Kap. 6.16: Gedanken zu Rentenversicherungen
Dies soll nun heute der vorerst letzte Beitrag zum Thema „Gesetzliche Rentenversicherung“ werden und sozusagen das Bindeglied zu den „anderen“ Rentenversicherungen (bAV, Riester & Rürup) darstellen, die ich dann im nächsten Kapitel näher beleuchten möchte.
Denn ich möchte heute einmal ein paar allgemeine Überlegungen zu den Rentenversicherungen anstellen, die unabhängig davon sind, ob sie nun gesetzlich, betrieblich oder privat organisiert sind.
Und ich weiß auch jetzt schon, dass ich mir mit diesen Gedanken wenig Freunde machen werde. Im Gegenteil: Ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich jede Menge Kritik ernten werde. Denn genau darum soll es heute gehen: Um die Kritik an den Rentenversicherungen.
=> Einkünfte, Einnahmen und Einkommen
Wichtig für das Verständnis von Steuerfragen
Inzwischen gehört es schon fast zum guten Ton: An jeder Ecke – ob beim Stammtisch, in Internet-Foren, bei Finanz- und Wirtschaftsjournalisten oder bei Verbraucherschützern und Test-Magazinen in Funk und Fernsehen: Jeder schimpft über die Rentenversicherungen!
Die Schlagworte sind immer dieselben: Das lohnt sich nicht! Das gibt es Besseres! Man sollte sein Geld lieber wo anders investieren. Alles Abzocke. Das eingezahlte Geld bekommt man nie wieder heraus. …
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Und ich will es auch gerne zugeben: Ich habe ähnliche Aussagen in meinen vergangenen Beiträgen sicher auch gemacht.
Aber bei aller Kritik, deren einzelne Punkte wahrscheinlich alle berechtigt sind und die ich auch gar nicht bestreiten will, denke ich doch, dass der Denkansatz ein falscher ist !
Denn bei fast allen Punkten, die kritisiert werden (zu wenig Rendite, lohnt sich nicht, kann man anders besser machen) steht immer der Gedanke in Hintergrund, dass man für sein eingezahltes Kapital eine angemessene Vergütung (in Form von Rendite oder Rückzahlung) haben möchte. Nun – der Wunsch ist sicher berechtigt und für eine Kapitalanlage sicher auch einer der primären Faktoren, die es zu prüfen gilt.
Das ist der Denkfehler!
Aber genau das ist der Denkfehler: Für eine Kapitanlage sind diese Punkte wichtig. Aber warum um alles in der Welt, glaubt jemand, eine Rentenversicherung sei ein Kapitalanlage?
Nur weil man zuerst Geld einzahlt und später regelmässig welches wieder zurück bekommt, ist eine Rentenversicherung noch lange keine Kapitalanlage, sondern das, was der Name schon sagt: Eine Versicherung!
Und was sind die Merkmale einer Versicherung? Nun – man zahlt Beiträge und die sind in der Regel komplett verloren. Es sei denn, der versicherte Schaden tritt ein und man bekommt diesen (zum Teil) ersetzt. So wie es jeder von seiner Auto-Haftpflicht oder auch seiner Hausrat-Versicherung kennt. Manche zahlen ihr Leben lang Beiträge, ohne jemals auch nur einen müden Cent wieder bekommen zu haben. Und niemand fragt nach einer Rendite…
=> Vorschlag für einen Finanzplan (1/3)
Mit: Tabellen-Kalkulation, Folgejahre, Grafik
Warum will keiner akzeptieren, dass eine Rentenversicherung auch nur eine Versicherung ist ? Die gegen Bezahlung ein Risiko übernimmt. Nämlich das Risiko, dass der Versicherte länger lebt, als gedacht. In diesem Fall zahlt die Versicherung nämlich ein Leben lang und zwar unabhängig davon, wieviel man einmal eingezahlt hat.
Und wer nicht das Glück hat, so lange zu leben? Nun – bei dem ist der „Schaden“ eben nicht eingetreten und der muss auch nicht entschädigt werden. Im Klartext: Die Versicherungsbeiträge sind weg. Oder besser: Die landen bei denen, die länger leben.
So einfach ist das. So funktioniert eine Versicherung.
Und wer die hohen Provisionen für den Vertrieb beklagt, der mag gerne eine Online-Versicherung wählen. Und wer die angeblich zu hohen Lebenserwartungen beklagt, die die Versicherungen für ihre Berechnungen verwenden, der muss sich fragen lassen, wie denn sonst eine Versicherung für die lang Lebenden die Sicherheit (Ver-„sicherung“) bieten soll, dass sie bis an ihr Lebensende ihre Rente bekommen?
Und dass eine Versicherung (sofern es sich um privatwirtschaftliches Unternehmen handelt) auch noch einen Gewinn erwirtschaften will und einen Teil davon in Form von Dividenden an die Aktionäre ausschüttet: Ja richtig – so funktioniert unsere Wirtschaft. Die meisten Unternehmen sind gewinnorientiert. Und warum sollte ein Unternehmen auch sonst die Risiken auf sich nehmen, wenn kein Gewinn dabei heraus springt?
Und diejenigen, die nun von sich behaupten, ihre Altersvorsorge viel besser in Eigenregie organisieren zu können, die möchte ich einmal aufrufen, ihr Konzept doch einmal zu verraten.
Ich bin mir sicher: Entweder es mangelt an der langfristigen Sicherheit (keiner komme mir bitte mir einem SuperStar-Dividenden-Aktiendepot, das langfristig 7% Rendite bringt).
Oder man benötigt eine Unmenge an Kapital, da man ja nichts verzehren darf (sonst hält es nicht bis zum Lebensende) und da Rendite und Kapital ja auch noch langfristig gesichert sein sollen. Auf ernsthafte Vorschläge bin ich gespannt.
Ich selber glaube auch, dass ich mein Kapital besser als in einer Rentenversicherung anlegen kann, aber ich sehe mich nicht in der Lage, selber das Risiko eines langen Lebens abzusichern. Von daher habe ich absolut nichts gegen Rentenversicherungen und werde eben auch einen Teil meines zukünftigen Lebensunterhaltes aus solchen Versicherungen (Gesetzlich, Betrieblich, Riester und Rürup) bestreiten.
Und wenn ich die Break-Even-Points nicht mehr erleben sollte? So what…
=> Per Abfindung in den Ruhestand
Mit: Steuern, Arbeitsagentur, Krankenkasse, Rente
Soweit meine Gedanken zu Rentenversicherungen. Quasi schon einmal „vorbeugend“ für die vielen Kritiker, die mich im nächsten Kapitel auf die ganzen Nachteile von Riester, Rürup&Co. aufmerksam machen wollen. Ich werde alle auf diesen Beitrag verweisen.
Und damit wenden wir uns jetzt endgültig dem nächsten Kapitel zu: Riester, Rürup & Co.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Was den Sinn der RV angeht bin ich voll bei dir. Die letzten Jahr sind zudem auch wieder ein gutes Beispiel, dass eine umlagefinanzierte Versicherung per se nicht schlechter ist, als eine kapitalgedeckte.
Jedoch, und hier kommt der Haken, die RV wäre eine tolle staatspolitische Einrichtung, wenn es nicht analog zur KV auch hier wieder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gäbe.
Eventuell kann mir mal jemand den SINN dahinter erklären?
Ansonsten gute Arbeit hier im Blog Peter und weiter so!
Hallo Hr.Ranning
Nun will ich nochmal ein paar Gedanken zur A ) Gesetzlichen RV B) Zur Privaten RV beitragen . Zu A) Dieses ist in BRD , eine UMLAGENFINANZIERTE Rente , hier Generationsprinzip . Weiterhin auch leider mit einigen Zusatzleistungen verbunden , wie EU / BU , Witwenrente , Waisenrente u.s.w. .
Also hier wird NICHT NUR das Langlebensrisiko der Altersrente mit abgesichert ( Was leider immer viele vergessen !!!! )sondern auch noch weitere Risiken . Und zusätzlich , werden aus diesen Topf ( leider nicht den Zugriff entzogen ) auch noch andere Staatliche Leistungen entnommen .
Nun zu B) Die Private RV . Dieses ist allerdings eine Risikoversicherung . Hierbei ist Ihre Annahme nicht ganz zutreffend , das hier Geld irgenwie angelegt wird . DIESES IST FALSCH . Vielmehr ist es so , das in BRD , das Kapital der privaten Rentenversicherung ( und dieses ist eben Keine Lebensversicherung wie auch viele glauben ) ein Sondervermögen ist ( Rentenbarwert ) , und lt. Bafin auch auf die MÜNDELSICHERE Anlage hin , überwacht wird . Also dieses ist auch genau der Grund , warum die Versicherungen nicht mehr in der lage sind , überhaupt noch Rentenversicherungen mit Garantien abzuschließen , einige Versicherer ( z.B. Talanx) haben sich aus den klassischen RV Geschäft mit Garantien komplett zurückgezogen.
Da dort also nun kein Geld mehr zu verdienen ist , werden jetzt Fondgebundene Versicherungen verkauft . Jedoch OHNE GARANTIE . Dieses ist eine Entwicklung , die Dank Hr. Drahgi und Co. , nicht mehr rückgängig gemacht werden kann , und vermutlich werden auch Wir Deutschen uns mit anderen Europäischen Ländern , auch in der Finanzanlage messen müssen .
Jeder der einen alten ( Ist wie bei den meisten alten Anleihen ) Rentenversicherungsvertrag hat ( Also bereits in Bezug der Rente ist ) sollte diesen nochmal auf seinen Garantiezins hin überprüfen . Vermutlich wird er dann feststellen , das dieses heute überhaupt nicht mehr von der PRV geleistet werden könnte . Also auf keinen Fall Kapitalisieren lassen .
mann würde dann aus seiner Kohorte rausfallen .Wichtig wäre auch die überprüfung lang laufender LV / RV die noch in der ANSPARPHASE sind ,ob hier für die Rente ein Garantiezins bereits bei Vertragsabschluss garantiert wurde . Dort dann dringend z.B. durch Verbraucherzentrale , diese Vertragsinhalte prüfen lassen . Lohnt sich bei 5 bis Sechstelligen Beträgen evt. auch mal die zuhilfenahme eines Prüfers . Für einen Neuabschluss , jedoch müsste mann sich schon recht lange umschauen , welches das bessere Investment ist . Hier würde ich meinen , das die persönliche Wohlfühl Entscheidung die z.Zt. beste ist , Aktien , Anleihen u.s.w.. Prinzipiell , jedoch ist es immer schlauer schon sich recht frühzeitig eigene Gedanken zu machen , und sich einen eigenen Weg zurechtzulegen . Und das der Weg der Masse immer der Beste sein muss , ist vermutlich nur dann zutreffend , wenn mann Hamsterräder mag . Einen schönen Sonntag noch .
Vielen Dank für die ergänzenden Hinweise und Ratschläge.
Manche Aussagen müsste man ggfs. sicher noch einmal hinterfragen, aber ich denke, dass die Grundaussage, dass nämlich auch Rentenversicherungen, egal ob gesetzlich oder privat organisiert, ihre Besonderheiten und Fallstricke aufweisen, sicher richtig ist und auch so verstanden wurde.
Gruß, Der Privatier
Hallo Herr Privatier,
ich lese ihr Blog die letzten Wochen mit Spannung, da kann man wirklich noch viele Sachen lernen. Bisher haben mir alle Beiträge sehr gut gefallen (auch wenn ich eher der passive Anleger bin), aber bei dem hier muss ich dann doch mal was negatives sagen.
Die privaten Rentenversicherungen halte ich für einen Riesen Haufen Mist. Wenn ich wirklich nur mein Langlebigkeitsrisiko absicher möchte, könnte ich genauso bis Renteneintritt mein Kapital in Wertpapiere anlegen und dann eine Sofortrente abschließen. Kein Grund, jahre- oder jahrzehntelang in die niedrigverzinste und mit hohen Gebühren belastete private/betriebliche Rentenversicherung einzuzahlen. Der einzige Grund, warum das in Deutschland doch sinnvoll sein kann, sind die staatlichen Subventionen für die Versicherungen. Das ist ein riesiges Verbrechen, aber wenn man sich mal die Leute anschaut, die das damals geplant haben, nicht weiter verwunderlich. Rürup z.B. arbeitet jetzt mit Maschmeyer zusammen, Gründer eines Strukturvertriebs, der den Leuten beschissene Versicherungen verkauft (kann man in genug Zeitungsartikeln oder Internetforen nachlesen oder auch selber erfahren mit einem „Beratungs“gespräch). Und selbst bei Mitnahme der Subventionen sind die Versicherungen für viele Menschen nicht sinnvoll.
Außerdem schreiben Sie „keiner komme mir bitte mir einem SuperStar-Dividenden-Aktiendepot, das langfristig 7% Rendite bringt“. Erstens verstehe ich nicht, warum ein „Dividenden“-Depot langfristig (oder kurz- oder mittelfristig) mehr Rendite bringen soll. Das habe ich schon tausend mal gehört, aber wenn das jeder weiß, warum sollte es dann noch funktionieren?
Aber viel wichtiger: 7% (vor Steuern) ist nicht gerade unrealistisch. In der Vergangenheit war das eher konservativ. Siehe z.B. https://en.wikipedia.org/wiki/Trinity_study oder Renditedreiecke für Dax/MSCI World und wie sie alle heißen.
Kam jetzt vielleicht alles etwas negativ rüber, aber ich werde ihr Blog weiterhin gerne lesen und finde ihre sonstigen Tipps super gut (und sie haben mir jetzt schon Geld gespart).
Viele Grüße
Schön, dass Sie hier mit Spannung lesen, einiges lernen konnten und sogar schon Geld sparen konnten! Das freut mich und sage Danke für die lobenden Worte.
Beim Thema Rentenversicherungen gehen unsere Meinungen dann wohl eher auseinander. Trotzdem danke ich auch für die Schilderung dieser Sichtweise – das ermöglicht anderen Lesern, sich selbst ein Urteil über die Sinnhaftigkeit der einen oder anderen Argumentation zu bilden.
Eigentlich wollte ich Ihre Ausführungen daher auch unkommentiert so stehen lassen, ich finde es allerdings doch höchst amüsant, wenn jemand zunächst alle privaten Rentenversicherungen einen „Riesen Haufen Mist“ nennt, um dann anschließend vorzuschlagen, zur Absicherung des Langlebigkeitsrisikos eine Sofortrente abzuschließen. 🙂 Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, dass da auch eine private Rentenversicherung dahintersteckt!
Aber das nur als kleine Anmerkung. Ansonsten wird ja niemand gezwungen, eine private Rentenversicherung abzuschließen. Mir ging es in erster Linie einmal darum, heraus zu stellen, dass es sich um „Versicherungen“ handelt und nicht um Kapitalanlagen.
Gruß, Der Privatier