Top oder Flop – Folge 30: Bayer-Monsanto
Wer sich auch nur ein bisschen für die Aktienmärkte oder Wirtschaftsthemen im Allgemeinen interessiert, wird es sicher mitbekommen haben: Vorstand und Aufsichtsrat der Bayer AG haben sich Mitte September 2016 mit den entsprechenden Gremien des US-Unternehmens Monsanto über eine Übernahme geeinigt. Bayer wird für diesen Deal insgesamt ca. 66 Milliarden US-Dollar zahlen, oder 128$ pro Monsanto-Aktie.
Einige Leser meines Blogs haben es auch bereits in einigen Kommentaren mitbekommen, dass ich schon bei der Ankündigung der Übernahme-Absichten im Mai 2016 die Chance gesehen habe, an dieser Übernahme ein wenig mit zu verdienen.
Für alle, die es nicht mitbekommen haben (und da die Kommentare ein wenig verstreut sind), fasse ich die Geschichte heute noch einmal zusammen.
=> Serie: Hinweise zur Fünftelregel
Mit: Grundlagen, Berechnungen, Beispiele
Bayer will Monsanto kaufen
Als die Nachricht von den Übernahme-Plänen in der zweiten Mai-Hälfte 2016 erstmals durch die Medien ging, habe ich zuerst gar nicht reagiert. Natürlich mit Verwunderung und Erstaunen – aber ohne dabei zunächst daran zu denken, mich irgendwie daran zu beteiligen. Aber dann, im Verlaufe des anschließenden Wochenendes beim Lesen einiger Nachrichten und diverser Aktien-Kurse war ich fast wie elektrisiert: Bayer hatte zu diesem Zeitpunkt eine Übernahme für 122$ angeboten und der Monsanto-Kurs stand immer noch bei nur ca. 110$ !
Für mich ungewöhnlich und erstaunlich! Denn normalerweise springt der Kurs eines Unternehmens, für welches ein Übernahme-Angebot vorliegt, augenblicklich auf den Angebots-Kurs. Oftmals sogar (in der Erwartung eines Bieter-Wettstreites oder einer Nachbesserung) darüber. Natürlich war schon klar, dass die Tatsache, dass der Monsanto-Kurs den von Bayer angebotenen Preis noch nicht erreicht hatte, auch einen guten Grund hatte: Es musste eine große Zahl Marktteilnehmer geben, die an ein Zustandekommen der Übernahme nicht glaubten. Zumal Monsanto auch ziemlich umgehend abgelehnt hat.
Ich hingegen war von Anfang an überzeugt (und bin es heute immer noch), dass die Übernahme kommen wird. Und früher oder später musste daher der Kurs von Monsanto sich dem Übernahmepreis annähern. Sozusagen eine Chance auf einen Gewinn mit Ansage. Da musste ich einfach dabei sein!
Aber da meine verfügbaren Mittel fast ausschließlich in anderen Anlagen steckten, kam ein direkter Kauf von Aktien nicht in Frage, da erstens vom Kapitaleinsatz zu teuer und zweitens bei der Gewinnchance zu gering. Also Optionen oder Optionsscheine. Auf meinen Optionskonto war zu dem Zeitpunkt gerade etwas Kapital frei und nicht durch Stillhaltergeschäfte gebunden und so habe ich direkt am Montag nach dem besagten Wochenende ein paar Call-Optionen auf Monsanto gekauft.
Mit Basispreis von 110$ und Laufzeit Mitte Oktober 2016. Wenn die Spekulation aufgegangen wäre, hätte dies einen schönen Gewinn von mehreren 100% geben können.
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Hätte, wenn und aber…
Wie sagt das Sprichwort? „Hätte, wenn und aber – alles nur Gelaber!“
Denn, Mitte September kam es tatsächlich zu einer Einigung zwischen Bayer und Monsanto. Inzwischen zu einem Kurs von 128$ / Aktie. Leider glaubten aber auch nach dieser bindenden Vereinbarung viele der Marktteilnehmer immer noch nicht, dass der Zusammenschluss zustande kommt. Und so bewegt sich der Monsanto-Kurs sogar eher nach unten (zuletzt am 18.10.2016: ca. 103$).
Für meine Oktober-Optionen ist am Freitag Verfallstermin. Das Geld ist verloren! 🙁
Allerdings hatte ich Laufe des Preis-Pokers zwischen den beiden Parteien in der Schlussphase noch einmal weitere Papiere gekauft. Sowohl weitere Optionen, als auch Optionsscheine (zur Schonung des Optionskontos). Laufzeit bis in den Januar 2017.
Inzwischen habe ich aber ganz starke Zweifel, ob sich bis dahin noch irgendwelche entscheidenden Entwicklungen ergeben werden. Bayer selbst rechnet eher mit einer Dauer des Verfahrens bis Ende 2017. Ich fürchte, auch diesen Teil der Spekulation werde ich abhaken können.
Fazit: Die Idee war ganz gut. Ich glaube immer noch, dass die Übernahme (evtl. mit Auflagen der Kartellbehörden) zustande kommt. Leider habe ich mich bei der Einschätzung des Zeit-Rahmens völlig verkalkuliert. Oder um es kurz zu machen: Das war ein Flop!
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo,
Auch mir ging es so. Allerdings habe ich nicht Optionen gekauft sondern direkt die Aktien. In meinem Depot befinden sich 50 Stück Monsanto Aktien zum Kurs von 112 Dollar. Momentan weit im Minus, aber glücklicherweise nur Buchverluste.
Sollte es also zur Einigung kommen, kann ich noch mit Gewinn verkaufen.
mfG Chri
Hallo Chri,
mit Aktien hast Du natürlich den Vorteil, dass Du einfach nur abwarten musst. Notfalls bis Ende 2017. Aber der Gewinn ist dir so gut wie sicher. Denke ich.
Im Grunde könnte man gerade jetzt immer noch Aktien kaufen. Aber da fehlt mir momentan dann auch einfach das nötige Kapital. Optionen haben eben den Vorteil, dass man weit aus weniger Kapital benötigt. Was dann allerdings im Zweifelsfalle auch weg ist. Wie gerade passiert. 🙁
Gruß, Der Privatier
Ja, das mit deinem Verlust tut mir leid.
Mit den Aktien das ist so eine Sache. Klar, ich denke auch dass mir der Gewinn ziemlich sicher ist, aber hätte ich dieses Geld ein Jahr lang in meinen Optionshandel gesteckt wäre möglicherweise eine höhere Rendite herausgekommen.
Nun bezahle ich eben ein paar Opportunitätskosten.
mfG Chri
Hi Peter, klasse dass du auch von deinen schlechten Erfahrungen berichtest.
Du bist bei diesem Trade in die Klassische Zeitwertfalle getappt. Du hast Call-Optionen mit zu kurzer Laufzeit gekauft und hast auf schmerzhafte Weise die Vorteile als Stillhalter kennenlernen dürfen. 🙂
Wenn man wirklich Optionen kaufen möchte, dann immer mit möglichst langer Laufzeit (um nicht unter Zeidruck zu geraten). Die kann man dann mit kurzlaufenden Optionen Hedgen, um den Zeitwertverfall weiter zu mindern. So wäre zum Beispiel ein 110 Call bis 2017 und dann parallel 120er calls auf Monatsbasis verkaufen eine mögliche Strategie gewesen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinen Trades! 🙂
VG Rico
Naja, Rico – als „Falle“ würde ich das eher nicht bezeichnen. Darunter würde ich ein Verhalten verstehen, bei dem man sich nicht über die Konsequenzen im Klaren ist und nachher völlig überrascht von dem Ergebnis ist.
Das war aber nicht der Fall. Ich habe sehr wohl gewusst, wie die Optionen reagieren würden. Und ich habe in diesem Falle bewusst Optionen gekauft und keine Stillhalter-Position eingenommen, weil ich die Chance auf einen ordentlichen Gewinn gesehen habe. Aber – ich habe mich getäuscht!
Interessant finde ich Deinen Vorschlag mit der Kombination aus langlaufenden Long Calls und kürzeren Short Calls. Das muss ich noch mal drüber nachdenken. Bin mir da nicht so sicher.
Gruß, Der Privatier
Nachdem die Bayer-Aktie aufgrund der Kaufabsicht einen Rücksetzer machte, hatte ich diese gekauft und einige Euro höher wieder verkauft. Das war ein guter Deal.
Ich selbst stehe ja auf klassische Aktien. Weniger Chancen, aber auch weniger Risiken. Zur Not muss man eben aussitzen.
Ich werde meine OS nun auch demnächst abstoßen müssen oder zur Not im Dezember ausüben. Allerdings zögere ich doch sehr, es könnte doch in 2016 noch irgendeine positive Nachricht kommen. Wann sollen sich denn die Monsanto-Aktionäre entscheiden und wann werden die Wettbewerbshüter das erste Mal eine Einschätzung abgeben, weiß man darüber etwas?
Was mich bei den OS doch etwas wurmt, ist die Tatsache, dass sich die Aktie wieder etwas erholt hat, die Scheine aber nicht mehr mitziehen, die kennen nur noch eine Richtung.
Also ich warte noch (… auf ein Wunder).