Kap. 12.7.4: Das Gefühl von Sicherheit ist weg!
Auch wenn meine bisher vorgestellten Pläne in den letzten Beiträgen (Finanzplan, Statistik, Einnahmen und Ausgaben) eigentlich alle beruhigend aussehen, so hat mich doch zu Beginn meiner Zeit als Privatier (2012) ein etwas ungewohntes Gefühl beschlichen:
Ein Gefühl der Unsicherheit.
Oder besser gesagt: Das alte Gefühl von Sicherheit war plötzlich verschwunden.
Denn ich denke, jeder benötigt ein gewisses Gefühl an Sicherheit in finanziellen Dingen. Das fängt damit an, dass man während der Berufstätigkeit eine gewisse Reserve in Höhe von ein paar Monatsgehältern haben möchte, um eine unvorhergesehene Reparatur an Fernseher oder Waschmaschine bezahlen zu können.
Später wird die Reserve vielleicht etwas größer, weil die möglichen Reparaturen auch größer werden (Auto, neue Heizung oder neues Dach). Und noch später werden sie dann noch größer, weil entweder an eine drohende Arbeitslosigkeit und auch einfach nur an die Altersvorsorge gedacht wird.
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Wichtig bei dieser Reserve – unabhängig von der Höhe – ist aber immer, dass sie (meistens) immer nur die zweite Geige zu spielen hat. An erster Stelle steht immer das „normale“ Einkommen. Erst wenn dieses einmal ausfallen sollte, kommt die Reserve zum Einsatz.
Und genau so hatte ich in den vergangen Jahren mein Kapital in Form von Wertpapieren auch immer angesehen: Als Reserve. Für das Alter. Oder aber eben auch als Chance, früher in der Ruhestand zu gehen.
Aber nachdem ich meinen Job aufgegeben hatte, hatte sich diese Rolle nun plötzlich gedreht: Mein Kapital spielte nicht mehr die zweite Geige, sondern die erste! Und außerdem gab es auch niemand mehr, der die zweite Geige spielen konnte.
Und daher kam dann auch das ungute Gefühl: Die Reserve war nicht mehr da! Sie war zwar schon noch da, aber nicht mehr als Reserve. Das ändert schon das Gefühl.
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Mit: Vorgehensweise und Fallstricke
Aber das kann man ja ändern, indem man intensiv seine Pläne studiert und sich immer wieder klar macht, dass das Kapital jetzt eben eine Doppel-Rolle zu spielen hat. Es ist Einnahme-Quelle und Reserve gleichzeitig. Und das auch nur für eine gewisse Übergangzeit. Nämlich bis zu dem Zeitpunkt, bis wieder andere regelmäßige Einnahmequellen (die Renten) sprudeln werden. Also: Keine Panik.
Aber mit dieser geänderten Rolle des Kapitals als einziger Einnahme-Quelle sollte auch eine bessere Übersicht als bisher her, aus der ich jederzeit ersehen konnte, wann ich denn wie viel Ertrag zu erwarten hatte.
Also einfach eine Aufstellung, aus der jeweils über das Jahr verteilt, das Datum und die Höhe der einzelnen Zahlung (z.B. Zins oder Dividende) vermerkt ist. Meist kann man das recht genau planen. Und wenn mal ein Eintrag nicht ganz stimmen sollte: Nun ja – es ist ja nur ein Plan. So genau kommt es dann auch nicht.
Wie so etwas bei mir in etwa aussieht, zeige ich dann im nächsten Beitrag.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Privatier,
das kenne ich. Bei mir kommt manchmal so ein unterschwelliges Gefühl / Frage auf. „Kann das sein, dass es so wirklich funktioniert ?“ Wenn alles was man so geplant hat : Ausstieg, Dispojahr, ALG, Steuer, KK usw. einigermaßen geklappt hat …
Ich habe für mich ein Instrument geschaffen :
Neben meinem Finanzplan prüfe ich die den tatsächlichen Stand aller Mittel, wirklich aller, als Tagesstichprobe und vergleiche die Summe mit meinem Plan-Soll im Finanzplan. Eigentlich ganz einfach.
Die Differenz buche ich als Planungskorrektur (+ oder -). Bisher hielt es sich die Waage oder war vertretbar.
Und schon kommt die Ruhe zurück, weil : >>> Es funktioniert doch ! <<<
Mittlerweile mache ich es regelmäßig alle 6 Monate.
Grüße und gute Gefühle
Schön, dass Sie über die Gefühle sprechen: Verstand und Logik ist das eine, aber das nützt nichts, wenn „es im Bauch zwickt“.
Und wenn das Kapital, das bisher eine „Reservewährung“ war, jetzt im Mittelpunkt steht, bleibt das Gefühl, dass jetzt eine Leere ist, wo früher eine Reserve war.
Ich freue mich auf den nächsten Blog 12.7.5, in dem vermutlich gezeigt wird, wie man mit Ratio (sprich einer Excel-Tabelle mit der Aufstellung der Einnahmen) das Zwicken im Bauch überwinden kann und sich selbst klarmachen kann, dass diese Leere zwar gefühlt wird, aber trotzdem das Kapital immer noch seine Rolle als Reserve behalten hat.
Zum Thema „Sicherheit“: Machen wir uns doch nichts vor, die absolute Sicherheit in materiellen Dingen, in Lebensdingen wird es nie geben. Klar, ich mach mir auch meine Pläne, habe in Anlageform ein Stück „Passiveinkommen“, das mir in 2 Jahren ein Zubrot zu meiner kargen Rente verschaffen wird. Aber wirklich sicher ist eben nichts, „panta rei“ (alles fliesst) sagte schon ein antiker Philosoph.
Was bleibt: eine gute Mischung aus Verstand und Gefühl, eben die richtige Intuition für die Entscheidungen von heute bzw. morgen, und immer wieder die Bereitschaft, etwas zu hinterfragen, an das man gestern noch geglaubt hatte.
Gruß vom Bond
Oh, ich kann dieser Gefühl sehr nachvollziehen. Ich habe auch immer wieder Momente der Unsicherheit, in denen ich diverse Excel-Tabellen bearbeite und Worst-Case Szenarien anschaue. Wenn auch im Worst-Case alles noch halbwegs vertretbar läuft, bin ich wieder halbwegs ruhig.
Das Leben ist nicht planbar. Das stimmt. Umso mehr ist es schwierig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, jetzt schon mit 48 in der Sonne zu sitzen und nicht zu arbeiten. Denn wenn dann das Geld mit 90 nicht reicht, werde ich wahrscheinlich nicht mehr die Ärmel hochkrempeln können und sagen, na gut, dann such ich mir halt nen Job.
@Alle:
Interessant zu lesen, dass es anderen nicht viel anders geht!
Und natürlich wird es eine absolute Sicherheit nicht geben. Das war mir eigentlich auch schon sehr früh klar und so habe ich auch darauf verzichet, wirklich JEDE Eventualität mit in meine Pläne aufzunehmen. Ein gewisses Restrisiko wird wohl immer bleiben…
Und dieses Gefühl von Unsicherheit habe ich auch in diesem Maße nur in der ersten Zeit direkt nach meinem Entschluss, nur noch von meinen Kapitaleinkünften leben zu wollen, so verspürt.
Inzwischen habe ich ja schon ein paar Jahre Übung und ich fühle mich sehr viel entspannter. Das soll nicht bedeuten, dass ich nicht mehr regelmäßig rechne. Das mache ich nach wie vor. Ist aber mehr eine Routine, so wie man auch seine Kontoauszüge kontrolliert.
Und dient meiner Steuerplanung. Aber dazu sage ich dann in nächsten Beiträgen noch etwas mehr…
Gruß, Der Privatier
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich sitze auch oft über meinen Excel-Tabellen und spiele verschiedene Szenarien durch. Klappt es? Wo könnte ein Haken sein? Sind die Annahmen zu optimistisch?
Klar kann man nicht alles planen, aber wenn man einen Soll-Ist-Vergleich macht und es liegt alles in der angestrebten Spanne, beruhigt das ungemein (bis man in ein paar Wochen wieder alles anschaut^^).
Interessanter Beitrag als Ergänzung bzw. Erweiterung zu den Faktenberechnungen.
Ich denke auch, dass die absolute finanzielle Sicherheit zumindest für die meisten von uns eine Utopie ist.
Juckt es Ihnen eigentlich nicht in den Fingern, eine berufliche Nebentätigkeit anzufangen? Irgendwas was man gerne macht und gut beherrscht. Okay, das Bloggen klappt ja schon super 😉 Aber es gibt ja noch mehr Möglichkeiten. Ich bin zwar ein paar Lenze jünger, könnte mir aber ein so recht frühes Aussteigen auch vorstellen. Allerdings nur wenn ein anderer Ausgleich vorganden ist, möglichst was „produktives“/handwerkliches.
Dann hat man vielleicht auch etwas Ablenkung und schaut nicht immer auf die Excel-Tapeten 😉
P.S. wenn ich die alten Beiträge lese, mache ich mir keine Sorgen, dass die Betechnungen fehlerhaft sind oder die Ersparnisse nicht reichen.
Außer sie investieren in weitere Agrar-Anleihen 😉
Die Frage, die Felix aufgeworfen hat, interessiert mich auch sehr. Was macht „man“ eigentlich mit dem lieben langen Tag ohne Arbeit, sind Hobbys allein ausfüllend?
In einer Untersuchung zu Hartz 4-Empfängern sind die froh um jeden Job, den sie kriegen können, das ist besser als Nichtstun. Arbeit ist ja nicht nur für das Geldverdienen gut, sondern auch für das Ansehen, den persönlichen Selbstwert.
Arbeit genießt also auch einen hohen sozialen Status, natürlich nur, wenn die Arbeit ausfüllend und befriedigend ist.
(Wenn ich einmal Rentner sein werde, werde ich auf jeden Fall weiterarbeiten,
vielleicht auf Basis eines Minijobs oder auch ehrenamtlich) Gruß von Bond
@Felix und @Bond:
Die Antwort auf die Frage, was „man“ eigentlich den ganzen lieben langen Tag ohne Arbeit macht, wird sicher jeder für sich ganz unterschiedlich beantworten. Und dabei ist es sicher auch ein gravierender Unterschied, ob ich meinen Job unfreiwillig verloren habe und mich nun auf Hartz-4 Niveau durchs Leben schlagen muss, oder ob ich diesen Schritt freiwillig gemacht habe und vorher ausgerechnet habe, dass ich ein einigermaßen gutes Auskommen haben werde.
Aber einen anderen Punkt halte ich für noch viel entscheidender: Es kommt darauf an, welchen Stellenwert man der Arbeit im Leben einräumt! Wenn die Arbeit für Ansehen, Status und Selbstwert benötigt wird, dann wird man in der Tat ein Problem bekommen, wenn die Arbeit einmal wegfällt. Und dann sollte man sich den Schritt zum Privatier besser dreimal überlegen!
Ich habe diese und ähnliche Fragen schon einmal in einer kleiner Serie „Mit Zwischenschritt zum Privatier“ beleuchtet. Da geht es im ersten Teil auch um die befürchtete Langeweile, im zweiten Teil um Beschäftigungen. Aber es gibt auch andere Aspekte und vor allen Dingen auch einige sehr interessante Kommentare von anderen Privatiers, oder solchen, die es werden wollen.
Gruß, Der Privatier
Hallo!
Bin aus Langeweile mal wieder …. . Ach Quatsch, war ein Scherz.
Es ist heute super heiß und ich habe mich in mein kühlstes Zimmer zurück gezogen. Ich habe mir einmal die Kommentare durchgelesen und war von den Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten, auch die Sache mit den Exel-Tabellen überrascht.
Ich weiß, dass es Leute gibt, die nach dem Ausscheiden aus dem Job in ein Loch fallen. Wo gestern der Job war, ist dann plötzlich nichts. Nichts als Zeit, freie Zeit. – Zeit für Kreativität und dafür genügend Zeit. So viel Zeit, dass man nichts mehr hektisch und unter Zeitdruck erledigen muss. – Für mich war das vor nun mehr sieben Jahren ein sehr schöner Augenblick.
Natürlich erfordert das im Leben eine Umstellung. – Vielleicht so! In dem Moment, wo du aus dem Job raus bist, ist kein Chef mehr da, der dir sagt, was du zu tun hast. War es nicht genau das, was du dir eigentlich immer gewünscht hast? – Eh, der Chef, der dir sagt, was du zu tun hast, bist nun du.
Chef sein ist doch eigentlich das beste, was dir passieren kann. Aufträge heran schaffen, den Tag planen und all das tun können, was, wo und wie lange man es will. Keiner hat herum zu meckern und wenn einer herum meckert, dann bist du es selbst. – einfach großartig!
Die Artikelserie kenne ich und ich finde sie wirklich klasse.
Schön, dass sie sich nicht über die Arbeit/den Job definieren. Das sagt einiges über den Charakter. Mir ging es auch mehr um Aktivitäten, die einfach Spaß bringen und mit denen man sich ein wenig selbst verwirklichen kann.
Aber vielleicht war die Frage auch etwas zu privat.
Weiter so mit dem Blog!
Hallo Privatier.
Ich habe gerade Deinen Blog entdeckt und bin wirklich begeistert.
Sicherheit ist einfach etwas sehr subjektives und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du Dir auch ein wenig unsicher bist.
Das Problem ist, dass sich nur sehr wenige Leute in dieser Lage befinden und so der Austausch viel schwerer fällt.
Ein Angestelltenverhältnis ist sehr wahrscheinlicher bedeutend unsicherer (besonders bei der finanziellen Situation der meisten Leute), als Deine Situation. Der Job stellt jedoch den Normalfall dar und so wird dieser auch nicht als unsicher angesehen.
Ich bin erst 19 Jahre alt und mein Ziel ist es mit 30 die Finanzielle Freiheit zu erreichen. Dazu betreibe ich jetzt auch seit kurzem meinen eigenen Blog https://finanziell-frei-mit-30.de/.
Ich hoffe, dass ich auch dieses Luxusproblem in Zukunft haben werde.
Schöne Grüße
Dominik
Ich freue mich, auch einmal einen jüngeren Leser hier begrüßen zu dürfen!
Dein Vorhaben ist sicher ambitioniert – aber wer früh anfängt, hat ganz sicher einen ganz großen Vorteil! Denn es ist wohl einer der größten Fehler, den man auf einem solchen Weg machen kann: Zu spät anzufangen.
Ich wünsche auf jeden Fall viel Erfolg und werde sicher hin und wieder mal in deinem Blog vorbeischauen und „kontrollieren“, wie es läuft.
Alles Gute, Der Privatier
Hallo,
JA – auch ich bin hier gelandet und verspreche ohne EXCEL zu kommentieren.
Ich möchte einen Aspekt in den Ring werfen – soziales Engagement.
Ich habe auch überlegt „Was mache ich dann, den lieben langen Tag“. Ich komme aus einem Job, der mir Spaß gemacht hat. Den hätte ich auch weiter gemacht, wenn da nicht das „unwiderstehliche Angebot“ gekommen wäre.
Ich kam dann auf die Idee zu versuchen, dass zu tun was ich gut kann, was mir Spaß gemacht hat, nur nicht für Geld sondern für einen guten Zweck.
Ich mußte nicht lange suchen, da liefen mir so nach und nach 3 Themen über den Weg, die passten. Und so bin heute unterwegs in 2 gemeinnützigen Vereinen und der Caritas und mache das was mir Spaß gemacht hat und vermutlich deshalb mache ich es auch gut und richtig. Und dann stellt sich plötzlich eine ganz andere „Bezahlung“ ein. Kein Gehaltszettel in Euro sondern Dank, Anerkennung, Erfolg und das ganz ehrlich und aufrichtig gemeint. Ich bin super zufrieden. Und steuern kann ich den Aufwand als eigener „Chef“ auch.
Nun noch abschließend ein Hinweis an die, die suchen und denen nichts passendes über den Weg läuft. Es gibt mittlerweile Vereine, nein keine Partnervermittlung, die vermitteln Ehrenamtsaufgaben. Richtig professionell. Die erheben ein Profil über Fähigkeiten und angebotene Zeiten, etc. und suchen dann die entsprechende Aufgabe. Warum können die das ? Weil sich Institutionen, die Ehrenamtliche suchen sich dorthin wenden mit Ihrer Suche, weil auch denen nicht der Richtige gerade über den Weg gelaufen ist. Einfach in der Gemeinde, Kommunde, Stadt im INERNET suchen. Wer sich ansehen will wie so etwas aussehen kann : hier > https://www.gute-tat.de/
Gruß an alle – auf zu neuen Ufern
Danke, Mr. Excel für die Schilderung Deiner Überlegungen und Erfahrungen.
Ich sehe schon, ich sollte das Thema der Aktivitäten im „Ruhestand“ doch noch einmal vertiefen..
Gruß, Der Privatier
Hallo Privatier,
irgendwie ist das Thema etwas auseinandergeglitten in den eigentlichen Beitrag „Sicherheitsempfinden“ und den off-topic-Teil „Sinnsuche im Leben ohne abhängige Beschäftigung“.
Ich will kein Spielverderber sein und zunächst auch was zum Off-topic-Bereich loswerden. Für mich ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, wenn Menschen jemanden brauchen, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Wenn ich mir meine Aufgaben selbst suche und darüber entscheide, ist das immer sinnstiftender für mich als eine abhängige Beschäftigung, wie interessant und abwechslungsreich sie auch sein mag. Und es ist schön, dass Du die Weiterführung dieses Blogs als sinnstiftend ansiehst und damit vielen Leuten Hilfestellung gibst.
Nun zum eigentlichen Thema: Wenn nach einem Ereignis wie dem Brexit die Börsen verrückt spielen und selbst die japanische Börse, von der man annehmen könnte, dass sie nicht sehr stark von den Ereignissen im fernen Europa tangiert werden sollte, mehr als 8% an einem Tag verliert, wird es einem schon etwas mulmig um das liebe Ersparte. Ähnlich war es nach 9/11. Wenn – überspitzt gesagt – ein paar Spinner 2 Hochhäuser in die Luft jagen, sollten danach die Unternehmen dieser Welt nicht auf einmal 1/4 weniger Wert sein. Doch große Auswirkungen auf die eingeplante Sicherheit haben nicht nur solch börsenerschütternde Ereignisse. Ich habe schon vorher an anderer Stelle geschildert, wie stark sich eine kleine Änderung der Rendite oder der Inflation auf meine Prognosentabelle – nicht xls sondern Libre Office, ich spare ja für den Ruhestand 😉 – auswirkt. Solche Ereignisse mahnen, genug Sicherheiten einzuplanen, damit sie nicht später fehlen.
Das gilt insbesondere für Leute, die eine lange Zeit bis zum Rentenzahlungsbeginn überbrücken wollen oder müssen. Denn dann ist die Rente entsprechend niedrig und man ist nicht mit einsetzender Rentenzahlung am rettenden Ufer, da man für den Lebensstil, den man als Privatier führen möchte, wahrscheinlich noch weiter von seinem Kapital zehren muss. Dominik, der schon mit 30 Jahren soweit sein möchte, wird daher eine viel größere Sicherheitsmarge benötigen als Du.
Ich bin da ganz Deiner Meinung, sowohl was das Unverständnis für Menschen angeht, die jemanden brauchen, der ihnen sagt, was sie zu tun haben, als auch was die oft übertriebenen Reaktionen der Börsen auf besondere Ereignisse angeht.
Viel größeren und meist länger anhaltenden Einfluss auf die eigenen Pläne haben da in der Tat eher solche Entwicklungen wie die aktuelle Nullzins-Politik. Gut für die Inflation, aber schlecht für die Renditen.
Was das Alter eines potentiellen Privatiers angeht, stimme ich auch mit Dir überein, dass es natürlich für jemand mit 30 Jahren deutlich schwieriger ist, als für jemand mit 50 oder 55 Jahren. Die Zeit, die man „aus eigener Tasche“ zu finanzieren hat, wird halt immer kürzer, je älter man wird. Und daher einfacher.
Andererseits hat der Jüngere aber auch viel mehr Zeit, Effekte wie den Zinseszins wirken zu lassen oder auch mal einen richtig satten Börsen-Crash auszusitzen. Er kann daher auch einmal zu den etwas riskanteren Anlagen (und damit mit mehr Rendite) greifen, als dies der Ältere kann. Es gibt also Vor- und Nachteile auf beiden Seiten.
Gruß, Der Privatier
Hallo Privatier und andere!
Die Sache mit dem Ausnutzen eines oder besser mehrerer Börsencrashs für junge Leute ist tatsächlich eine große Chance, die für ältere aber auch nutzbar ist. Allerdings, und da gebe ich dir recht, steht das Sicherheitsbedürfnis älterer Menschen dem entgegen.
Die Sache mit dem Zinseszinseffekt wird meiner Meinung nach von vielen überschätzt. Um das richtig wirksam werden zu lassen, müssen schon ziemlich lange Zeiträume wirken. So wie beim Josephspfennig. Aber wie sieht denn die derzeitige Praxis aus? Der Aufzinsungsfaktor r=(1+p/100) in der Formel zur Berechnung des nach n Jahren zu erwartenden Kapitals: Kn=Ko*r^n enthält den Zinssatz p. Wenn der bei 0,… liegt, ist 0,…/100 etwa Null und 1+0 ist 1. Wenn r etwa 1 ist, dann ist 1^n auch etwa 1 und das zu erwartende Kapital Kn ist nach n Jahren kaum größer als das Ausgangskapital Ko.
Was heute von vielen darüber geschrieben wird bezieht sich leider auf bessere Zeiten mit Zinssätzen von über 5%. Da klappt das.
Ich will Dir gerne Recht geben, Malachit. Wenn Du unter „Zins“ den Zinssatz verstehst, den man heute auf Sparbuch, Tagesgeld oder auf dt. Staatsanleihen zu erwarten hat, dann wird das mit dem Zinseszins nichts.
Ich hatte allerdings den Begriff „Zins“ im weiteren Sinne gemeint und damit sowohl Zinsen auf Unternehmensanleihen, Beteiligung an Immobilien oder eben auch Dividenden gemeint. Eben alles, was Rendite bringt.
Und da sind auch heute noch im langfristigen Mittel (je nach Studie unterschiedlich) durchaus 5%-8% zu erzielen.
Und da kann dann auch der… vielleicht sollte ich ihn besser „Wiederanlage-Effekt“ nennen, wirken.
Allerdings gebe ich Dir auch gerne Recht, dass wir uns trotzdem immer über recht lange Zeiträume unterhalten. Und es hilft einem 55jährigen recht wenig, wenn man ihm erklärt, wie toll sein Erfolg gewesen wäre, wenn er denn mal vor 30 Jahren begonnen hätte. Andersherum ist es leider auch für die wenigsten 25jährigen ein überzeugendes Argument, in Aktien etc. zu investieren, nur damit daraus im Alter von 55 Jahren vielleicht mal ein Vermögen entstehen könnte.
Aber ich habe den Eindruck, dass die Einsicht zum frühen Handeln sich inzwischen bei immer mehr jungen Menschen durchsetzt und deshalb freue ich mich auch immer wieder, einen Kommentar oder gar einen Blog von jemand zu lesen, der in ganz jungen Jahren beginnt, sich für seine Finanzen zu interessieren.
Gruß, Der Privatier
Mir geht es ähnlich. Ich freue mich auch, wenn ich auf junge Leute treffe, die sich die Idee vom reich und wohlhabend Werden zu eigen machen. Die können es nämlich schaffen, wenn sie klug genug sind und durchhalten. Leider werden sie aber oft aus Mangel an Erfahrung und Ungeduld in zu große Risiken gelockt und geschlachtet.