Tücken der Prozentrechnung (Fortsetzung)
In der Serie „Top oder Flop“ hatte ich in der letzten Folge von einem unangenehmen Rechenfehler berichtet, der mir im Zusammenhang mit der Reduzierung meiner Arbeitszeit unterlaufen ist. Ein „schönes“ Beispiel für die Tücken der Prozentrechnung.
Eine weitere Tücke möchte ich heute einmal kurz beleuchten. Ein Beispiel, das jeder, der sich jemals mit Aktien befasst hat, sicher kennen wird. Zumindest den Anfang.
Denn wo der Anfänger und Aktien-Neuling sich vielleicht noch auf der sicheren Seite wähnt, wenn seine Aktien in diesem Monat um 10% gefallen sind, dafür aber im nächsten Monat wieder um 10% steigen, weiß der alte Hase natürlich, dass dem nicht so ist! Im Resultat bleibt hier ein Verlust übrig.
Noch deutlicher (und dramatischer) wird die Situation, wenn wir einmal grössere Verluste betrachten: Verliert eine Aktie z.B. ein Drittel ihres Wertes, also 33%, so muss sie von diesem Niveau schon um 50% wieder steigen, um den alten Kurs wieder zu erreichen.
Völlige Hoffnungslosigkeit macht sich breit, wenn die Aktie 50% ihres Kurses eingebüßt hat. Jetzt müsste sie schon um 100% wieder zulegen. Und das kann dauern…
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Aber ist es wirklich sooo schlimm? Verstellt da die prozentuale Betrachtung nicht den Blick auf die Tatsachen? Klingt das nicht dramatischer, als es ist?
Wenn man so einen Vorgang mit absoluten Zahlen betrachtet, wird der Kursverlust dadurch zwar kein bisschen besser und es wird immer noch lange dauern, bis der alte Kurs wieder erreicht wird, aber der Blick wird objektiver. Wenn z.B. im nächsten Monat aufgrund irgendwelcher Probleme die Telekom-Aktie von 12 € auf 6€ fallen würde, dann wäre das für viele Aktionäre eine ganz üble Sache.
Und bis die 6 € wieder aufgeholt sind, würde es ohne Zweifel sicher eine Weile dauern. Aber das liegt dann eher an den Problemen, die zu dem Kursverfall geführt haben, die ihre Zeit brauchen, um beseitigt zu werden. Und es liegt keinesfalls daran, dass 100% Steigerung doppelt so viel ist, wie 50% Verlust. Es geht in beiden Fällen „nur“ um 6 €. Und das sind rauf wie runter dieselben 6 Euro.
=> Ausgleichszahlung für Rentenabschlag
Mit: Kosten und Vorgehensweise, Beispielrechnung
Aber lassen wir noch einmal die Prozente sprechen und überlegen einmal, wie lange so eine 100%ige Kurserholung wohl dauern könnte. Als unverbesserliche Optimisten gehen wir einmal davon aus, dass sich unsere Aktie bald wieder erholen wird und jeden Tag 1% Steigerung schafft. Dann hat sie die 100% also bereits in 100 Tagen wieder erreicht, macht bei ca. 20 Börsentagen im Monat eine Zeitspanne von 5 Monaten. Gar nicht so schlimm, oder?
Ach so – viel zu optimistisch? Stimmt. Machen wir es etwas harmloser. Gönnen wir den Aktie ein wenig auf und ab und hin und her. Aber dafür soll sie dann am Ende jeder Woche im Schnitt 2% zulegen. Lässt sich auch einfacher rechnen. Denn dann braucht sie für 100% genau 50 Wochen und das ist in etwa ein Jahr.
Alles schöne Rechnungen. Aber immer noch zu optimistisch? An der Realität vorbei?
Stimmt. – Aber vor allen Dingen sind sie eins: Sie sind grundlegend falsch!
Wer sich einmal die Mühe macht und das letzte Beispiel (2%ige Steigerung jede Woche) durchrechnet, wird herausbekommen, dass eine Kursverdoppelung bereits nach weniger als 9 Monaten eintritt.
Fazit: Bei Prozentrechnungen immer vorsichtig sein!
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