstellen zu können, dass alle Eventualitäten der Zukunft mit berücksichtigt wären, so ist es doch schier unmöglich. Zu vielfältig sind die Einflussfaktoren, deren Abhängigkeiten voneinander und vor allen Dingen deren Vorhersehbarkeit für die Zukunft.
Gerade für einen ersten Plan, den man frühzeitig beginnt (weit vor dem Zeitpunkt, an dem der Ausstieg geplant ist), ist es aber auch gar nicht wichtig, wirklich jedes Detail einzuplanen. Hier reicht erst einmal eine grobe Planung, um ein Gefühl für die Machbarkeit zu bekommen.
Und um solch einen ersten Plan wird es dann im nächsten Beitrag gehen: Um einen Vorschlag für einen Finanzplan.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo,
sehr gute und anregende Gedanken sind hier niedergeschrieben. Zwar scheinen einige Tipps sehr simpel und sogar selbstverständlich. Da ich aber selber seit einigen Jahren selbstständig arbeite, weiß ich aus eigener Erfahrung wie schwer die Umsetzung letzten Endes wirklich ist 😉
Gruß,
Markus
Hallo,
Finde es genau richtig, dass Du einen ausführlichen Finanzplan als Grundlage für die Entscheidung zu Fragen der finanziellen Freiheit vorschlägst. So ist nicht nur der Weg in Richtung finanzielle Freiheit aufgezeigt, sondern auch das Ziel definiert.
Ich gehe davon aus, dass es bei Erreichen der finanziellen Freiheit zu einer Änderung des Ausgabeverhaltens kommt – u.a. ist ja mit Wegfall des Jobs mehr Zeit für Aktivitäten und Geldausgeben vorhanden.
Hier der Verweis auf einen meiner Artikel zu diesem Thema: https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/06/04/was-bedeutet-finanzielle-freiheit/
Was meinst Du?
Viele Grüße,
FF
Ob es im Ruhestand zu einer Änderung des Ausgabeverhaltens kommt oder nicht, ist m.E. eine sehr individuelle Sache. Für mich persönlich rechne ich damit, dass sich Einsparungen und Mehrausgaben unter’m Strich ausgleichen werden. Interessant fände ich es mal Erfahrungsberichte von Leuten zu hören, die bereits auf eine gewisse Zeit im Ruhestand zurückblicken können.
Gruß
BigMac
@Finanzielle Freiheit, @BigMac:
Zur Frage der Änderung des Ausgabenseite kann ich sicher schon ein wenig beisteuern. Schließlich habe ich ja jetzt über vier Jahre Erfahrung!
Und diese Erfahrung besagt, dass sich die Höhe der Ausgaben kaum verändert hat. Ich mache ja keine detaillierten Aufzeichnungen, sondern gucke nur jeweils auf den Konto-Stand am Monatsanfang/-Ende. Aktuell habe ich eher den Eindruck, dass die Ausgaben leicht rückläufig sind.
Und in diesen Ausgaben sind dann auch bereits „altersbedingte“ Kosten wie Zahn-Reparatur oder neue Gleitsichtbrille, aber auch ein paar Sonderausgaben für Reparaturen am Haus enthalten.
Aber, wie BigMac schon richtig vermutet: Das wird wohl individuell sehr verschieden sein! Da wird man kaum eine Regelmäßigkeit von ableiten können.
Gruß, Der Privatier
Hallo zusammen,
Finde Eure Kommentare sehr interessant, insb. Deine Erkenntnis, dass Deine Kosten, Privatier, sogar zurückgegangen sind. Sicher stimmt auch, dass das jahrelang geübte und erlernte Verhalten beim Ausgeben nicht von heute auf morgen abgeändert werden wird.
Ich für meinen Teil plane vorsichtig, auch da ich davon ausgehe, dass ich mehr reisen werde, sobald die finanzielle Freiheit erreicht ist. Wie glaube ich viele von uns, habe ich Sorge, dann doch erkennen zu müssen, dass die finanzielle Freiheit dann doch noch ein wenig in der Zukunft liegt – das möchte ich auch druch den 30%-Aufschlag in meinem Artikel (https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/06/04/was-bedeutet-finanzielle-freiheit/) zum Ausdruck bringen.
Viele Grüße,
Finanzielle Freiheit
Ich bin 32 und mache mir schon lange Gedanken um meine spätere (vllt.) Rente. Ich finde es erschreckend, wie wenig Menschen sich in meinem oder jüngeren Alter über Finanzen auskennen.
Wenn ich sehe, wie die Entwicklung der Kosten in den letzten Jahren für Miete, Stom, Versicherung usw. gestiegen sind, dann fragt man sich wirklich, wie hoch die Versorgungslücke mal sein wird und wie man dieser begegnen will. Denn schließlich gibt es viele Menschen, welchen dieses Thema nicht bewusst ist und ihren Rentenbescheid nicht ernsthaft lesen bzw. verstehen.
Wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich mir mit 32 Jahren auch noch keine ernsthaften Gedanken über meine Rente gemacht. Da war ich viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt: Mit voller Energie im Berufsleben, große Erfolge und Begeisterung für Aktien, Börse&Co., das erste eigene Haus…
…und die Rente in gaaanz weiter Ferne.
Aber natürlich gebe ich Dir Recht! JEDER sollte sich (auch wenn es noch lange dauert) frühzeitig Gedanken machen. Sich informieren und sich um Alternativen bzw. Ergänzungen zur gesetzlichen Rente kümmern.
Gruß, Der Privatier
was meint ihr, reicht eine halbe Million EURO um mit 55 aufzuhören zu arbeiten und als Privatier zu leben bei vorhandenen Eigenheim
Faustregel: Alle Vermögenswerte (inkl. Renten) sollen für min. 360 monatlichen Ausgaben sichern können. Für 500 T€ sind monatlich ca. 1.400 €
360 Monate wären 30 Jahre, mit Mitte 60 würde ich ja auch Pension bekommen so cca. EUR 1.500 bis 2.000 netto im Monat.
Zur Frage von Kurti, mein Lebensstil ist eher sehr bescheiden, ich müsste mich nur einige Jahre selbst krankenversichern, ansonsten habe ich keine großen Ausgaben, Luxus wie teueres Auto oder Reisen gibt es bei mir nicht.
Dann sollte es ja eigentlich reichen
Natürlich reicht das incl.der gesetzlichen Rente.
ja das meine ich auch, hat jemand Erfahrung der mit Mitte 50 und so einem Betrag von EUR 500.000 das Leben als Privatier angetreten hat
Vielen Dank
Josef
Also ich habe mit 38 mit so einem Betrag aufgehört zu arbeiten. Seit 6 Jahren reise ich nur noch mit dem Wohnmobil durch europa, habe keine Miete zu bezahlen und lebe von den Zinsen und ca. 1500 euro Mieteinnahmen wie ein König.
Wie soll man eine solche Frage beantworten?
Wenn man sonst keine Infos hat.
Zu:
Lebensstil/Umstände (Familie…)
Sonstigen Vermögen
Jährlichen Ausgaben
Jährlichen Einnahmen
Zukünftigen sonstige Einnahmen (Renten,Dividende…)
Zukünftigen sonstige Ausgaben (Weltreise, Auto, Luxus…)
Zukünftigen Pflicht Ausgaben (Krankenkasse, „Steuern“, sonstige Versicherungen)
Mach einen Finanzplan mit Einnahmen und Ausgaben.
Wie gesagt Krankenkasse nicht vergessen. Und auch nicht die Preissteigerung (bzw. Inflation)!
Bei Kapitalverzehr werden die Einnahmen zukünftig wohl weniger.
Und Rücklagen für Renovierung/Erhalt des Hauses berücksichtigen.
Ich schließe mich da Kurti mal an.
Fazit: Mach einen Finanzplan mit Einnahmen und Ausgaben. Ein Vorschlag findet sich hier im nächsten Beitrag.
Gruß, Der Privatier
Danke an „Der Privatier“
Erstmal vielen Dank für die inspirierende Seite, aber auch die viele interessanten Kommentare und Fragen. Ich bin 44 und habe vor 3 Jahren aufgehört zu arbeiten. Diese Seite war für mich ein wichtiger Wegweiser. Gerade in Bezug auf meine private KV gibt es sicher noch Adjustierungsbedarf, aber ansonsten passt das. Mein Problem ist ein völlig anderes… nennen wir es Restangst.
Ich habe ein Aktiendepot von ca. 2MEUR, eine abbezahlte Immobilie in exzellenter Lage, die sofort für 900k, mit Geduld sicher mehr, veräußerbar wäre. Dazu habe ich eine Rentenanwartschaft über die gesetzliche von 900 Euro/Monat plus 350 Euro über die Berufsgenossenschaft. Darüber hinaus gibt es noch einen Rentenplan, der in 20 Jahren 750 TEUR ausschüttet und den ich dann entweder einmalig ausschütten kann oder über bis zu 20 Jahren mit einer Verzinsung von 6% nutzen könnte, was ca. 3000 Euro mtl. wären. Die Ausgaben in den letzten drei Jahren lagen immer so um die 35TEUR im Jahr. Und davon konnte ich gut leben und habe nichts vermisst. Aber trotzdem bekomme ich immer wieder Panikattacken, daß es nicht reichen könnte. Mal ganz nüchtern auf die Zahlen blickend macht das sicher keinen Sinn. Der Plan steht, es gibt einen deutlichen Risikopuffer, etc…
Aber diese Restangst vor dem Ungewissen habe ich völlig unterschätzt. Geht es da nur mir so? Das liest sich hier alles so souverän. Und falls es dem einen oder der anderen auch mal so gehen sollte, wie geht Ihr damit um?
Lieber Bedenkenträger,
bitte sei mir nicht böse, aber wenn ich diese Summen höre, dann soll ich mich doch lieber im Erwerbslosenforum bewegen. Hier stimmt das schon mit der „German Angst“.
Hallo Bedenkträger,
klingt alles sehr gut, was ich dabei nicht herauslesen kann über welche Barmittel Du verfügst auf die Du jederzeit zugreifen kannst.
Ich bin jetzt mitte 50 hab ein abbezahltes schönes Eigenheit und kann bis zum offiziellen Ruhestand monatlich auf cca. 4 tsd. EUR zurückgreifen. Das alles bringt mir die Überlegung im nächstes Jahr aus dem Erwerbsleben auszusteigen.
Was meinst du dazu?
Hallo Josef,
letztendlich hängt das von Deinem finanziellem Bedarf ab. Privatier hat hier einen interessanten Finanzplan eingestellt. Den kann ich Dir nur ans Herz legen. Meine Erfahrung ist übrigens, daß man seine Ausgaben dramatisch überschätzt und in der Realität ohne Verlust an Lebensqualität viel weniger verbraucht wird.
Bzgl. meiner liquiden Mittel betrifft das mein Aktiendepot. Ich bin zwar immer in Richtung 100% investiert, aber dieses ist komplett und sofort liquidierbar. Einen Vorrat von 50 TEUR belasse ich aber meistens in Cash.
Hallo Bedenkträger,
dann kannst ja ganz gelassen sein. Mein Jahresbedarf liegt gesamt bei cca. 20 tsd, also in 10 Jahre bei etwa 100 tsd. wenn ich noch sage gebe ich 50 tsd. als Reserve dazu dann habe ich bei Bezug der Pensionszahlung die ich dann bekomme noch immer einen Polster von etwa 300 tsd. Somit meine ich werde ich das gelassen angehen mit aufhören der Erwerbstätigkeit, oder wie siehst Du das?
Danke
Josef
Hallo Josef,
ich habe gerade oben noch einmal genauer nachgelesen. Da gibt es ein Missverständnis zwischen Dir und Der_37jähriger. Die Monatsumme mal 360 bezieht sich auf eine Zeit bis zum möglichen Lebensende. Er unterstellt dabei, daß Du mit Deinem Geld auch eine Rendite erzielst. Damit hat der Faktor 360 und Dein monatlicher Verbrauch nur wenig mit den von Dir errechneten 30 Jahren zu tun.
Hallo Josef
entschuldige die Überschneidung. Grundsätzlich hast Du Recht. Allerdings grübelst Du schon jetzt sehr stark. Du wirst wahrscheinlich nicht an den Ausgaben scheitern. Ich sehe bei Dir eher ähnliche Ängste wie bei mir. Mach Dir schon mal Gedanken wie Du damit umgehst. Irgendwie dürstet es uns nach der 100%igen Absicherung, obwohl die letzten 5% in keinem Verhältnis stehen. Wenn Du mal errechnen willst, wo Du stehst, google doch einfach mal nach „nest egg calculator“. Den von Vanguard kann ich zum „spielen“ sehr empfehlen.
bei Mitte 50 und 500 tsd euro sind doch 360 Monate etwa 1.400 pro Monat wobei in 10 Jahren ja noch die pensionsbezüge dazu kommen
Hallo Josef,
das stimmt so zum Glück nicht. Wenn Du mit einer durchschnittlichen Rendite von 4% nach Inflation rechnest, kannst Du 2.358 Euro pro Monat über 30 Jahre ausgeben. Bei konservativeren 3% (Steuer ist ja zu beachten) wären das immer noch 2091. Wenn Du das Geld unters Kopfkissen legst und ca. 2% Inflation annimmst, wären es allerdings nur knapp über 1000 Euro. Das macht über die zeit alles eine Menge aus.
ja da hast du recht, aber alles in allem kann ich mich glaub ich ganz stressfrei zur ruhe setzen mit diesen voraussetzungen oder wie siehst du das
von Außen betrachtet, sollte das kein Problem sein. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß auch das kleinste Restrisiko sehr belastend sein kann. Meine Ausführung oben ist keinesfalls ein Spaß gewesen. Das macht mir gelegentlich sehr zu schaffen.
da kann ich Dich verstehen, aber bei den Rücklagen die Du hast, kannst Du glaub ich sicher beruhigt sein.
Die Aktien könntest ja doch auch in Bargeld umwandeln wenn Du möchtest oder
„Aber diese Restangst vor dem Ungewissen habe ich völlig unterschätzt. Geht es da nur mir so?“
Hallo Bedenkenträger,
eine sehr interessante Frage, die eigentlich ausführlicher behandelt werden müsste, als es ein Kommentar zulässt.
Ich will auch hier gar nicht auf konkrete Zahlen eingehen, denn ich denke, dass diese gar nicht so sehr entscheidend sind (wie man anhand deines eigenen Beispiels gut sehen kann!).
Ich denke, dass psychologische Faktoren weit mehr eine Rolle spielen. So z.B. die generelle Riskotoleranz. Aber natürlich auch so entscheidende Faktoren wie das eigene Alter.
Wenn ich von mir selber behaupten würde, dass ich gänzlich frei von sämtlichen Sorgen wäre, so wäre das gelogen. Aber ich möchte das in meinem Fall nicht als „Ängste“ bezeichnen und schon gar nicht als „Panik“. Vielleicht ist es eher eine „Unsicherheit“.
Und die hat im Laufe meines Privatierslebens ständig abgenommen. Und das hat sowohl etwas mit einer gewissen Gewöhnung, aber auch ganz klar mit dem steigenden Alter zu tun. Ich selber gehe bald in Rente – da kann nicht mehr viel passieren.
Aber ich kann sehr gut verstehen, dass jemand (auch wenn er ein ordentliches Polster hat) sich unwohl fühlt. Gegen alle Unwägbarkeiten des Lebens kann man sich kaum absichern, ein Rest an Unsicherheit wird wohl immer bleiben.
Was evtl. helfen könnte, wäre die diffusen Ängste einmal zu konkretisieren: Welches Ereignis ist es genau, das man fürchtet? Und wie könnte man dem begegnen?
Gruß, Der Privatier
Herzlichen Dank für die Antwort. Vielleicht wäre das ja mal ein Thema für den Blog. Aber auch Dein Kommentar ist sehr hilfreich.
da gebe ich privatier grundsätzlich auch recht. Das Alter spielt sicher eine große Rolle. Ich meine ab Mitte 50 und einem gewissen Finanzpolster steigt dann auch die „Gelassenheit“ wenn ich mal so sagen darf.
Ich kann die “Restangst” von Bedenkentraeger sehr gut verstehen. Ich kenne auch sehr viele Menschen im Freundes- und Kollegenkreis, denen es aehnlich geht. Ich selbst bin auch nicht ganz frei davon.
Man nennt so etwas ja auch “ueberversorgt” sein, weil man aus lauter Angst, irgendwo koennte ja doch noch was passieren, diese Risiko auch noch abdecken moechte. Nicht umsonst sind wir Deutschen ja auch Weltmeister im versichern von Risiken – sehr zur Freude der Assekuranz. Ins extrem treiben es dann die sogenannten “Doom-preppers”, die sich bereits fuer den 3.Weltkrieg vorbereiten und Wasser und Dosennahrung in einem Bunker unterm Haus horten.
Was kann man tun um etwas Leichtigkeit zurueckzugewinnen?
1.) Was immer hilft, ist sich mal verschiedene Szenarien aufzuschreben – also worst case, wahrscheinlicher fall und best case. Dann sieht man oft, dass auch der “worst case” also z.B. Aktiencrash um 50% nicht unbedingt in einer Katastrophe muenden, sondern eben hier und da lediglich ein paar Einschraenkungen bedueten, meis auch nur temporaer.
2.) Ich versuche auch, mich einfach auf etwas anderes zu konzentrieren – denn die Vermoegensplanung ist zwar wichtig, sollte aber auch nicht zum Selbstzweck werden(also taeglichesnZusammenrechnen des Vermoegens kann auch nervoes machen…); also – auf die schoenen Dinge konzentrieren, geniessen, dass man Zeit ist, die wirklich wichtigen Dinge pflegen: Gesundheit, Freundschaften,….
3.) Vergleichen: Dir geht es jetzt schon finanziell besser als 99.9% der Bevoelkerung, also – ganz realistisch – Du bist finanziell am Ziel.
4.) Struktur: Wie ich Deinem Beitrag entnommen habe, bist Du schon recht gut diversifiziert. Es lohnt sich aber trotzdem, immer mal wieder (alle 2-3 Jahre) darueber nachzudenken, ob man etwas die Struktur aendern sollte, um Risiko rauszunehmen bei aehnlicher Rendite. Beispiel: Wenn DunArtikel von vor 15 Jahren liest zu siesem The,a, muessten alle die heute 50+ sind bereits 60% An;eihen im Depot – aus Sicherheitsgruenden. Nun, dann haetten die heute alle 0.3% Rendite im Depot bis sie 90 sind…. – also, fegelmaessig mal sehen, ob die Struktur noch passt, ist wichtig.
5.) Ein paar Goldmuenzen unters Kopfkissen, das beruhigt. Im worst case kannst Dunein paar Gramm abschneiden und zum Baecker tragen…. 🙂
Dies sind ein paar Gedanken von meint Seite, vielleicht hilft es ja.
Hallo TheExpertSpeaks,
herzlichen Dank für Deinen hilfreichen Kommentar. Mir sind natürlich viele der Argumente sehr bewusst und für einen dritten betrachtet absolut schlüssig. Nun habe ich sogar selbst einen mathematischen und und statistischen Hintergrund. Und trotzdem gelingt es mir nicht immer, die Fakten und die Wahrscheinlichkeit möglicher Szenarien auf mich persönlich bezogen zu trennen. Und wie oben bereits geschrieben, fand ich die Darstellungen hier a. sehr nachvollziehbar und b. immer souverän. Daher wollte ich gern auf dieses Phänomen hinweisen, welches mich zeitweise in der Tat weit mehr beschäftigt als mir lieb sein könnte.
Wie gesagt, verstehen kann ich das schon mit der “Restangst”, die vielleicht erst (wie der Privatier schon angemerkt hatte) ueber einen gewissen Zeitraum abnimmt. Du hast ja schon recht frueh aufgehoert zu arbeiten, da ist das vielleicht normal.
Es ist eben so, jeder hat so seine eigene Vorstellung, wieviel man braucht um finanziell.unabhaengig zu sein – aber viele springen dann doch nicht ins “privatier-Leben”, wenn sie diesen (sehr persoenlichen) Betrag erreicht haben. Da hoere ich dann oft “Ach ja, vielleciht doch noch 1-2 Jahre laenger arbeiten und was auf den grossen Haufen legen, wer weiss…”; so gesehen haben sehr viele Menschen dieses Gefuehl – aber immerhin bist Du schon einen Schritt weiter, denn Du hast Dich aufs Leben als “Privatier” eingelassen. 🙂
wenn ich so länger darüber nachdenke, war mein Kommentar doch voreilig. Vielleicht fühlt man sich wirklich „leichter“ wenn man so wie ich, vielleicht nur 400-500TSD besitzt und eine passable Rente erwartet, man ist zufrieden und hat keine Ängste, weil man auch nicht soviel zu verlieren hat.
Aber ich weiß auch nicht wie es sich anfühlt Millionen zu besitzen, wahrscheinlich hat man doch wesentlich mehr Verlustängste. Glaube doch, dass es mir vielleicht auch so gehen würde.
Hallo Anton Schneider,
ich meine auch so mit Mitte 50 und einem Polster von 400 bis 500 tausend EURO, kann man beruhigt in das Privatier-Leben übertreten wenn man dann mit 65 etwas 2.000 Pension beziehen kann, keine Schulden hat und natürlich ein Eigenheim.
Wenn ich fragen darf, bist Du schon „Privatier“.
Schöne Grüße
Josef
Hallo Josef,
naja momentan. Habe dieses Jahr auf eigenen Wunsch meinen Arbeitsvertrag aufgelöst und eine Abfindung erhalten und diese Jahr eine Pause eingelegt.
ab Januar melde ich mich wieder arbeitslos, habe noch 6 Monate ALG1 übrig.Ich bin zwar erst 53 Jahre alt, dadurch dass ich aber bereits mit 16 Jahren zu arbeiten begann und immer gut bis sehr gut verdient habe, liegt meine Rente+ Betriebsrente auch auf Deinem Level, auch wenn ich nichts mehr einzahlen sollte.
Arbeiten möchte ich schon noch ein paar Jahre, aber stressen lass ich mich auch nicht mehr und außerdem möchte auch mal was anderes machen als im alten Job. Mal sehen was kommt? Teilzeit oder Minijob wär ja auch eine Option. Über 50Jahre wird es nicht leichter, ist mir auch klar. Da meine Lebensgefährtin immer gearbeitet hat und noch arbeitet, verdient Sie Ihr eigenes Geld und auch Ihre eigene Rente.
Hallo Anton,
ja klingt gut, meine Planung ist, mich selbst zu versichern, das kostet in Österreich etwas EUR 400 pro Monat.
Das wäre mit den Rücklagen möglich. Sehe es gleich wie Du, möchte dann auch noch etwas machen, aber den Stress in meinem jetzigen Job will ich mir auch nicht mehr antun.
schade das die zinsen so niedrig sind, ansonsten bei früherem Zinsniveau könnte man alles mit Zinsertrag finanzieren.
Schöne Grüße
Josef
in Österreich habt Ihr es mit der Pension ja ein Stückchen besser. Aber ich denke, wenn durch Dividenden und Zinsen, evtl Gehalt, zumindest ein Teil der jährlichen Ausgaben gedeckt ist, sollte zur Rente auch noch ein großer Teil der Ersparnis vorhanden sein und ewig leben wir ja auch nicht.
Also ein Teil Verzehr, wenns sein muß, ist kein Teufelszeug, wenn die Altersvorsorge passt!
ja seh ich so mit 400 bis 500 tsd. und einem Alter von mitte 50 sollte das schon passen
naja etwas besser ist das mit der Pension schon in Österreich. Wir haben ja auch diese Korridorpension wo man schon mit 62 und etwa 15% Abschläge gehen kann. Wie ist das bei euch in Deutschland, da kann man doch auch früher schon gehen oder mit Abschlägen soweit ich glaube mal gehört zu haben.
„so gesehen haben sehr viele Menschen dieses Gefuehl – aber immerhin bist Du schon einen Schritt weiter, denn Du hast Dich aufs Leben als “Privatier” eingelassen. ?“
Hallo TheExpertSpeaks,
das stimmt sicher. Aber auch das sollte überlegt sein. Ich habe zwei Kinder im schulfähigen Alter. Denen würde ich schon gern vermitteln, daß Arbeit zum Lebensunterhalt notwendig ist. Da kann ich viel reden, muss es aber auch vorleben. Meine Frau arbeitet sehr gern in ihrem Unternehmen und ist natürlich auch nicht frei planbar. Und letztlich hat mein Freundeskreis auch einen eigenen Zeitplan. Letztendlich will man dann doch einen Austausch und will auch etwas sinnvolles tun. Da passt Jean-Jacques Rousseaus Statement ganz gut: „Freiheit bedeutet nicht, daß man tun kann, was man will sondern daß man nicht tun muss, was man nicht will.“ Und in diesem Feld muss man dann seinen eigenen Weg finden.
das sind sehr treffende Worte meine ich
Hallo Bedenkenträger,
Mit so einer üppigen finanziellen Ausstattung könntest du ja mal die Millionärsinteviews vom Maschinisten lesen. Dort schildern Millionäre und Multimillionäre ihre Situation.(man weiß natürlich nicht, ob das alles so stimmt, was da erzählt wird, aber es ist interessant.)
https://freiheitsmaschine.com/millionaer-werden-interviews/
Vielleicht gibt es auch irgendwo ein Millionärsforum, in dem sich Millionäre über ihre Sorgen unterhalten. So was kann es eigentlich nur in Deutschland geben..
Oder du meldest dich selbst beim Maschinisten als Interview-Partner.
Nach meiner völlig unmaßgeblichen Meinung kann es in deinem Fall gar kein finanzielles Problem geben, wenn nicht gerade eine sozialistische Revolution wie in Venezuela in Deutschland ausbricht. Etwas anderes ist der nicht-finanzielle Aspekt, also Lebensführung, Vorbildfunktion für die Kinder usw. Einer Studie war zu entnehmen, dass der Sozialstatus eines jungen Privatiers, z.B. 41 zumindest in Deutschland geringer ist als der eines normalen Rentners. Man muss ja auch bei Sozialstudien immer vorsichtig sein, aber so ein Ergebnis glaube ich ohne weiteres, weil unterstellt wird, dass so viel Kapital nicht allein durch eigene Arbeit erzielt werden konnte.
Solche Themen sind auch wichtig, aber nicht unbedingt der Schwerpunkt im (sehr guten) Privatier-Blog – dafür gibt es genug andere.
Warum nicht von zu Hause aus ein kleiner Nebenerwerb versuchen. Die Kinder müssen ja nicht unbedingt wissen, dass das Familieneinkommen durch Kapitalerträge gesichert ist. Wenn es nicht funktionieren sollte – so what ?. Ich kenne persönlich keine Multimillionäre, aber Selbständige, die auf ihr Geschäft angewiesen sind – und die haben zum Teil echte (finanzielle) Sorgen.
Gruß Robert
möchte gerne etwas Erfahrungsaustausch machen mit Leuten die wie ich in der zweiten 50-iger Hälfte sind und die Erwerbstätigkeit beenden möchten um die Jahre bis zum offiziellen Ruhestand als Privatier zu verbringen und vom ersparten leben.
Wenn ich heute mit 52 Jahren weiß, dass ich den nächsten 4-10 Jahren etwa 1 Millionen € als Immobilienbesitz erben werde, bzw. Verkauf der eigenen Immobilie, muß ich mir nur eine kurzfristige Finanzplanung überlegen.
Die schaut so aus, dass ich z.B. nur 1 Tag ALG1 erhalten habe und noch 15 Monate dazukommen. Meine private BU Rente zahlt mir monatlich die Hälfte meines alten Nettogehalts aus. Eigentlich noch für weitere 10 Jahre. Es sei denn, die Versicherung kann mir nachweisen, dass ih in meinem alten Beruf wieder arbeiten kann. Außerdem habe ich ja noch Erspartes aus Abfindung und früherem Geldanlagen.
Meine eigene Immobilie ist in 4 Jahren abbezahlt.
Hallo Willi,
das heißt Du kannst gut auskommen ohne arbeiten zu gehen, wenn ich das richtig verstehe.
Liebe Grüße
Josef
„Man kann nicht alles planen.“ Gerade da man nicht alles planen und immer was schief gehen kann, würde mich eure Gedanken zum Plan B. (=Was tun wenn das Kapital in der „Rentenphase“ doch nicht ausreicht?) interessieren.
Hallo Nico2882,
nun, welche Alternativen hättest du, wenn du als Rentner echt am Hungertuch nagst?
Egal, ob du vorher arm oder reich warst.
Wenn alles Tafelsilber verkauft ist und Wohngeld sowie Grundrente nicht reichen, so bliebe als letzte Rückfallebene immer noch bzw. nur noch das Bürgergeld.
Viele Grüße Stephan
Interessant! Wobei ich durchaus auch noch die Zurück-in-die-Arbeitswelt Option sehe (sowohl für FIRE-Aussteiger*innen als auch noch rüstige Rentner*innen). Hier ist dann wohl eher die Frage, welche Jobs da in Frage kommen, ob/wie schnell man seinen Wissenstand up-to-date bringen kann und v.a. auch inwieweit die Unternehmen jemanden einstellen, der/die Jahr(zehnte) lang nicht mehr gearbeitet hat…
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel zum Thema Finanzplanung! Ihre beiden Hauptpunkte – dass man nicht früh genug mit der Finanzplanung beginnen kann und dass nicht alles planbar ist – haben bei mir besonders Nachdenklichkeit ausgelöst. Mich würde interessieren, wie man am besten mit unvorhersehbaren Ereignissen im Rahmen der Finanzplanung umgehen sollte? Gibt es spezielle Strategien oder Werkzeuge, die Sie empfehlen würden, um solche Unsicherheiten zu managen? Nochmals vielen Dank für die wertvollen Einblicke und die nützlichen Leseempfehlungen!
Unvorhersehbare Ereignisse gibt es leider sehr viele… Letztlich ist nichts wirklich vorhersehbar.
Getreu dem Motto: Prognosen sind schwierig, insbesodere wenn sie die Zukunft betreffen. 🙂
Aber im Ernst: Veränderungen wird es immer geben – das ist sicher. Und jeder muss für sich entscheiden, auf welche Ereignisse man vorbereitet sein möchte. Ich selber habe mich dazu entschlossen, mich auf die großen und ganz großen Katastrophen nicht vorzubereiten. Ich werde mir also weder einen Bunker bauen mit Vorräten für x Jahre, noch werde ich mir Gold in den Tresor legen um im Falle eines Währungskollapses meine Brötchen mit Gold bezahlen zu können. Auch eine Pflege(zusatz)-Versicherung habe ich nicht.
Aber es gibt ja auch noch recht viele „normale“ Veränderungen, die vielleicht auch eher in der Frage gemeint waren. Das dürften in erster Linie Kostensteigerunen sein, die in allen Bereichen des täglichen Lebens zu erwarten sind. Die könnte man nun alle einzeln auf Wahrscheinlichkeit und zu erwartende Spannbreiten überprüfen und dann verschiedene Szenarien durchrechnen. Angesichts der Überlegung, dass das alles nur Raterei ist, halte ich das aber für zu aufwändig und das Ergebnis darüberhinaus für zweifelhaft.
Ich verwende daher für einzelne Schätzungen immer nur grobe Zahlen, die ich im Zweifel immer mit einem ungünstigen Wert annehme.
Beispiel: Ich verwende schon seit Jahren für die Abschätzung meiner KV/PV-Beiträge einen Beitragssatz von 20% auf alle Einkünfte. Das war in der Zeit als Privatier nur leicht zu hoch gegriffen, da die Beitragssätze damals klar niedriger waren. Inwischen passt das sogar fast, aber inzwischen zahlt einen Teil der Beiträge die DRV und auf meine Kapitaleinkünfte entfallen gar keine Beiträge mehr. Die 20% sind also ganz klar zu hoch. Ich lasse es aber trotzdem so.
Die meisten Kostensteigerungen bewerte ich aber auch nicht einzeln, sondern fasse das mit der Berücksichtigung einer Inflationsrate zusammen. Hier berechne ich gerne zwei Szenarien: Eine normale (aber dennoch vorsichtige) Schätzung und eine eher pessismistische Annahme.
Ähnliche Überlegungen gibt es natürlich auch für die Einnahmeseite. Bei mir sind dies in erster Linie Kapitaleinkünfte. Auch hier lege ich im Zweifel eher ungünstige Werte für die Prognose zugrunde.
Zusammengefasst kann man sagen, dass ich bei meinen Plänen immer von vorsichtigen Annahmen ausgehe und im Zweifel immer einen ungünstigen Wert verwende. Desweiteren passe ich meine Annahmen immer den aktuellen Gegebenheiten an. Für die großen Katastrophen bin ich nicht vorbereitet.
Gruß, Der Privatier
Ich denke was am wichtigsten v.a. noch in jungen Jahren ist, ist es flexibel zu bleiben und sich seine Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Wenn ein Black Swan Szenario eintrifft und die Kalkulation absolut nicht mehr aufgeht hat man zumindest das als Sicherheitsnetz.
Danke für die schnelle Antwort und für das Teilen Ihrer Überlegungen und Methoden! Das hilft mir sehr weiter.
Beste Grüße
Christian