Top oder Flop – Folge 2: Aktienanleihen
Von Risiken mit Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, kalte Füsse und ein blaues Auge.
In der heutigen neuen Folge von „Top oder Flop“ möchte ich von einer Investition in zwei Aktienanleihen berichten, die ich vor ein paar Tagen beendet habe. Und dabei werde ich hier ausnahmsweise auch mal von konkreten Euro-Beträgen reden, da die Darstellung ansonsten zu schwierig würde.
Die Leser meines Buches „Gedanken eines Privatiers“ wissen ja schon, dass ich ein Freund von Aktienanleihen geworden bin. Nicht nur, dass man hier sehr schöne Steuerschiebereien mit veranstalten kann (siehe auch mein Beitrag „Altverluste verfallen Ende 2013“), sie bieten auch als reine Anlage ein weites Feld an Möglichkeiten, zwischen Rendite und Risiko das richtige Maß zu wählen.
Noch einmal kurz zur Erläuterung: Aktienanleihen sind in ihren wesentlichen Merkmalen ähnlich zu ganz normalen Anleihen: Sie haben eine Laufzeit, sind mit einem Kupon ausgestattet und werden an den Börsen zu einem Kurs in Prozent gehandelt. Im Unterschied zu normalen Anleihen können Aktienanleihen aber am Laufzeitende vom Emittenten statt in Cash u.U. auch in Aktien zurückgezahlt werden. Dies wird immer dann der Fall sein, wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktien einen vorher festgelegten Wert unterschritten hat.
=> Vorschlag für einen Finanzplan (1/3)
Mit: Tabellen-Kalkulation, Folgejahre, Grafik
Berichten will ich hier nun von zwei Aktienanleihen, die ich Ende Okt./Anfang Nov. 2012 (rein unter dem Gesichtspunkt einer ordentlichen Rendite, also ohne Steuerhintergedanken) gekauft habe. Beide mit ganz ähnlichen Konditionen:
Emittentin in beiden Fällen die UBS, Laufzeit in beiden Fällen bis 21.06.2013, Kupon: 17,75 % !! Zugrunde liegende Aktien:
1.) UU28NY – Deutsche Bank, Barriere: 25,00 € , Rückzahlung zu 35,00 € (28,6 Stk./1000 €)
2.) UU26PE – Commerzbank, Barriere: 8,98 € , Rückzahlung zu 11,22 € (89,1 Stk./1000 €)
Die Barrieren dürfen während der Laufzeit nicht unterschritten werden (im Falle der Commerzbank war die Sache in Wahrheit etwas komplizierter und unübersichtlicher, da innerhalb der Zeit auch die Zusammenlegung von zehn zu einer Aktie und eine Kapitalerhöhung durchgeführt worden sind. Ich erspare uns hier einmal die Details). Wird die Barriere unterschritten, werden die Anleihen in Form von Aktien zu den oben stehenden Bedingungen zurückgezahlt.
Gekauft habe ich beide Anleihen jeweils zum Nennwert von 20.000 € mit folgenden Daten::
1.) UU28NY – Deutsche Bank, Kauf: 08.11.12, Kurs: 101,58%, inkl. Stückzins u. Kosten: 20.914 €
2.) UU26PE – Commerzbank, Kauf: 25.10.12, Kurs: 99,44%, inkl. Stückzins u. Kosten: 20.347 €
So – und wie hat sich das Ganze nun entwickelt ?
Fangen wir einmal mit der ersten Anleihe an: Bei der Deutschen Bank war die Barriere von 25 € nie ernsthaft in Gefahr und ich konnte ganz entspannt zusehen, wie sich die Stückzinsen jeden Monat um ca. 1,5% (knapp 300 € pro Monat !!) erhöhten. Eine satte Rendite, von der man nur träumen kann!
Trotzdem habe ich diese Anleihe dann aber schon vorzeitig Ende April 2013 zu einem Kurs von 101,51% verkauft, weil mir zu diesem Zeitpunkt das Chance/Risiko-Verhältnis einfach nicht mehr interessant genug war.
Verkauf also mit folgenden Daten:
1.) UU28NY – Deutsche Bank, Verkauf: 30.04.13, Kurs: 101,51%, inkl. Stückzins u. Kosten: 22.485 €
=> ALG-Anspruch hat 4 Jahre Bestand
Mit: Was hat Bestand? Was passiert nach 4 Jahren?
Ganz anders dagegen die zweite Anleihe! Bei der Commerzbank war mir von Anfang an nicht ganz so wohl und so musste ich schon ganz kurz nach meinem Kauf im November 2012 einmal ganz kräftig durchatmen, als sich der Kurs verdächtig nahe der Barriere näherte. Aber dann entspannte die Lage sich wieder und ich konnte mich erst einmal auch hier für die kommenden Monate an den ebenfalls monatlich steigenden Stückzinsen (auch hier knapp 300 € / Monat) erfreuen.
Bis dann die Nachrichten von der geplanten Kapitalerhöhung bei der Commerzbank kam und die Barriere sozusagen schlagartig gerissen wurde. Und nachdem dann die genauen Konditionen bekannt wurden, ging es nochmals bergab.
An dieser Stelle habe ich dann doch ernsthaft Kopfschmerzen bekommen. Der Kurs der Aktienanleihe war zeitweilig schon unter die 70% Marke gerutscht. Bei meinem Nominalwert von 20.000 € ein Verlust von über 6.000€ !
Dann immer mal wieder leichte Erholungstendenzen über 70%, mal 74%, 76% teilweise bis 78%. Hier kam dann noch leichte Hoffnung auf, dass sich die Verluste doch noch in Grenzen halten würden. Denn immerhin standen dem Kursverlust ja schon Stückzinsen in Höhe von 12%-13% gegenüber. Aber das Laufzeitende (Mitte Juni) rückte immer näher und der Kurs sackte immer weiter ab. Wieder unter die 70%. In Richtung 66%. Ein Verlust von einem Drittel !
Einen Tag vor dem letzten Börsentag habe ich dann doch kalte Füsse bekommen und verkauft:
2.) UU26PE – Commerzbank, Verkauf: 18.06.13, Kurs: 66,52 %, inkl. Stückzins u. Kosten: 15.978 €
Ein herber Verlust und eindeutig ein massiver Flop !
Auch dafür muss ein Zins- und Dividendensammler (der ich ja nun auch bin) lange stricken…
Aber um mir selber die ganze Sache zumindest doch noch ein bisschen schön zu reden, möchte ich denn doch auch mal die Gesamt-Bilanz dieser beiden Investments ziehen:
1.) UU28NY – Deutsche Bank, Kauf: 20.914 €, Verkauf: 22.485 €, Ergebnis: +1.585 €
2.) UU26PE – Commerzbank, Kauf: 20.347 €, Verkauf: 15.978 €, Ergebnis: -4.369 €
Auch in der Summe immer noch ein Verlust von ca. 2.800 Euro. Auch nicht wirklich schön. Aber es hätte schlimmer kommen können. Und daher sehe ich mich noch mit einem blauen Auge davon gekommen.
Aber – es bleibt das Fazit: Das gehört in Kategorie: Flop !
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Privatier,
Aktienanleihen sind i.d.R. schlechter gepreist als Discountzertifikate, nicht vom Kupon blenden lassen. Bevor Du die nächste Aktienanleihe kaufst, vergleiche sie mit einem Discountzertifikat auf die selbe Aktie! Für Deutsche Bank wäre das z.B. so gewesen: Kaufe jetzt zu 20€ und bekomme wenn die Aktie am 21.6.13 über 25€ steht 25€ Rückzahlung (=25% Gewinn statt 17.75% Kupon). Die Aktienanleihe baut die Bank zusammen aus der Aktie und einem verkauften Put. Das Discountzertifikat aus der Aktie und einem verkauften Call. Das kann man z.B. auf den Seiten von Goldman Sachs Zertifikate oder anderen Zertifikateseiten nachlesen und ist ein bißchen Mathematik. Der Markt für Discountzertifikate ist wettbewerbsintensiver und der Verkauf des Calls ist lukrativer => höhere Rendite bei gleichem Risiko und gleicher Laufzeit.
Grüße Covacoro (ehemaliger Zertifikatefan)
Hallo Covacoro,
ich habe Aktienanleihen jahrelang (vor der Abgeltungssteuer) komplett ignoriert, weil sie einfach aus steuerlichen Gründen uninteressant waren. Im letzten Jahr 2012 habe ich sehr intensiv an der Planung meiner Steuer gearbeitet und bin dabei wieder auf die Aktienanleihen gestossen.
Ich empfinde Aktienanleihen als ein ideales Mittel, seine Kapitaleinkünfte zu „gestalten“. Ich warte sozusagen täglich auf meinen Steuerbescheid für 2012 und werde ganz sicher hier über das Ergebnis berichten.
Eventuell hat sich mein Fokus im Zuge dieser Steueroptimierung dabei zu sehr auf die Aktienanleihen konzentriert und ich sollte mir einmal wieder verstärkt auch die Alternativen ansehen (wie z.B. Discountzertifikate).
Danke daher für Deinen Hinweis!
Gruß, Der Privatier
Mir persönlich kommen keine Zertifikate mehr in das Depot. Das sind alles Wettscheine bei denen das Chance / Risiko-Profil nicht passt. Das sieht man auch bei den beiden Zertifikaten oben. Relativ kleiner Gewinn aber vergleichsweise großer Verlust.
Und das Unternehmen selbst bzw. der Wirtschaftskreislauf sieht das Geld nicht mal..
Wikipedia:
„Wann sollte man eine Aktienanleihe kaufen?
Das Risiko einer Aktienanleihe ist nur scheinbar geringer als bei einer Direktanlage in den Basiswert. Der Anleger wird an Verlusten nahezu vollständig, an Gewinnen jedoch nur begrenzt beteiligt, weil der Gewinn nach oben „gedeckelt“ ist. ……..“
Hallo Baldur,
die Einschätzung eines Chance/Risiko-Profils ist sicher immer eine sehr individuelle und ich bin da sicher eher bereit, ein Risiko einzugehen, als viele andere.
Trotzdem halte ich es nicht für richtig, eine ganze Klasse von Anlage-Produkten (hier Zertifikate) abzuqualifizieren. Daher sehe ich auch den Grund für meinen oben beschriebenen „Flop“ keinesfalls in der speziellen Form der Aktienanleihe begründet, sondern einzig und allein basierend auf meiner Fehleinschätzung, die ich in Bezug auf die Commerzbank getroffen habe.
Und mit dieser Fehleinschätzung hätte ich mit allen Alternativen ebenso einen Verlust erlitten (mit der Aktienanleihe wurde er sogar durch die Zinsen noch gemindert)!
Was man allerdings nicht verschweigen (und auch keinesfalls vernachlässigen) solllte, ist das Emittenten-Risiko! Bekommt der Emittent ein Problem, kann man die Zertifikate in den Wind schreiben.
Unter Abwägung aller Chancen und Risiken werde ich ganz sicher weiter auch Zertifikate bei meinen Überlegungen berücksichtigen. Es müssen ja nicht immer solche wie oben beschrieben und zugegeben einigermassen riskante Varianten sein. Es gibt auch durchaus (z.B. Deep-Discount) Zertifikate, bei denen das Risiko deutlich geringer ist. Die Rendite dann allerdings auch.
Gruß, Der Privatier
Aus meiner Finanzmarkt-„Lehrwerkstatt“ (knapp 3 Monate im Geschäft):
eine Aktienanleihe halte ich auch (LB1LKK). Da wette ich mit der Landesbank Baden-Württemberg, dass der Kurs von VW Vorzug Mitte August 2019 nicht unter 98€ fällt. Kupon 2%, Laufzeit überschaubar, trotz Mifid II-Warnung der onvista-bank gekauft… aber nur nominal 1k. Max. Ertrag also 40€ – Stückzinsen, wenn alles gut geht. Max. Verlustrisiko (wenn VW dann total pleite geht) 960 €.
Die 20k Volumen, die du oben erwähnst, würde ich mich jetzt und wohl noch lange nicht für ein Wertpapier trauen. Nun gut, nominal 10k halte ich an 10j.Bundesanleihen, mehr aus Frust über Baissen.
Aber normal ist (knapp) 1k für mich die Einstiegs-„Packungsgröße“, wenn ich was neues probiere. Chancen und Risiko jeweils übersichtlich, Transaktionskosten (pauschal 6.50€) unter 1%. Ertrag bei 4% Rendite 40€ p.a. – auch Kleingeld, aber es kann sich summieren…
Wenn ich ein Papier eine Zeitlang beobachtet habe und es einen guten Eindruck (Kursentwicklung, Ausschüttung) gemacht hat, kann es aufgestockt werden. Mein „Beuteschema“: Gesamtperformance ggü. Kaufpreis negativ (also „Kaufsignal“), aber Tagesperformance deutlich positiv. Dann kaufe ich nochmal 1k nach.
Klappt nicht immer (Daimler z.B. hätte ich nicht nachkaufen sollen, waren aber nur 365€ Restgeld), aber von den aktuellen 10 Top-Performern (Kursentwicklung) sind immerhin 4 in O(2k): BMW Vz, Österr.Post, Aurelius, Royal Mail. Von den 10 aktuellen Flop-Performern eine: OHI.
Als Anfänger habe ich den nötigen Ernst vielleicht noch nicht entwickelt. Ich sehe das so wie ein Pferderennen, 52 Aktien im Rennen, Momentaufnahmen gibt es soviel man will, eine Ziellinie nicht…
Aber wenn auch „Flops“ wie Daimler oder OHI brav Dividende ausschütten, stört mich Minderperformance auch nicht groß. Psychologisch ist halt nur „grün“ schöner als „rot“… 🙂
Ich lerne halt noch (viel!)