Buchvorstellung: „Geldanlage in REITs“ von Luis Pazos
Ich lese ja eigentlich kaum noch Finanzbücher – irgendwie habe ich das Gefühl, in meinen über 35 Jahren Börsenpraxis schon zu jedem Thema bereits alles gelesen zu haben. 😉
Okay – das stimmt natürlich nicht wirklich, aber es muss schon einen besonderen Grund geben, wenn mich ein Buch dann doch mal wieder interessiert. Und das war bei „Geldanlage in REITs“ von Luis Pazos ganz klar der Fall!
Denn obwohl ich bereits einige REITs in meinem Depot habe (deutsche und amerikanische), muss ich zugeben, dass ich immer wieder das Gefühl hatte, mir das Thema einmal detaillierter ansehen zu müssen.
Was sind REITs?
Für alle, die bis jetzt gar nicht wissen, wovon ich eigentlich rede, ganz kurz eine Erklärung:
REIT steht für „Real Estate Investment Trust“ (ausgesprochen übrigens: „ri:t“) und hinter dem, was sich hier zunächst ziemlich exotisch und abschreckend anhören mag, verbergen sich ganz einfach börsennotierte Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf Immobilien (real estate) aufbaut.
Wenn diese Unternehmen spezielle Anforderungen einhalten, können sie in der Rechtsform von REITs auftreten und damit Gewinne weitgehend steuerfrei vereinnahmen. Als Folge können sie daher für ihre Aktionäre überdurchschnittlich hohe Ausschüttungen vornehmen und stellen somit eine lukrative Beimischung für jedes ertragsorientierte Wertpapier-Depot dar.
Und so exotisch sind REITs denn auch gar nicht, denn es gibt sie auch in Deutschland (wie z.B. Hamborner Reit oder Alstria Office Reit).
Aber das alles kann man in dem Buch von Luis Pazos sehr viel detaillierter nachlesen.
=> Steuern auf Kapitalerträge – Die Anlage KAP
Wer muss ausfüllen? Wer sollte ausfüllen?
Zum Buch „Geldanlage in REITs“
Aus der obigen Erklärung ergibt sich schon die angesprochene Leserschaft für das Buch über die Geldanlage in REITs:
Das wären zunächst einmal Kapitalanleger, die zwar gerne zumindest einen Teil ihres Vermögens in Immobilien anlegen möchten, die aber weder eine Direktinvestition (z.B. Kauf und Vermietung einer ETW) vornehmen möchten, noch in intransparente und teure Fonds investieren möchten und die Crowdinvesting in Immobilien für zu riskant halten.
Interessant ist die Lektüre des Buches weiterhin für einkommensorientierte Anleger, die auf überdurchschnittliche, regelmässige Ausschüttungen wert legen.
Und mit „überdurchschnittlich“ sind hier z.B. zweistellige Renditen (also über 10%) gemeint, die sich mit einzelnen Werten aus den USA durchaus erzielen lassen.
Und auch wenn man schon einige Jahre Erfahrungen mit Aktien und anderen Wertpapieren gesammelt hat, ergeben sich im Bezug auf REITs doch einige Fragen, wie z:B.:
- Was genau sind REITs?
- Was für unterschiedliche REITs gibt es?
- In welchen Ländern und Märkten sind REITs verbreitet?
- In was genau investieren REITs eigentlich?
- Wie können Anleger REITs bewerten?
- Wie werden die Erträge und Ausschüttungen von REITs besteuert?
- Welche Chancen und Risiken bieten REITs?
- Wie können Anleger ein REIT-Portfolio aufbauen?
- Was für konkrete REITs gibt es?
Auf alle diese Fragen gibt das Anfang Okt. 2018 erschienene Buch von Luis Pazos auf etwas mehr als 200 Seiten detaillierte Antworten. Es besteht aus drei Hauptteilen mit folgendem Inhalt:
- Teil 1: Grundlegende Informationen zur Anlageklasse der REITs (z.B. zu unterschiedlichen Arten, Besteuerung und Bewertung)
- Teil 2: Konkrete, nach Gattungen gegliederte REITs, einschließlich der jeweiligen Stammdaten und wichtigsten Finanzkennzahlen
- Teil 3: Auswahlkriterien für die REIT-Auswahl, Aufbau eines individuellen REIT-Portfolios und mögliche Einkommensstrategien
Was kann man aus dem Buch lernen?
Gerade in der aktuellen Situation halte ich das Buch von Luis Pazos für außerordentlich nützlich. Denn auf der einen Seite befinden wir uns in Europa immer noch in einer Nullzins-Phase, wo es immer schwerer wird, Kapitalanlagen mit einem lukrativen Chance/Risiko-Verhältnis zu finden. Da sollte man unbedingt einmal einen Blick auf REITs werfen.
Andererseits geht aber diese Nullzins-Phase (beginnend von den USA aus) langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Und hier ist es von elementarer Bedeutung, die Auswirkungen eines steigenden Zinsniveaus auf die verschiedenen Anlageklassen abschätzen zu können. Dies wiederum gelingt aber nur, wenn man genau weiß, wo die Unterschiede bei verschiedenen REITs liegen.
In Deutschland ist die Anzahl der REITs sehr übersichtlich, aber wenn man seine Investments auch global ein wenig streuen möchte, ist es zudem wichtig, bei der Vielzahl von Unternehmen eine Bewertung durchführen zu können und auch die steuerlichen Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren.
Wer sich durch diese Fragestellungen angesprochen fühlt und bisher noch nichts (oder nur wenig) von REITs gehört hat, der bekommt mit „Geldanlage in REITs“ eine gute Einführung und einen guten Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, die sich insbesondere im Ausland anbieten.
Kritische Anmerkungen
Ein paar kritische Anmerkungen muss ich aber der Vollständigkeit halber auch erwähnen. Und dabei will ich gar nicht so sehr darauf eingehen, dass meine sämtlichen Fragen, weswegen mich das Buch überhaupt gereizt hat, allesamt nicht angesprochen wurden. Das war dann vielleicht auch zu viel verlangt und betrifft die Allgemeinheit eher nicht.
Was ich aber schon als leicht befremdlich empfunden habe, war der ganze Mittelteil (Teil 2), also die Auflistung „einiger“ konkreter REITs aus unterschiedlichen Kategorien.
Da listet der Autor auf über 70 Seiten (immerhin ein Drittel des ganzen Buches) fast ebenso viele REITs bzw. damit im Zusammenhang stehende Finanzinstrumente auf. Da bin ich spätestens nach 10 Seiten unglaublich gelangweilt und werde den Eindruck nicht los, dass hier irgendwie Masse produziert werden sollte. Inhaltlich ist das alles okay – aber ich hätte es mir deutlich kompakter gewünscht.
Aber auch die Art dieser Zusammenstellung habe ich als „überraschend“ empfunden. Da hat der Autor zuvor erläutert, dass man zwischen Equity-REITs (solche, die in greifbare Immobilien investieren), Mortgage-REITs (solche, die in Hypotheken-Darlehen investieren) und Mischformen aus beiden unterscheidet. Darüberhinaus hat er im ersten Teil auch erläutert, in welche verschiedene Objekte (Typen) solche REITs investieren.
Und womit beginnt die Aufzählung der REITS-Kategorien? Mit Baby-Bonds!! Da wundert sich der Laie, da staunt der Fachmann…
Die nächste Kategorie sind „preferred stocks“. Und danach kommen dann (endlich) die Equity REITS, gefolgt von Mortgage REITs, danach Fonds und ETNs.
Ich habe eine ganze Zeit lang gerätselt, was den Autor wohl zu dieser Reihenfolge veranlasst haben könnte? Nunja… es ist eine Sortierung nach aufsteigendem Risiko. Wie gesagt: Kann man so machen – ich fand es „überraschend“.
MiFIDII & Co.
Wer bis zu diesem Punkt weiterhin meint, dass REITs unbedingt ins Portfolio gehören, der wird u.U. im dritten Teil etwas auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn wie der Autor sehr schön recherchiert hat, ist es bei deutschen Banken oder Brokern gar nicht so einfach, all die schönen, lukrativen Papiere zu ordern. Die Gründe (wie z.B. MiFIDII) sind unterschiedlich und im Buch näher dargelegt.
Der Autor jedenfalls meint, dass ohne Einschränkungen eigentlich nur der Schweizer Online Broker Swissquote in Frage kommt. Ob das nun so stimmt, möchte ich nicht beurteilen, ich kann aber bestätigen, dass ich selber bei REIT-Papieren, die ich bereits in meinem Depot habe, über meine inländische Bank keine weiteren Zukäufe mehr tätigen kann.
Wer jedoch einen ausländischen Broker wählt, sollte sich vorher Gedanken über die steuerlichen Auswirkungen machen (übrigens auch ein Thema, das im Buch eher dürftig abgehandelt wird).
Mein Fazit
REITs können eine sehr interessante und lukrative Beimischung für ein diversifiziertes Wertpapier-Portfolio darstellen. Aufgrund einiger regulatorischen Einschränkungen bringen sie allerdings auch ein paar Schönheitsfehler mit sich.
Und das könnte man auch zum Buch von Luis Pazos sagen: Als Einstieg in die Thematik der REITs und als Übersicht und Nachschlagewerk auf jeden Fall zu empfehlen – mit ein paar kleinen (aber verzeihlichen) Schönheitsfehlern.
Angesichts der Tatsache, dass das Buch von Luis Pazos meiner Kenntnis nach das bisher erste und einzige Buch in deutscher Sprache ist, welches sich ausführlich mit dem Thema REITs befasst, von daher insgesamt eine ganz klare Kaufempfehlung.
Das Buch „Geldanlage in REITs“ von Luis Pazos gibt es (zum Beispiel) bei Amazon als gebundenes Buch, als Taschenbuch oder auch als E-Book (Preise: 24,99€ / 16,98€ / 9,99€).
P.S.: Die „Kritischen Anmerkungen“ sind mir ein wenig lang geraten. Darum hier noch ein positiver Nachtrag: Auf die Idee mit den Baby Bonds und den Preferred Stocks von REITs war ich bisher selber nicht gekommen. Schon alleine dafür hat sich das Buch gelohnt! Danke.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Peter
Ich habe es bisher noch nicht gelesen , könnte mir aber durchaus
einen Mehrwert in Form von 24,XX für Bildung Nachwuchs vorstellen .
Evt. mal zu Weihnachten , das Bundle Bargeld statt Buchgewinn und
Geldanlagen in REITs . Anstelle langweiliger Anleihen ( z.B. OMV ) .
Der weitere MEHRWERT besteht ja auch darin , das ich das erstmal
selber lesen kann . Und wenn dann das NICHTS ist , habe ich
wenigstens den Luis Pazos , noch ein wenig Unterstützt , damit
Er weiterhin über “ MERKWÜRDIGE “ Anlagen berichten kann .
M.M.n. schon ALLEINE DAS , ein Mehrwert .
Insgesamt , mag ich aber Luis Pazos auch für seine
A) Unaufgeregte Art , auch mal über 8% Plus nachzudenken
B) Als einer der WENIGEN , auch mal STÄRKER über REITs ,
insbesondere den Vorteilen ( aber auch Nachteilen )
mal nachzudenken . Und Dauerhaft , seinen von VIELEN
als Utopisch angesehenen Investmentstil , immer wieder
zu verteidigen . Finde ich persönlich GUT .
Und zum Schluss , können WIR uns ja nochmal GEMEINSAM Gedanken
machen , wo es evt. haken könnte . Für MICH , gehört jedenfalls
ein REIT und auch eine BDC , UNBEDINGT mit ins Portfolio .
Anteilsgewichtung , mindestens je 10% . Manchmal auch GERNE
MEHR . Insbesondere die “ Stapled “ Infrastruktur-Denkweise ,
werde ich mir bei Zeiten , nochmal genauer anschauen .
Mit DEN PORTFOLIO-BESTÜCKUNGEN an REITS = OHI , O , WPC , NRZ ,
DIC ( Kein ECHTER REIT ) , DKR bin ich jedenfalls zufrieden .
Und das , OHNE Luis Pazos gelesen zu haben , aber dafür evt.
auch schwerer für Nachwuchs aufzubereiten . Könnte also da
evt. auch leichter mit lesen vom Buch sein ????? Mal sehen .
Also Danke Peter , fürs schon mal Vorab sichten . Der Luis
steht eh noch auf meiner Liste des Gedanken machens , mit
Nachwuchs . Und wenn ich die Finanzbildung , möglichst Breit
hinbekomme , spricht da m.M.n. nichts gegen .
LG Det
Hallo Peter,
zufällig habe ich dasselbe Buch auch vor ein paar Tagen gekauft und bin gerade noch beim Lesen.
Aus meiner (bisherigen) Sicht kann ich noch die folgenden positiven Kommentare abgeben:
(1) Das Buch ist sehr gut geschrieben und sehr sorgfältig formuliert. Bei Herausgabe im Eigenverlag absolut keine Selbstverständlichkeit! Die Sprache ist prägnant und ohne Geschwafel.
(2) Im Vorwort fasst der Autor sehr gut die Nachteile von Direktinvestitionen in Immobilien (selbstbewohnt oder vermietet) und von herkömmlichen Immobilienfonds zusammen. Das sollte sich eigentlich jeder Anleger zu Herzen nehmen, gerade in der momentanen Phase einer Immobilienblase in Deutschland.
(3) Die Anhänge („Exkurse“) finde ich auch sehr lesenswert, z.B. eine schön kompakte Erklärung der Ursachen für die Finanzkrise 2007 – 2009.
(4) Auch alles andere als selbstverständlich: eine saubere Liste von Abkürzungen und viele Seiten weiterführende Literatur und Weblinks.
Danke für die Ergänzungen!
Bei den Punkten 1,2 und 4 kann ich da uneingeschränkt zustimmen.
Bei Pkt.3 (Exkurse) bin ich etwas anderer Meinung: Gerade weil der Hauptteil des Buches sehr um Sachlichkeit und objektive Darstellung bemüht ist, hat man bei der größtenteils doch sehr einseitigen (bis ins polemische gehenden) Sichtweise in den Exkursen fast den Eindruck, diese Beiträge seien nicht von denselben Autor geschrieben. Und auch inhaltlich wäre das Buch sicher ganz gut ohne die Exkurse ausgekommen.
Gruß, Der Privatier
Ja, den Exkurs über den Euro finde ich auch unnötig polemisch. Der über die Ursachen der (US)-Finanzkrise scheint mir aber sachlich und interessant.
Hallo,
ist hier jemand in REIT BabyBonds oder Prefered Shares investiert ?
Wenn JA bei welchem Broker „gebrokt“ ?
Achja – das Buch hab ich durch und würde gerne anfangen.
Gruß
Tja, Mr.Excel – vielleicht gibt es ja noch jemand, der hier Erfahrungen beisteuern kann?!
Ich selber halte zwar beide Kategorien für sehr interessant, habe das Thema aber nicht weiter verfolgt, da ich aufgrund der im Beitrag erwähnten Einschränkungen bei meinen Banken diese Papiere nicht kaufen kann. Und nun extra dafür noch eine weitere Broker-Verbindung herzustellen, ist mir einfach zu aufwändig.
Eigentlich schade, denn gerade mit den Preferred Stocks habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht. Davon habe ich noch einige vor den MiFID-II-Regeln gekauft (allerdings keine REITs) und die machen genau das, was sie sollen: stetige Zinsen bei sehr ruhigem Kursverlauf. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn ein Handel (wieder) möglich wäre.
Gruß, Der Privatier
Ja, ich habe mir viele Kandidaten aus beiden Pazos-Büchern angesehen und bin jetzt auch in einigen investiert. Das ging einfach, weil ich für meine Stillhaltergeschäfte sowieso schon seit langem bei US-Brokern bin.
Diese Werte verwende ich als (teilweisen) Bargeldersatz zur Deckung meiner Short Puts. Bis jetzt eine schöne Zusatzrendite. Sehr nett vor allem die mit monatlicher Dividendenzahlung.
Im letzten Update meines Stillhalterbuchs habe ich die Pazos-Bücher für diesen Zweck auch lobend erwähnt.
Hi,
bei welchem Broker „brokelst“ Du ?
Wie klappt das mit der Abwicklung bzgl. Steuer ?
Gruß
Hallo,
für die oben genannten Wertpapiere gibt 2 Plattformen, wo man diese handeln kann. DEGIRO in der Schweiz und Internaxx in Luxemburg. Bei der Schweiz kommt ein Wechselkursrisiko dazu, welches in Luxemburg nicht wäre. Ist das zu kurz gedacht ? Was muß man noch berücksichtigen ? Gibt es Erfahrungen zu den beiden ?
Gruß
Hallo Mr.Excel, ich kann Dir zu diesen Fragen einmal die Internetseite von Luis Pazos empfehlen. Dort findest Du unter https://nurbaresistwahres.de/fragen-und-antworten/#depotbanken unter DEPOTBANKEN ab Punkt 8 auch einige interessante Antworten zum Thema MiFID II und die Auswirkung bei ausländischen Banken/Brokern.
Gruß, Der Privatier