Top oder Flop – Folge 29: Optionshandel (Teil 4)
Von Zeit zu Zeit berichte ich hier ja immer mal von meinen Erfahrungen mit dem Optionshandel. Für alle, die hier heute zum ersten Mal auf dieses Thema gestossen sind, eine kleine Rückblende:
Im ersten Teil der Folge über den Optionshandel habe ich erzählt, dass ich nach langer Zeit einmal wieder meine Erfahrungen mit dem Optionshandel auffrischen wollte und habe ein bisschen meine geplanten Handelsstrategien erläutert.
In der zweiten Folge habe ich dann auf die Erfahrungen und Ergebnisse nach ca. einem Jahr Handel zurückgeblickt. Das Ergebnis war damals schon etwas ernüchternd, aber immerhin noch ausgeglichen, also weder Gewinne noch Verluste zu verzeichnen.
In der dritten (und somit der vorhergehenden) Folge war dann mein Konto bereits ziemlich ins Minus geraten. Entsprechend war damals die Stimmung ziemlich gedämpft und die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Inzwischen kann ich nicht mehr klagen und ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden:
Das Konto hat sich wieder etwas erholt!
=> ALG-Anspruch hat 4 Jahre Bestand
Mit: Was hat Bestand? Was passiert nach 4 Jahren?
Zwischenzeitliche Erfolge
Auch an dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass wir hier über ein Konto sprechen, dass ich ausdrücklich zu dem Zweck eingerichtet habe, ein paar Strategien auszuprobieren. Daher hat es auch „nur“ ein Größe von (anfänglich) 10.000 Euro.
Und das habe ich dann zwischendrin (von einigen Spitzen einmal abgesehen) auch noch bis auf einen Stand von 4.500€ in den Verlust gefahren (also ein Minus von 5.500€, siehe Grafik weiter unten). Für ein Optionskonto ist das keine wirklich ideale Größe, denn damit sind die Möglichkeiten der Handlungen und Strategien doch ziemlich beschränkt.
Aber ich hatte mir von Anfang an fest vorgenommen, kein weiteres Kapital einzuzahlen. Der Optionshandel sollte sich selbst finanzieren. Oder eben nicht.
Sich aus einem solchen Tief ohne zusätzliches Kapital wieder empor zu arbeiten, ist ein ziemlich „zähes“ Vorhaben und geht entsprechend langsam voran. Dennoch bin ich mit dem Ergebnis der letzten Monate (seit dem letzten Beitrag) mehr als zufrieden!
Denn immerhin konnte ich mich von meinem Tiefpunkt von ca. -5.500€ inzwischen bereits auf die Marke von ca. -2.500€ hochgearbeitet.
Das sind nun alles keine Zahlen, die einen vom Hocker reissen. Das ist schon klar. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Mir geht es einfach darum herauszufinden, ob der Optionshandel für mich interessant und gewinnbringend sein kann.
Und immerhin kann ich jetzt seit ungefähr einem Jahr auf eine Zeit ohne Verluste zurückblicken. Eine gerade zum Anfang 2018 sehr turbulente Zeit, in der auch Profi-Optionshändler teilweise ordentliche Verluste einstecken mussten. In diesem einen Jahr hat sich mein Kontostand von ca. 4.500€ auf ca. 7.500€ erholt. Immer noch vom Ausgangswert von 10.000€ aus gesehen im Minus, aber eine Steigerung von ungefähr 3.000€/Jahr. Bei einem Startwert von 4.500€ ist das schon eine beachtliche Leistung!
Ich bin mir auch sicher, dass das nun keine verlässliche Tendenz für die Zukunft ist. Da wird es sicher auch mal wieder Rückschläge geben. Insgesamt macht eine solche Entwicklung aber natürlich wieder deutlich mehr Spass.
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Strategie-Änderungen
Natürlich möchte jetzt jeder wissen, wie denn das Erfolgsrezept lautet, bzw. welche Änderungen ich an meinen Strategien vorgenommen habe. Aber da habe ich gar nicht so viel verändert.
Die gravierenste Änderung ist ohne Zweifel die, dass ich konsequent und ausschließlich nur noch Puts verkauft habe. d.h. ich habe weder Calls, noch irgendwelche Kombinationen wie Strangles, Straddles oder andere Dinge gehandelt. Und auch keine Long-Positionen eingegangen.
Die Short Puts immer mit dem Ziel, die Prämie zu vereinnahmen. Also niemals mit dem Hintergedanken, ggfs. auch die Aktien haben zu wollen. Mit diesem Ziel ist ein Delta von ca. 0,10 (oder leicht mehr) sinnvoll.
Aus dieser Sicht also eine recht vorsichtige Strategie. Damit sie dann trotzdem noch etwas einbringt, habe ich mich auf höhere Prämien konzentriert, d.h. volatile Basiswerte mit hohen Kursen. Ganz typisches Beispiel ist hier Tesla. Mit solchen Werten können dann auch nennenswerte Prämien in kürzerer Laufzeit erzielt werden (weekly options).
Ich habe daher auch die typischen Laufzeiten von vormals 6-8 Wochen auf 2-4 Wochen, manchmal auch nur 5-10 Tage verkürzt. Weekly Options haben (je nach Basiswert) die Eigenheit, dass sie nicht so viel gehandelt werden, wie solche zu den Hauptverfallsdaten. Damit ist die Liquidität geringer und die Spreads sind größer. Bei nicht ganz so bekannten Basiswerten sind die Spread z.T. extrem.
Diese Faktoren (kürzere Laufzeiten, höhere Spreads) bedeuten wieder ein höheres Risiko, was sich dann eben in der Prämie niederschlägt. Bis jetzt (noch) mit Erfolg, aber ich bin mir auch bewusst, dass das nicht immer so bleiben wird.
Wir werden sehen… Erstmals geht es jedenfalls weiter wie bisher.
=> Steuern auf Kapitalerträge – Die Anlage KAP
Wer muss ausfüllen? Wer sollte ausfüllen?
Fast vergessen…
Eine Anmerkung noch zu den (kleinen und großen) Spitzen in der obigen Grafik: Diese entstehen immer dann, wenn ich eine Position rollen muss. Denn ich führe in meiner Statistik immer jeden Trade einzeln auf. Damit zieht eine schlecht laufende Position beim Rollvorgang das Konto erst einmal ins Minus. Der hoffentliche erfolgende Ausgleich durch die neue Position erfolgt dann aber erst einige Zeit später. Dadurch entstehen dann die oftmals starken Spitzen nach unten, die aber aus meiner Sicht (noch) keinen echten Verlust darstellen, da ja mit dem Schließen der ersten Position beim Rollen auch immer das Öffnen einer neuen Position verbunden ist, die gleichzeitig wieder einen Verkaufserlös einbringt. Diesen verbuche ich aber erst später, wenn diese Position ebenfalls geschlossen wird.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hmm… ich warte erstmal meinen Optionsschein/Aktienanleihe LB1LKK ab (Wette gegen LBBW, dass VW Vz Mitte Aug. 2019 mindestens 98 notiert), und verfolge bis dahin buy-and-hold ausschüttungsstarker Papiere, als Performancemessung Nettoausschüttungen / Einzahlungen – die Kurve kann zeitweise waagerecht laufen, aber nie unter Null fallen… 🙂
Ich finde, man sollte bei einem Papier, welches man im Depot hat, schon wissen, ob es sich um einen Optionsschein oder um eine Aktienanleihe handelt und das deshalb nicht als quasi gleichartig darstellen, indem man eine Bezeichnung wie „Optionsschein/Aktienanleihe“ verwendet.
Beide sind grundverschieden und haben zudem auch mit dem Optionshandel (der hier das Thema ist) nur insofern etwas zu tun, dass sich die Emittenten von Optionsscheinen und Zertifikaten (wie z.B. einer Aktienanleihe) in der Regel über entsprechende Gegengeschäfte über den Optionshandel absichern. Der LBBW dürfte es daher vermutlich egal sein, wie der VW-Kurs am Ende der Laufzeit steht.
Auf der anderen Seite ist die Wirkung von verkauften Puts, wie sie oben im Beitrag beschrieben sind, durchaus sehr ähnlich zum Kauf einer Aktienanleihe. Letztlich ist eine Aktienanleihe wie alle anderen Zertifikate auch, nur ein „nett“ verpacktes Optionsgeschäft, bei dem die Emittenten zusätzlich ihre Marge verdienen und dem „normalen“ Anleger mit Begriffen wie „Bonus“, „Discount“, „Zinsen“ die Sache leicht zugänglich und verständlich machen.
Sagen die Kritiker. 😉 Ich selber habe kein Problem mit Zertifikaten und handele sie parallel zu den Optionen.
Gruß, Der Privatier
Das war weniger als „gleichartig“ gemeint, sondern eher „bzw.“ oder „oder“, nach meinen Beobachtungen:
onvista-bank.de kategorisiert das LB1LKK als „Optionsscheine“ (im PDF: „OS“);
onvista.de als „Aktien-Anleihe auf Volkswagen VZ“ onvista.de/derivate/aktienanleihen/AKTIEN-ANLEIHE-AUF-VOLKSWAGEN-VZ-DE000LB1LKK6
„Wandelanleihe“ fiele mir als Beschreibung auch noch ein… 🙂
Eine Wandelanleihe ist nun wieder etwas ganz anderes…
Es ist schon manchmal schwer, bei Derivaten und Zertifikaten den Überblick über die vielfältigen Bezeichnungen zu bewahren. Das liegt in erster Linie daran, dass dies oftmals einfach Phantasie-Namen sind, die aus Marketingmotiven erfunden werden, damit die Produkte sich besser verkaufen.
Das führt dann auch dazu, dass dieselbe Konstruktion bei verschiedenen Emittenten unterschiedlich bezeichnet wird.
Dem gegenüber ist der Optionshandel ganz eindeutig und klar geregelt. Da gibt es keine Zweifel. Es gibt nur Calls und Puts, Laufzeiten und Strikes. Fertig. Mehr nicht. Kein Marketing-Firlefanz wie Bonus, Express, Protect, Discount usw.
Und es gibt keine Emittenten! Der Handel findet ausschließlich zwischen Käufern und Verkäufern statt. Klarer und einfacher geht es nicht.
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
sehr schöne Erläuterung und auch das Justieren der Strategie kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch ich versuche möglichst kurze Laufzeiten zu bekommen, das Underlying muss aber eine gewisse Größe oder Volatilität wie bspw. Tesla haben. An GOOGL oder AMZ habe ich mich noch nicht herangewagt bzw. kenne deren Risiken nicht so gut. Je kleiner der nominelle Wert der Aktie ist oder je langweiliger der Kursverlauf, desto schwerer fällt es, bei Delta 10 oder nahe dran, noch vernünftige Prämien zu erlangen. JNJ z.B. eigentlich mit über 100$ Kurs wirft kaum Prämien ab. Und hier muss ich dann eben doch oft die längere Laufzeit von 2 Monaten oder mehr in Kauf nehmen. Viele Geschäfte lasse ich aber auch wegen der niedrigen Prämien sein.
Außerdem habe ich mir jetzt angewöhnt, ein Limit über dem aktuellen Ask mit GTC in den Markt zu stellen. Entweder die Prämie geht nochmal etwas hoch oder das Geschäft geht dann an mir vorbei. Oft fehlt mir aber auch die Geduld und ich setze das Limit langsam ab, um doch an die Prämie zu gelangen, es ist ja immer nur ein $ … 😉
Was ich noch für Optionsinteressierte erwähnen wollte, sind puts (oder diese Woche vielleicht mal ein call) Mittwochnachmittag oder Donnerstagvormittag mit Laufzeit ein bis zwei Tage auf den DAX. Delta weiß ich jetzt nicht, aber bei einem Abstand des Strike von ca. 300 Punkten lassen sich noch Prämien von etwa 75€ einnehmen. Meine Strategie hierzu, wenn der DAX die Woche lang negativ oder schleppend verlaufen ist, dann wird er sich am Freitag wieder etwas erholen oder eben für diese Woche umgekehrt.
Gerade wurde übrigens mein Verkauf DBK Sep21 9 PUT von gestern ausgeführt, also hier hat sich etwas Geduld gelohnt. Die Prämie ist mit 35ct. nicht üppig, aber ich habe mir gleich 3 davon bestellt. Die Margin war auch sehr gering hier. Das ist aber auch wieder eine andere Strategie, denn zur Not würde ich dann im September die 300 DBK Aktien für 8,65€ nehmen, falls die Chinesen nicht vorher schon die ganze Bank gekauft haben (dann sicher nicht unter 8,65) 😀
LG Markus
Markus, kannst Du zu deinem Vorschlag über die DAX-Optionen einmal eine Größenordnung der erforderlichen Margins nennen?
Wenn ich mich richtig erinnere, beinhalten DAX-Optionen immer den Faktor 5. Eine Option „bewegt“ also immer den fünffachen DAX-Wert. Momentan bei einem Stand von ca. 12.500 würde dies also einem Gegenwert von 62.500€ entsprechen. Das dürfte dann einer Margin von ca. 10.000€ (oder mehr?) entsprechen. Ist das richtig so?
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
ja Bezugsverhältnis 1:5 ist richtig, aber die Marginanforderungen sind niedriger, bei etwas über 5.000€.
Genau kann ich es dir jetzt nicht sagen, der Ersteinschuss wird mit 5.688 angegeben, den habe ich aber im Moment nicht verfügbar. Gestern hätte ich sonst wahrscheinlich doch 12.200 oder 12.250 Put geschrieben und mir ca. 75€ Prämie geholt, wegen des Einbruchs am Mittwoch war ich dann doch wieder etwas positiver gestimmt, hatte mir noch den Ticket zum Nato-Gipfel angesehen und Handelskrieg Stufe III lässt wahrscheinlich noch etwas auf sich warten.
LG Markus
Okay, dann ist die Margin-Anforderung bei einem Index offenbar geringer als bei Einzelaktien. Macht ja auch Sinn, da Einzelaktien immer ein höheres Risiko darstellen. Für mich bzw. mein Konto ist es trotzdem immer noch zu viel.
Gruß, Der Privatier
Hi Peter, schön, dass du dich weiterhin mit Optionen beschäftigst. Dein Ergebnis sieht natürlich bisher wenig motivierend aus, aber allein die Zeit am Markt bringt dir hier schon viele Erfahrungen, die dir in Zukunft beim Handeln helfen werden.
Ansonsten, finde ich persönlich deine Strategie mit Delta-10-Puts auf teure Aktien nicht wirklich attraktiv, aber das ist dann wohl geschmacksache 😉
Bei einem Konto von 5k die Tesla zu handeln, halte ich auf jeden Fall für „ambinioniert“. Nicht nur wegen den Kapitalanforderungen sondern auch wegen den Sprüngen im Kurs. Bin gespannt, ob du sowas auch mit anderem als „Spielgeld“ handeln würdest (ich wette nicht!)
Viele Erfolg und gutes Gelingen =)
Hallo Rico und Danke für deinen Kommentar.
Da ich ja weiß, dass Du Dich viel intensiver mit Optionen befasst, als ich es mache, interessiert mich natürlich Deine Einschätzung. Was genau hältst Du denn an der Strategie „Delta-10-Puts auf teure Aktien für nicht wirklich attraktiv“ ?
Ist es das Delta und damit die Höhe der Prämie, die dir nicht attraktiv erscheint?
Mit Tesla will ich dir aber gerne Recht geben. Das ist schon abenteuerlich. Und habe ich auch in den letzten Wochen nicht mehr gemacht. Aber das eher wg. des unberechenbaren Chefs. Das Prinzip, auf hohe Vola zu setzen, versuche ich immer noch, umzusetzen. Mal ist das dann z.B. Netflix oder Nvidia oder auch mal weniger bekannte Werte.
Gruß, Der Privatier