Kap. 5.2: Erfolge und Misserfolge
Bei all meinen Investments über die ganzen Jahre hinweg habe ich immer nur meine eigenen Ideen umgesetzt, habe weder auf Bankberater, noch auf Börsentipps gehört. Keinen Hypes nachgelaufen und sämtliche gängigen Börsenweisheiten missachtet.
Das war nicht immer von Erfolg gekrönt, oftmals musste ich auch herbe Verluste einstecken.
Aber der positive Nebeneffekt von Investitionen, die man ausschliesslich aufgrund von eigenen Einschätzungen tätigt, ist: Man lernt zwangsläufig etwas über die Firmen, über deren Tätigkeit. Vergleicht mit anderen ähnlichen Unternehmen. Entdeckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Sieht Abhängigkeiten vom Umfeld, von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, von politischen Rahmenbedingungen. Nationale, wie internationale Verflechtungen. Einfluss von Devisen-Kursen und Rohstoffpreisen. Kurz: Man lernt die Welt ein bisschen besser kennen.
=> Mit Zwischenschritt zum Privatier(1/3)
Mit: Gründe, Möglichkeiten, Teilzeitarbeit
Die Erfolgsformel
Meine „Erfolgsformel“, nach der ich über viele Jahre gehandelt habe, war eigentlich recht simpel:
Ich habe nämlich das Grundmuster, welches ich beim Kauf meiner ersten Aktie so erfolgreich angewendet habe, in späteren Jahren oft und gerne wiederholt. D.h. ich habe mir nicht etwa (wie allseits empfohlen) solche Werte herausgesucht, die eine solide Substanz, ein konstantes Gewinnwachstum und/oder eine satte Dividendenrendite aufzuweisen hatten. Nein – ich habe absichtlich eher auf Aktien von Firmen gesetzt, die ich einmal salopp als „Wackelkandidaten“ bezeichnen würde.
In erster Linie hat es sich dabei um Firmen gehandelt, die einen gewissen Bekanntheitsgrad aufzuweisen hatten, die aber aufgrund unterschiedlicher Ereignisse zeitweise einen Rückgang in ihrem Geschäftserfolg (und damit meistens auch im Aktienkurs) zu verzeichnen hatten. Solche „Fallen Angels“ habe ich mir herausgesucht und darauf gesetzt, dass sie den „Turnaround“ schaffen würden. Nun – das ist manchmal gelungen. Manchmal nicht.
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass man damit maximal 100% seines Einsatzes verlieren kann. Nämlich dann, wenn es mit der Firma weiter bergab geht und irgendwann die Pleite droht.
Auf der anderen Seite sind aber durchaus weit mehr als 100% Gewinn möglich, wenn sich die Hoffnung bewahrheitet und es mit dem Unternehmen wieder bergauf geht.
Wie gesagt: Eine solche Strategie birgt ein hohes Risiko und ist hier ausdrücklich nicht als Empfehlung zu betrachten! Das zeigt sich zum Beispiel an einer ganzen Reihe von Misserfolgen:
=> Serie: Hinweise zum Dispojahr
Mit: Grundlagen, Durchführung, Vor- und Nachteilen
Misserfolge
Misserfolge, ja – die hat es genug gegeben! Wenn ich einmal mit den Aktien anfange, so gab es eben doch eine ganze Reihe von Unternehmen, in die ich meine Hoffnung auf ein erfolgreiches Comeback vergebens gesetzt habe.
Da waren große und bekannte Firmen dabei, wie z.B. die amerikanische Fluggesellschaft PanAm oder (noch früher) eine Firma, die jeder, der irgendwann einmal etwas mit Computern zu tun hatte, kennen wird: Commodore. Beide pleite und das Geld zu 100% weg. Aber natürlich auch weniger bekannte, relativ junge, aber damals recht erfolgversprechende Unternehmen, ebenfalls aus der Computer-Branche, wie z.B. Silicon Graphics. Pleite.
Und auch – was man heute kaum nachvollziehen kann – eine Goldminen Aktie: Dakota Mining. Hier wurde damals der Abbau des Goldes einfach zu kostspielig, als der Goldpreis von erst 400 USD auf 300 USD, und dann schließlich unter die 250 USD fiel. Preise, die man heute wirklich kaum noch glauben kann. Trotzdem: Für mein Aktien-Engagement damals eine fatale Entwicklung. Die Firma: Ebenfalls pleite.
Und es waren auch noch exotischere Werte dabei, wie z.B. China Construction Holding, ein großes chinesisches Bau-Unternehmen, das eigentlich von dem Bau-Boom in China hätte profitieren sollen, das dann aber erst von den deutschen Börsen verschwand, später dann noch zeitweise in Australien notiert wurde, um dann irgendwo still und heimlich im Sande zu versickern.
Sehr schön auch der Fall der Demirbank (Türkische Bank), die in einer Nacht- und Nebel-Aktion ohne jede Anzeichen vom türkischen Staat entschädigungslos verstaatlicht wurde. Die Aktien und das Geld sind erst mal weg. Es laufen zwar seit etlichen Jahren mehrere Prozesse gegen den türkischen Staat (u.a. auch vor dem europäischen Gerichtshof). Ich bin zwar in Form einer Sammelklage an diesen Klagen beteiligt, aber die Aussichten auf Erfolg sind aber eher zweifelhaft.
Und wo ich gerade bei Banken bin: Natürlich war ich auch bei der Hypo Real Estate beteiligt und musste erfahren, dass auch der deutsche Staat nicht viel besser ist und Aktionäre kurz und knapp enteignet. Hier gab es zwar eine kleine Entschädigung. Aber naja – nicht der Rede wert.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Und das waren nur einige Beispiele von meinen Aktien. Die Verluste im Bereich der Optionsscheine waren in der Regel häufiger und spektakulärer. Die Gewinne allerdings auch. Dazu mehr im nächsten Beitrag: Gewinne mit dem Turbo !
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Peter,
ja, das mit den Misserfolgen kenne ich (leider) nur zu gut! Letztes Jahr war es Pfleiderer, die sich der Altaktionäre entledigten und nun scheint auch noch Praktiker der Turnaround nicht zu gelingen. Ich habe vermutlich kein Glück mit Aktien, die mit „P“ beginnen 😉
Gruß
Swen
Eine interessante Idee: Erfolg einer Aktie in Abhängigkeit von ihrem Anfangsbuchstaben, der sog. SWAB-Indikator (Swens Anfangsbuchstaben Indikator).
Bei mir scheint dann wohl der SWAB-Indikator für Aktien mit „C“ stark negativ zu sein: Was mit Commodore und China Construction Holding begann, hat sich dann schon mehrfach(!) mit der Commerzbank bestätigt.
Ich werde da mal drauf achten…
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
Als Privatier würde ich nicht mehr in Aktien wie die Commerzbank investieren, mehrere derartige Misserfolge in Reihe und es wird kritisch…
Warren Bufett und Susan Levermann sind dir sicher bekannt, warum also nicht eine ruhige Kugel schieben mit Value- und Dividendentiteln?
Grüße
Covacoro
Hallo Covacoro,
natürlich hast Du Recht und was ich hier im Beitrag an Misserfolgen beschrieben habe, sind ja auch Beispiele aus der Vergangenheit. Heute mache ich andere Fehler 😉
Nein – mal im Ernst: Ich habe in meinem Buch in einem späteren Kapitel beschrieben, dass ich meine Strategie recht radikal geändert habe. Und das Risiko stark gedrosselt habe. Aber „stark gedrosselt“ heisst bei mir eben auch nicht Null und so komme ich auch heute noch nicht so ganz ohne Schrammen davon (wie der nächste Beitrag zeigen wird…).
Aber ich arbeite daran!
Gruß, Der Privatier
Ein wirklich sehr interessanter Artikel! Ich beschäftige mich gerade mit den Möglichkeiten von Aktieninvestments. Aktien stellen wahrscheinlich die beste und rentabelste Möglichkeit der langfristigen Geldanlage dar. Das wichtigste hierbei ist, dass man bevor man in diese Anlageklasse investiert, genau über deren Chancen und Risiken Bescheid weiß. Es gibt unterschiedliche Arten wie man hierbei in Aktien investieren kann. Je nach Risikotyp kann jeder unterschiedlich in den Aktienmarkt investieren. Grundsätzlich muss man hierbei jedoch die Absicht eines längeren Engagements mit sich bringen. Als Investor muss man sich im Klaren sein, dass ein Aktieninvestment Geduld und Zeit beansprucht. Sicherlich kann man auch kurzfristig in Aktien investieren – hierbei dienen diese jedoch nicht mehr zur Geldanlage sondern lediglich zur Spekulation. Obwohl die Aktienmärkte jetzt bereits über zehn Jahren seitwärts laufen bzw. gewisse Indizes ihre Höchststände nicht wieder erreicht haben oder sie diese nicht massiv überschreiten konnten, sind Aktien langfristig betrachtet noch immer die rentabelste Möglichkeit der Geldanlage. Vielleicht bieten gerade so Zeiten, die Zeiten in oder nach einer langen Seitwärtsbewegung, wieder große Chancen für zukünftige Aktieninvestments. Jedoch muss man sich hierbei im Klaren sein, dass man die Zukunft nie von der Vergangenheit ableiten kann.
Ein wirklich sehr interessanter Kommentar – vor allem in seiner Generalität. Man könnte fast meinen, dass man diesen quasi zu jedem Artikel schreiben könnte, der sich im entferntesten mit Aktien beschäftigt. Hmm, könnte es sein, dass da jemand irgendwie an Besucher zu seinem Blog kommen möchte?
blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/32949/der-groesste-investor-aller-zeiten/#comment-54244
https://finanziell-umdenken.blogspot.com/2013/04/aktien-als-langfristige-geldanlage.html?showComment=1378108664765#c4787312686296939842
Nichts für ungut – jeder hat ja gerne ein bisschen Traffic im Blog – aber so??
Danke für den Hinweis und das aufmerksame Lesen. Ich habe zwar noch einen weiteren Link aus dem Kommentar entfernt, ihn dann aber doch genehmigt. Schließlich bin ich ja ein gutmütiger Mensch. Aber ich verweise gerne noch einmal auf meine Regeln zu Kommentaren.
Gruß, Der Privatier
Hallo,
einmal eine Frage in die Runde.
Wer kann bestätigen, dass man mit Trading (egal ob Daytrading oder längerfristig, Buy & Hold ausgenommen) dauerhaft und systematisch über einen längeren Zeitraum Gewinne erzielen kann bzw. ein Nebeneinkommen generieren kann.
Ich meine damit nicht, dass es in einer Boomphase mal geklappt hat, sondern spreche von kontinuierlichem Handel in Auf- und Abwärtsphasen.
Wäre mal interessant zu wissen.
Angenommern Anton, Berthold, Caesar und Dieter beteuern hier ihren Tradingerfolg. Nützt Dir diese Info etwas?
Würdest Du dann mit dem Trading anfangen?
Oder möchtest Du erst ihre Geschichten hören?
– Anton ist als erfolgreicher Newstrader dem Tradermacher (Lars Erichsen) auf den Fersen; Newstrading ist ein stressiger Vollzeitjob
– Berthold kauf sich seit 2 Jahren Einstigessignale und ist damit dieses Jahr erstmalig im plus; tradet nach Feierabend
– Caesar hatte pures Glück als er im März short Öl und Wirecard gegangen ist, Student und nächste Semesterferien auf Ibiza
– Dieter erreicht seit Jahren mit gedeckten puts ein kleines Zubrot, Privatier mit 30 Jahren Börsenerfahrung
Habe ich Dich überzeugt, (m)einen Börsenbrief zu kaufen?
Oder willst Du erst von Emil, Fritz, Gerhard, Horst und dem Rest des Alphabetes hören, die Geld verloren haben.
Broker müssen angeben, welcher Anteil ihrer Kunden beim Trading Verluste einfahren. Meist liest man Quotem um die 70%.
Ich vermute mal, wenn Du eher „so ins Blaue rein“ mit dem Trading beginst, wird nach einigen Monaten das Tradingkonto deutlich abgeschmolzen sein und Du stehtst vor der Entscheidung aufzuhören oder nachzuschießen.
PS: die Namen sind natürlich alphabetisiert / anonymisiert / fiktiv
Mich würde einfach nur interessieren ob es hier Leute gibt, die mit Trading kontinuierlich Geld verdienen (Keine Angst, mehr will ich gar nicht wissen). Die Betonung liegt auf kontinuierlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren, oder ob es unterm Strich eher ein Break Even oder ein Verlust war.
Ich habe mich sehr lange und sehr intensiv mit der Thematik befasst und habe meine eigene Theorie dazu entwickelt, daher würde mir eine solche Auskunft helfen meine Theorie zu verifizieren.
Ich bin mir für mich selber sehr sicher, dass ich über den Zeitraum, in dem ich an der Börse aktiv bin (fast 40 Jahre), ein positives Ergebnis erzielt habe. Und nicht nur „gerade eben“ positiv, sondern deutlich! Die Gewinne aus meinen Börsensktivitäten stellen den wesentlichen Bestandteil meines Kapitals dar, welches es mir ermöglicht hat, den Schritt zum Privatier zu wagen.
Aber natürlich darf man sich das nicht „kontinuierlich“ vorstellen. Ich habe in der Vergangenheit einzelne Jahre dabei gehabt, in denen ich an der Börse mehr verdient habe, als in meinem Angestellten-Job (netto). Es hat aber auch Jahre gegeben, in denen ich quasi nur arbeiten gegangen bin, um den Verlust an der Börse auszugleichen.
Ich kann dies allerdings nicht mit einer wasserdichten Statistik nachweisen, aber dafür gibt es genügend Studien, die für einen langen Zeitraum (ca. 100 Jahre) untersucht haben, wie sich Aktien-Anlagen über verschiedene Zeiträume hin entwickelt haben. Ergebnis (aus dem Gedächtnis zitiert): Für die wichtigsten Indizes wie MSCI World, S&P 500 oder auch DAX hat es keinen 10-Jahres-Zeitraum gegeben, der mit Verlust abgeschlossen hat. Im Schnitt lag die Rendite (je nach Studie) bei ca. 7% p.a.
Mit „Rendite“ ist dabei die Summe aus Dividenden und Kurssteigerungen gemeint.
Ich finde aber deine Aussage sehr interessant: „Ich habe mich sehr lange und sehr intensiv mit der Thematik befasst und habe meine eigene Theorie dazu entwickelt.“
Ich fände es interessant, einmal etwas über diese Theorie zu hören!
Gruß, Der Privatier
Theorie + Erfahrung: Es ist nicht möglich beim Daytrading an der Börse durch kontinuierlichen Handel einer zugrunde liegenden Strategie nachhaltig und dauerhaft Geld zu verdienen, weil jeder Einstieg eine 50:50 Chance unterliegt.
Von jemand, der sich „sehr lange und sehr intensiv mit der Thematik befasst“ hat, hatte ich jetzt etwas tiefergehende Erkenntnisse erwartet, zumal ja auch ursprünglich nach Daytrading oder längerfristigem Trading gefragt war.
Insofern lassen wir die Meinung einfach mal so stehen.
Gruß, Der Privatier