Top oder Flop – Folge 36: Preferred Stocks
Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich hier einen Beitrag mit dem Titel „Was sind eigentlich Preferred Stocks?“ veröffentlicht. Und auch immer einmal versprochen, einen Erfahrungsbericht dazu zu schreiben.
Heute ist es nun soweit: Ich will einmal berichten, wie sich meine Preferred Stocks in dieser Zeit entwickelt haben und was es aus heutiger Sicht dazu zu bedenken gibt.
Wer sich vorab noch einmal über die Grundzüge der Preferred Stocks informieren möchte, kann dies in meinem damaligen Beitrag noch einmal nachlesen.
Hier eine kurze Zusammenfassung:
- Preferred Stocks sind eine Aktien-Gattung, die man vornehmlich in den USA finden kann.
- Obwohl es Aktien sind, haben sie sehr große Ähnlichkeiten zu Anleihen: Es gibt einen Nominalwert, einen festen Zinssatz und (meistens) auch eine definierte Laufzeit.
- Aufgrund der großen Ähnlichkeit zu Anleihen ergeben sich Vorteile: Stabiler Kurs und sehr gut planbare, oftmals überdurchschnittlich hohe Einkünfte.
- Die Nachteile liegen darin, dass sich auch excellente Unternehmensentwicklungen kaum im Kurs bemerkbar machen und dass u.U. mit einer (vorzeitigen) Kündigung zu rechnen ist.
- Weiterhin ist aufgrund der Abrechnung auf Dollar-Basis die Währungsentwicklung für den Erfolg entscheidend.
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Informationsbeschaffung und Beispiele
Wie schon in meinem damaligen ersten Beitrag berichtet, gestaltet sich die Suche nach Preferred Stocks ziemlich aufwendig. Die gängigen deutschsprachigen Finanz-Portale sind nach meiner Erfahrung alle zur gezielten Suche völlig ungeeignet, selbst wenn man eine Wertpapier-Nummer zu Verfügung hat, sind dort die angezeigten Daten in der Regel sehr minimal, nicht selten auch schlichtweg falsch.
Ich habe daher (damals wie heute) die Seite: https://www.preferredstockchannel.com zur Auswahl geeigneter Papiere genutzt – hier ist allerdings wohl eine Registrierung erforderlich. Aber zur Suche habe ich ja damals schon etwas geschrieben.
Heute soll es mehr um die zwischenzeitlichen Erfahrungen gehen und damit diese nicht so theoretisch bleiben, will ich einmal drei Beispiele von Preferred Stocks aus meinem Depot herausgreifen:
JPMorgan Chase & Co., 6,15% Non-Cumulative Preferred Stock, Series BB, ISIN: US48127V8274
Goldman Sachs Group, 6,30% Non-Cumulative Preferred Stock, Series N, ISIN: US38148B5049
Deutsche Bank Cont. Cap. Trust II, 6,55% Non-Cumulative Pref. Stock, ISIN: US25153X2080
Ideale Einkommensquelle?
Alle oben genannten Beispiele haben einen Nominalwert von 25$ und wie schon in der Zusammenfassung erwähnt, bewegen sich die Kurse bei den Beispielen in einem engen Rahmen von ca. 1,5$ um diesen Nominalwert nach oben oder unten. Positive wie negative Nachrichten über die Emittenten lassen die Kurse weitgehend kalt. Außer bei der Dt. Bank – hier hat es erst kürzlich einen deutlichen Rücksetzer gegeben, nachdem der US-Ableger als „Problembank“ eingestuft wurde.
Für einen beabsichtigten Kauf oder Verkauf sollte man jedoch auf die Dividendentermine achten, denn wie es bei Aktien normal ist, gibt es auch hier einen DIvidendenabschlag. Die Dividenden werden vierteljährlich pünktlich gezahlt und von daher könnte man in der Kombination: Stabiler Kurs und gute, verlässliche Zahlungen eine ideale Einkommensquelle sehen.
=> Einzelveranlagung prüfen
Ersparnis von fünfstelligen Euro-Beträgen möglich!
Der Wechselkurs
Wenn da nicht der Wechselkurs-Effekt von Eur/USD wäre. Dieser kann sich natürlich sowohl positiv als auch negativ entwickeln. Das ist aber nur schwer einzuschätzen und damit erfährt das Ideale an der Einkommensquelle einen kleinen Dämpfer.
Für die regelmässigen Dividendenzahlungen sind evtl. Währungsverluste noch recht zu verkraften. Wenn aber (wie bei mir der Fall) die Wechselkurse sich über einen längeren Zeitraum immer weiter zum Nachteil entwickeln, dann reichen die Dividenden gerade mal dazu, den Wertverlust des Papiers in Euro wieder auszugleichen.
Auch das könnte einem solange egal sein, wie man die Papiere gar nicht verkaufen will. Devisenkurse können sich ja auch wieder in die andere Richtung entwickeln, wie man in den letzten Wochen beim Eur/USD Kurs gesehen hat.
Schlecht wird es allerdings dann, wenn die Preferred Stocks vom Emittenten gekündigt werden. Wer dies vermeiden will, muss bei der Auswahl der Papiere sehr genau darauf achten, wann solche Kündigungen möglich sind. Eines meiner Papiere (nicht in den Beispielen enthalten) ist gerade kürzlich gekündigt worden. Hier werde ich wahrscheinlich inkl. der Dividenden gerade mal mit plus/minus Null abschliessen.
Eine andere „Gefahr“ (oder auch Chance) lauert in den „convertible“ Pref. Stocks. Diese werden am Ende der Laufzeit in normale „common“ stocks umgetauscht. Ob dies von Vorteil oder von Nachteil ist, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Macht die Sache aber unkalkulierbar. Auch das kann man aber mit der richtigen Auswahl ausschließen.
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Fazit und Ausblick
Mein Fazit bisher: Amerikanische Preferred Stocks sind ganz sicher eine interessante Bereicherung eines Depots. Sie sind nicht ganz einfach in der Auswahl und bergen wie jedes Investment in ausländischer Währung ein zusätzliches Risiko (oder Chance). Wenn man dieses einmal außen vorlässt, bieten die Preferred Stocks eine stabile und lukrative Einnahmequelle.
Bis dahin also ein gedämpft positives Fazit.
Was die Sache allerdings am Ende womöglich doch uninteressant macht, sind die neuen MIFID-Regeln. Ich bin mir fast sicher, dass es bei einigen gängigen deutschen Online-Banken gar nicht mehr möglich sein wird, diese Papiere überhaupt zu kaufen. Die Umsetzung dieser Regeln scheint aber bisher ohne erkennbare Systematik sehr unterschiedlich umgesetzt worden zu sein, so dass man es im Zweifel einfach einmal versuchen muss.
Ich selber werde meine Papiere jedenfalls mindest so lange behalten (und Dividenden kassieren), solange der Eur/USD Kurs sich auf dem aktuellen Niveau befindet und die Emittenten die Papiere nicht kündigen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Peter,
ich vermisse in der Zusammenfassung die Erfahrungen mit FTRPR.
Jetzt sieht es so aus, als bekommt man einfach zusätzlich dicke Zinsen oder eben mehr Dividende als bei den common.
Die drei genannten prefered laufen sicherlich auch gar nicht so schlecht, aber in Summe mit FTRPR wird es zurückblickend eher ein Nullsummenspiel gewesen sein.
Künftig kann es natürlich besser werden.
LG Markus
Ja, Markus – ich habe hier ja nicht „alle“ preferred stocks vorstellen wollen, die ich in meinem Depot habe, sondern nur solche, die die typischen Eigenschaften aufweisen.
Bei FTRPR (preferred stocks von FTR, also von Frontier Communication) handelt es sich um „convertible“ pref.stocks, d.h. diese werden nach Ablauf einer gewissen Zeit nach einen zuvor festgelegten Verhältnis in „normale“ common stocks umgewandelt. Das ist übrigens bei FTRPR in Kürze der Fall.
Alle convertible pref.stocks beinhalten somit auch immer eine Spekulation auf die Entwicklung der common stocks. Das kann sich positiv, aber auch negativ auf die Entwicklung auswirken. Und zwar drastisch! Und hat von daher mit dem oben als sehr stabil dargestellten Kursverlauf von pref.stocks nichts mehr zu tun.
Das muss man im Vorfeld wissen und sich entsprechend für oder gegen diese Untergattung von pref.stocks entscheiden. Im Falle von FTRPR habe ich bewusst neben der außerordentlich guten Dividende von über 11% (auf den Nominalwert!) auch auf einen Wiederanstieg der common stocks spekuliert.
Letzere Annahme ist (bisher) gründlich schief gegangen. Ich habe zwar das Ergebnis nicht ausgerechnet, ich gehe aber eher von einem (deutlichen) Minusgeschäft aus. Zumindest bisher. Ich habe mich bereits für die Wandlung in common stocks entschieden und hoffe darauf, dass sich dort das Blatt irgendwann mal ins Positive wendet. Erste (vorsichtige) Anzeichen kann man hin und wieder erkennen… 😉
Im Übrigen habe ich noch einen weiteren convertible Kandidaten im Depot: Kinder Morgan pref.stock (Details müsste ich erst suchen). Auch hier macht die Entwicklung des Basiswertes den Erfolg zunichte. Beim Kauf hatte ich auf einen Wiederanstieg des Ölpreises und in dessen Folge auf einen Kursanstieg der Kinder Morgan Aktie gesetzt. Der Ölpreis ist tatsächlich gestiegen, Kinder Morgan eher weniger.
Als Fazit könnte man mitnehmen, dass convertible pref.stocks mit entsprechender Vorsicht zu behandeln sind. Habe ich aber so ähnlich auch schon im Beitrag geschrieben.
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
bei FTR Licht am Ende des Tunnels zu sehen, ist schon mit viel Hoffnung dabei. Zumindest sind ein Stückchen weg vom Allzeittief bei 6.08 – mit denen will ich nichts mehr zu tun haben. 😉 Dennoch, meine Daumen und guten Wünsche hast du.
Aber weil du KMI nennst, davon hatte ich gerade gestern Positives auf SA gelesen. Ich habe dann zwar einen Put auf MPLX geschrieben, aber der Sektor scheint mir doch start. Und da würde mich KMI.PRA auch ansprechen, bis zum 11.07. ist ja auch noch etwas Zeit. Ich würde KMI auch eher auf dem aufsteigenden Ast sehen.
Kannst du mir vielleicht noch die Kennzahlen nennen, also wie lange ist die Laufzeit bis zur Wandlung und was ist das Tauschverhältnis, das habe ich nicht gefunden bzw auf dem preferedstockchannel nicht erkannt.
LG Markus
Ich gebe Dir Recht: Bei FTR ist schon seeehr viel Hoffnung dabei. 🙁
Aber ich brauche das Geld aktuell nicht und so kann ich durchaus noch ein wenig warten. Insgesamt war das aber ganz sicher eine Fehlinvestition. Keine Frage.
Zu KMI.PRA empfehle ich mal einen Blick auf quantumonline. Dort findest Du eine Tabelle mit den wichtigsten Daten. Die Conversion Rate ist etwas kompliziert und hängt vom jeweiligen Kurs der common stocks ab. Details müsstest Du ggfs. im „prospectus“ nachsehen. Ein Link dazu ist unterhalb der Tabelle zu finden.
Gruß, Der Privatier