Immobilien-Finanzierung aus dem vorigen Jahrtausend – Teil 1
Eigentlich wollte ich mit diesem Beitrag eine neue Serie unter dem Titel „Opa erzählt“ starten. Denn auch wenn der Beitrag hier unter „Aktuelles“ erscheint, handelt es sich gar nicht um eine aktuelle Begebenheit, sondern um meine Erlebnisse im Zusammenhang mit der Finanzierung unseres ersten Hauses vor ca. 30 Jahren.
Und so gibt es hier auch heute nichts zu lernen, zumindest nichts, was man heute noch gebrauchen könnte.
Höchstens ein bisschen Geschichte.
Und warum ich diese Geschichte gerade jetzt erzähle? Nun – ich bin durch meinen Freund Tom, der gerade ein neues Haus sucht und durch Kommentare zu den „Vorzügen“ einer Hausbank, daran erinnert worden, wie das bei mir damals gelaufen ist – mit der Hausfinanzierung.
Und wenn ich heute etwas von „damals“ erzähle, hat das natürlich was von „Opa erzählt“. Aber da ich mich ja noch gar nicht so alt fühle, habe ich dann doch eine andere Überschrift gewählt.
Kommen wir endlich zum Thema:
Es ging also damals (im zarten Alter von 28-29 Jahren) darum, mein erstes Haus zu finanzieren. Damals lebte ich war zwar schon mit meiner heutigen Frau zusammen, aber wir waren noch nicht verheiratet. Und ich schreibe „mein“ Haus, weil ich aus steuerlichen Gründen das Haus alleine auf meinen Namen kaufen und finanzieren wollte.
Weiterhin war mir schon klar, dass ich ein Annuitäten-Darlehen haben wollte: gleichbleibende monatliche Raten mit steigendem Tilgungsanteil und einer Laufzeit von insgesamt ca. 30 Jahren. Andere Finanzierungsvarianten wie z.B. keine laufende Tilgung und Ablösung des Darlehens durch eine Lebensversicherung hatte ich zwar anfangs überlegt, dann aber doch wieder verworfen.
Mit diesen Randbedingungen in der Tasche habe ich damals nun 3 oder 4 ortsansässige Banken besucht und mir ein Angebot unterbreiten lassen.
=> Abfindung und Ruhezeit (1)
Mit: Grundlagen, Dauer und Folgen einer Ruhezeit
Erinnern kann ich mich noch an die Sparkasse: Extrem vorsichtig! Dass ich der alleinige Kreditnehmer sein sollte, hat ihnen schon mal gar nicht gefallen. Dann vom angenommen Kaufpreis des Hauses erst einmal einen Abschlag vorgenommen: Der Verkehrswert, ca. 80%. Finanzieren zu halbwegs annehmbaren Konditionen konnten Sie davon aber höchstens 60%. Der Rest sollte deutlich teuer sein. Und 60% von 80% sind weniger als die Hälfte des Kaufpreises! Und zum Kaufpreis hinzu musste ich ja noch die Nebenkosten (GrESt, Notar und Makler) bezahlen. Nee – das war nicht wirklich eine Lösung, die mich überzeugt hat.
Dann die Commerzbank: Der Termin hat mir im Nachhinein den größten Spaß bereitet! Damals war es noch üblich, mit einem Disagio (also Abschlag) zu finanzieren. Der Trick war der, dass man sich z.B. 100.000 Euro nominal leiht, aber nur 95% ausgezahlt bekommt. Die restlichen 5.000 Euro zählten dann zu den „Kosten“ und konnten von der Steuer abgesetzt werden. Außerdem machte das Disagio den Zins niedriger. Je höher der Abschlag, desto niedriger der Zins. Und je kürzer die Zinsfestschreibung, desto niedriger ebenfalls der Zins.
Und genau das hat mir das Mädel von der CoBa damals angeboten. Ein Disagio von 10% und eine Laufzeit von 5 Jahren. Mit diesen Werten konnte man damals eine traumhaft günstige monatliche Belastung berechnen. Und wenn man dann noch die Steuerrückerstattung durch das hohe Disagio mit berechnete… Da haben sich damals viele in ihr eigenes Unglück gestürzt!
Und so habe ich das Mädel erst einmal erzählen lassen und dann vorsichtig gefragt, was ihr Vorschlag denn nach Ablauf der 5 Jahre vorsieht, wenn ich z.B. 100.000 Euro brauche, ich aber erst einmal ein Darlehen von ca. 111.000 Euro aufnehmen muss, damit ich bei einem Disagio von 10% die benötige Summe auch bekomme. Bei einer anfänglichen Tilgung von 1% habe ich in den 5 Jahren etwas mehr als 5% getilgt, sagen wir einmal großzügig 6.000 Euro. Dann habe ich nach 5 Jahren eine Restschuld von 105.000 Euro! Mehr als ich ursprünglich gebraucht und bekommen habe! Wie sollte das denn weiter gehen??
Da hat mich das Mädel mit ihren großen Augen freundlich angelächelt und mit treuem Blick gemeint, dass ich vielleicht in der Zwischenzeit eine Erbschaft machen könnte oder im Lotto gewinnen.
Da war ich echt platt ! Das nenne ich mal ein solides Finanzierungskonzept.
=> Aktuelle Rechenwerte
Mit: Sozialversicherungen und Steuern
Auch das war also nicht so ganz nach meinem Geschmack und so bin ich dann zu meiner Hausbank gegangen. Sie war nur deshalb als Letzte auf der Liste, weil ich vorher keinen Termin bekommen konnte.
Damals konnte man übrigens Wertpapiere noch nicht einfach per Mausklick kaufen und verkaufen, sondern vieles lief über den persönlichen Kontakt zu einem Berater und so war ich damals schon wirklich Stammgast in der Filiale. Mein Aktienberater, immer mit hochrotem Kopf, schwitzend, mit weißem Hemd und Hosenträgern über dem dicken Bauch hat damals seine Charts noch täglich eigenhändig auf Millimeterpapier mit dem Bleistift gezeichnet.
Aber dieses Mal ging es in die erste Etage. Zum Filialleiter. Zum Chef. Wow!
Edles Büro. Alles vom Feinsten. Naja – bei den Gebühren. Kein Wunder.
Das Angebot zur Finanzierung war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Weder übervorsichtig, noch halsbrecherisch und genau so, dass sich das erforderliche Eigenkapital in dem Rahmen bewegte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch: Der Zins entsprach noch nicht so ganz meinen Vorstellungen. Aber mangels anderer Angebote habe ich dieses erst einmal dankend entgegen genommen und mir eine gewisse Bedenkzeit erbeten.
Und eine solche Bedenkzeit brauche ich jetzt auch, bis zum zweiten Teil der Geschichte, wenn ich dann etwas von unabhängigen Beratern erzählen werde.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Kommentare
Immobilien-Finanzierung aus dem vorigen Jahrtausend – Teil 1 — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>