Inflation im Finanzplan (Teil 3)
Vor ein paar Wochen habe ich hier einen Beitrag veröffentlicht, in dem ich in einem Rückblick die Entwicklung der Gesamtsumme aller meiner Konten und Depots über die letzten Jahre dargestellt habe.
Dazu hat ein Kommentator gefragt, ob denn dabei die Inflation berücksichtigt sei und falls nicht, müssten es ja dann wohl heute 10% weniger sein.
Ich habe darauf nur kurz geantwortet, dass die Inflation in der dargestellten Grafik nicht berücksichtigt sei und es sich um unveränderte Istwerte handele. Ich möchte dies heute im folgenden Beitrag einmal etwas näher erläutern. Die Inflation im Finanzplan.
Dabei ist mir so nebenbei aufgefallen, dass ich dies bereits vor mehr als einem Jahr angekündigt hatte, als ich nämlich seinerzeit zwei Beiträge zum Thema Inflation geschrieben habe (Teil 1: „Gemessen – nicht gefühlt“ und Teil 2: „Steigerungen und Verluste“ ).
=> Serie: Hinweise zum Dispojahr
Mit: Grundlagen, Durchführung, Vor- und Nachteilen
Als kleine Erinnerung an die damaligen Aussagen hier noch einmal in Kürze ein paar wichtige Erkenntnisse:
Inflation wirkt nicht linear!
Wenn man über einen längeren Zeitraum mit einer durchschnittlichen Inflationsrate kalkuliert, so unterliegt man einem fatalen Irrtum, wenn man hier eine einfache Multiplikation verwendet!
Wer z.B. im Alter von ca. 50 Jahren einen Finanzplan für die kommenden 35 Jahre erstellt und dabei eine durchschnittliche Inflationsrate von 2% p.a. annimmt, errechnet mit einer einfachen Überschlagsrechnung eine Preissteigerung von ca. 70%. Das korrekte Ergebnis lautet aber 100% !
Dabei wird der Unterschied umso drastischer, je höher die angenommene Inflationsrate ist. Linear gerechnet ergibt sich nach 35 Jahre mit 3% Inflation eine Preissteigerung von 105%, richtig wäre aber 181%
Preissteigerung oder Kaufkraftverlust
Die Wirkung der Inflation kann man sowohl als Preissteigerung darstellen, aber auch als Kaufkraftverlust. Ist am Ende auch ein wenig Geschmacksache.
Was man aber auf jeden Fall nicht machen darf, ist die berechneten Zahlenwerte einfach wahlweise zu verwenden! Eine kalkulierte Preissteigerung von 25% (über mehrere Jahre hinweg) bedeutet keinesfalls einen Kaufkraftverlust von 25%. Das sind in diesem Beispiel nämlich nur 20%.
Auch dieser Effekt zeigt sich umso deutlicher, je länger der Zeitraum und je höher die angenommene Inflationsrate ist. Vorteil dabei: Es wird einem meistens sofort klar, dass irgendwas nicht stimmen kann. Wer z.B. im obigen Beispiel (35 Jahre mit 2% Inflation) eine Preissteigerung von ca. 100% berechnet hat, wird hoffentlich schnell merken, dass dies nicht einem Kaufkraftverlust von 100% entsprechen kann. 😉
Entweder / Oder
Preissteigerung oder Kaufkraftverlust sind zwei Seiten derselben Medaille. Man kann die eine oder die andere Seite betrachten, aber niemals beide zusammen.
Entweder ich verwende in einem Finanzplan die Preissteigerungen oder ich berücksichtige einen Kaufkraftverlust. Beides zusammen führt zu falschen Ergebnissen. Mehr zu dieser Thematik im Beitrag „Inflation: Steigerungen und Verluste„.
=> Regelaltersrente - Übergangsregel
Tabelle für betroffene Jahrgänge, weitere Links
Wirkung der Inflation in meinem Finanzplan
In meinem persönlichen Finanzplan, den ich hier teilweise als Prognose oder auch mehrfach als Rückblick vorgestellt habe, berücksichtige ich die Inflation daher so, wie sie sich auch in der Realität zeigt: Die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen und es ist zu erwarten, dass die Ausgaben von Jahr zu Jahr steigen.
Deshalb kalkuliere ich in meiner Prognose für die kommenden Jahre mit immer weiter steigenden Ausgaben. Und zwar jedes Jahr auf Basis des Vorjahres mit der angenommenen Inflationsrate steigend.
Aufgrund der oben erläuterten nicht-linearen Entwicklung führt dies dazu, dass in meinem Plan das Gesamtvermögen zum Ende hin immer schneller und deutlicher abnimmt und sich irgendwann der Null-Linie nähert (s. z.B. Grafik in „Mein eigener Finanzplan„).
Man kann dies sicher alles auch anders machen, ich halte meine Vorgehensweise aber für einfach durchführbar, der Realität nachempfunden und auch einfach zu überprüfen.
Und falls ich es nicht wieder vergessen sollte, werde ich in einem der kommenden Beiträge über den letzten Punkt (Überprüfung der Ausgabensteigerungen) einmal etwas schreiben. Aber dazu müsste ich auch erst einmal meine Statistik ein wenig aufarbeiten und ggfs. eine passende Grafik erstellen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
So alt wie ich bin (62), mache ich keine Finanzpläne über 35 Jahre, sondern ganz kurzsichtig: von einem Jahr zum nächsten.
Die Wunsch-Inflationsrate von EZB u.a. von 2% scheint derzeit ja schon nicht erreicht zu werden, aber nehmen wir sie einfach als runde Zahl.
Die Kursentwicklung meines Depots sollte mindestens 2% erreichen (Nachhaltigkeit).
Die Nettoerträge des Depots sollen mindestens 4% erreichen: Inflationsrate +100% Sicherheitszuschlag.
Im einzelnen habe ich als Ziel Dividenden von mindestens 5.6% brutto, was nach deutschen Steuern 4% netto ausmacht.
Wenn eine Dividende (z.B. AT&T) um 2% erhöht wird, ist das gerade inflationssichernd. Mehr wäre besser (Vorlage: Allianz, +12.5% – Gegenbeispiel: BMW Vz, -12.4%).
Wenn eine Dividende netto 4% oder höher ist, mag sie auch erstmal konstant bleiben.
Wenn eine Dividende netto 8% oder höher ist, mag sie auch halbiert werden, und ist immer noch ein Gewinn.
Ich plane meine Finanzen nicht, wüsste nicht, mit welcher Gewissheit ich das könnte, ausser 10j.Bundesanleihen – ich „spiele nur“ nach den Regeln, die ich erst allmählich kennenlerne… 🙂
„Ich plane meine Finanzen nicht…“
Naja – das ist ja auch keine Pflicht. 😉
Insbesondere dann nicht, wenn man sich an eine Art „Standard“-Lebensweg hält, der darin besteht, erst einige Jahrzehnte lang berufstätig zu sein und dann Rentner zu werden. Dabei kann man sich ggfs. noch überlegen, ob eine Altersteilzeit machbar ist und ob die Rente bereits ab 63 Jahren oder doch eher bei 65+X beginnen soll. Ansonsten muss man dann eben sehen, wie man damit zurecht kommt, was man hat.
Die Seite „Der-Privatier“ richtet sich aber in erster Linie an Menschen, die mit dem Gedanken spielen, ihre Berufstätigkeit bereits 5, 10 oder 15 Jahre VOR dem Rentenalter zu beenden.
Eine solche Entscheidung ist recht schwerwiegend (da in der Regel unumkehrbar) und will daher wohl bedacht sein. Da gibt es eine Menge von Faktoren zu berücksichtigen und miteinander in Verbindung zu bringen. Und zwar über viele Jahre hinweg.
Und das geht am besten mit einem Finanzplan, der möglichst viele der beeinflussenden Parameter beinhaltet und der dazu die Möglichkeit bietet, mit diesen Parametern ein wenig zu spielen, um mehrere Szenarien zu untersuchen.
Und gerade bei langfristigen Planungen sollte man den Einfluss der Inflation nicht unterschätzen. Ob man dabei von Beginn an den exakten Wert vorhersehen kann, spielt dabei gar nicht so eine grosse Rolle. Denn auch das gehört zu einem langfrstigen Plan: Dass man ihn immer wieder an die Realität anpasst und Abweichungen genau beobachtet.
Gruß, Der Privatier
Stimmt, als Altersteilzeitler bin ich in einer sichereren Lage als ein „echter“ Privatier.
Obwohl der Tagesablauf so ähnlich ist: Depotkonto checken und evtl. buchen, Wirtschaftsnachrichten lesen, evtl. Wertpapiere verkaufen oder kaufen…
Aber eben die jahr(zehnt)elange Ungewissheit hat man dann nicht, insofern ist man als ATZler mit sicherem Übergang in Rente schon privilegiert.
Meine Aufmerksamkeit in den letzten Tagen gilt auch eher den Konditionen für freiwillige RV-Beiträge, und deren versicherungsmathematische wie steuerliche Optimierung 🙂
Hallo Suchenwi,
wenn Du von Jahr zu Jahr denkst, ist ja AT&T genau richtig! Wenn ich gleich bei Einstieg möglichst hohe Dividenden haben will und nicht erst in 10 Jahren kaufe ich Dividendenwerte mit bereits jetzt hoher Dividende. Bei Langfristplanung Werte mit hoher Dividendensteigerung.
Gruß
Hallo versfachwirt,
AT&T habe ich schon seit langem im Depot.
Nachzukaufen habe ich mir bisher aber verkniffen, angesichts der wechselnden Nachrichtenlage. Gerichtsverfahren hier, Immobilienverkäufe (sell&lease back) dort, teils Box-Office-Rekorde bei Warner Brothers-Filmen (die ja auch dazugehören)…
Zur Balance habe ich auch Aktien in Verizon (dem größten US-Konkurrenten) und BCE (Bell Canada Enterprises, AT&Ts kanadische Tochter, eher unproblematisch, erhöht die Divi im April um 5%). Nicht zu vergessen Deutsche Telekom, deren Tochter T-Mobile US mit Sprint fusionieren will und das auch vor Gericht ausficht…) Oder Vodafone für den Rest der Welt, oder SES Global für luxemburgische Satellitenkommunikation 🙂
Alles in allem ist Telekommunikation eine spannende Gemengelage.
Ich sehe zwar den entfernten Zusammenhang zwischen Inflation im Finanzplan und einer Kompensation durch steigende Dividenden – aber könnten wir die Dískussion über konkrete Aktien, deren Dividenden und andere Probleme bitte an anderer Stelle fortsetzen? Beispielsweie in der Plauderecke.
Vielen Dank und Gruß,
Der Privatier