Kap. 5.4: Optionen
Im letzten Beitrag über Optionsscheine habe ich ja von einem Gewinn von 1000% berichtet. Und auch dazu gesagt, dass es reines Glück war und ich so etwas in dieser Form nie wiederholen konnte.
Aber dass es noch besser geht – wenn auch auf ganzere Art – will ich heute erzählen: Es geht um den Verkauf von Put-Optionen.
Zunächst aber eine kleine Zwischenbemerkung, für diejenigen, die sich mit Optionen nicht auskennen:
Optionen verbriefen das Recht, z.B. eine Aktie zu einem vorher definierten Preis bis zu einem festgelegten Zeitpunkt kaufen oder verkaufen zu dürfen.
Wenn ich also ein Put-Option verkaufe, heißt das, dass ich einem Aktien-Besitzer das Recht einräume, mir seine Aktien zu einem Preis X bis zu einem bestimmtem Datum zu verkaufen. Und dafür zahlt der Aktien-Besitzer einen Preis.
=> Vorschlag für einen Finanzplan (1/3)
Mit: Tabellen-Kalkulation, Folgejahre, Grafik
So weit eigentlich nichts Besonderes. Was mich nun daran so fasziniert, ist die Tatsache, dass ich diese Option sozusagen aus dem „Nichts“ heraus verkaufe. Ich habe vorher nichts. Gar nichts. Und auch sonst niemand. Es gibt diese Option vorher gar nicht. Ich erschaffe sie sozusagen. Aus dem Nichts.
Und kassiere dafür ordentlich Geld. Genial.
Die Annahme (im geschilderten Fall) ist die, dass sich der Aktienkurs so entwickelt, dass es für den Aktienbesitzer uninteressant wird, sein Recht auszuüben und die Option nach Ablauf der Fälligkeit wertlos verfällt. Ich hingegen kann mein zu Anfang kassiertes Geld behalten und die Sache ist erledigt.
Hat bei den ersten drei Malen auch wunderbar geklappt. Beim vierten Mal dann leider nicht. Hier musste ich dann „mal eben“ Aktien im Wert von 1/4 Million (DM) übernehmen, was mir ein kurzes Gespräch mit meinem damaligen Bankberater eingebracht hat, der aber – genau so cool wie ich – , mal kurz eine Kreditlinie für einen Tag eingeräumt hat, so dass ich die Aktien übernehmen und sofort wieder verkaufen konnte und der Verlust sich in überschaubaren Grenzen hielt.
Daraufhin habe ich solche Aktionen über beinahe 40 Jahre eingestellt und erst viel später wieder aufleben lassen.
Optionsscheine habe ich dagegen über die ganzen Jahre immer wieder mal gekauft. Nicht nur mit dem Ziel, Gewinne zu optimieren, sondern teilweise auch zur Absicherung.
Denn es wird nur zu oft – gerade auch durch reißerische Presseberichte – der Eindruck erweckt, Optionsscheine seien ausschließlich ein Spielball der „bösen Spekulanten“.
Das halte ich nun für vollkommenen Blödsinn, denn die Ursprungsidee hinter allen Optionen, Optionsscheinen und Futures ist die Absicherung gegen unkalkulierbare Ereignisse in der Zukunft. Also gerade das Gegenteil der „Wilden Spekulation“, nämlich der Gedanke nach Sicherheit.
Wer sich daher heute in einer unsicheren Weltwirtschaftlage gegen Kursverluste absichern will, kommt ohne Optionsscheine gar nicht aus. Daher wird umgekehrt ein Schuh daraus: Gerade wer KEINE Optionsscheine (o.ä.) nutzt, ist ein wilder Spekulant!
Und dass es in diesem Geschäft auch Teilnehmer gibt, die nicht die Absicherung im Kopf haben, sondern nur des reinen Risikos wegen daran teilnehmen, soll auch gar nicht verschwiegen werden.
Aber so ist das nun mal: Wenn jemand sein Risiko mindern möchte, muss jemand anderes bereit sein, dieses Risiko zu übernehmen. Gegen Bezahlung.
Das ist letztlich bei jeder Versicherung nicht anders, ob wir nun von der Autoversicherung, der Krankenversicherung oder der Rentenversicherung reden. Immer gibt es Menschen, die ein Risiko gegen Bezahlung absichern wollen und andere, die es (gerne) übernehmen. Aber deswegen z.B. eine Krankenkasse als „böse Spekulanten“ zu beschimpfen, halte ich schon für reichlich abwegig.
Nachdem ich nun so ausführlich über ein paar meiner Aktivitäten im Wertpapierhandel geschrieben habe, möchte ich der Vollständigkeit halber in den folgenden Beiträgen noch eine paar andere Kapitalquellen erwähnen, die sich zum Aufbau einer finanziellen Basis eignen (oder auch nicht – je nach Geschmack). Zunächst wird es dabei um Immobilien gehen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Ich oute mich gerade als Laie, aber wieso mussten die Aktien gekauft werden.
Ich hatte mich auch mal ein bischen mit Optionsscheinen beschäfigt (leider erfolglos :-)) aber meine waren immer „Optionen“ also Rechte und keine Pflichten.
Ich hatte damit das RECHT zu einem bestimmten Preis auszuüben, sei es zu verkaufen oder zu kaufen.
Im Gegenteil die Option tatsächlich auszuüben statt einfach nur die Optionscheine zu handeln ist nicht ganz einfach für einen Privatanleger.
Das ist eben einer der Unterschiede zwischen Optionsscheinen und Optionen!
Optionsscheine sind Wertpapiere, die in der Regel von Banken herausgegeben werden und diese beinhalten für den privaten Käufer nur das Recht, etwas zu kaufen oder zu verkaufen. Wozu es in der Regel aber nie kommt und auch von beiden Seiten nicht wirklich beabsichtigt ist. Eine Pflicht besteht für den Käufer nicht.
Das ist bei Optionen etwas anders. Hier kann auch der Privatanleger als VERKÄUFER auftreten. Und der Verkäufer verkauft immer das Recht und behält dagegen seinerseits die Pflicht, dieses Recht auf Verlangen auch einzulösen.
Auch dieses „Einlösen“ ist normalerweise von beiden Seiten eher nicht beabsichtigt, kommt aber eben doch vor, wenn man – wie ich – zu hoch pokert und am Ende der beabsichtigte Verfall der Option nicht so ganz eintritt und es sich für den Käufer der Option doch noch lohnt, sein Recht auszuüben.
Optionen waren für mich immer ein ganz faszinierendes Thema, mit dem ich auch schon einmal meinen damaligen Bankberater überfordert habe. Aber es erfordert auch eine recht intensive Beschäftigung !
Gruß, Der Privatier
Wie verkauft man denn Optionen?
Ich habe z.B. 1.000 Stück EON Aktien zum Kurs von derzeit ca. 13 Euro. Angenommen ich möchte Call-Optionen verkaufen zum Basispreis von 15 Euro, wie muss ich vorgehen? Vielleicht kann mir das jemand erklären. Vielen Dank.
Also ich habe damals die Optionen „ganz normal“ bei meiner Hausbank handeln können. Es wurden dazu ein o. zwei Unterkonten eingerichtet und schon konnte es los gehen.
Als ersten Einstieg würde ich mir einmal den Handel bzw. die Kurse an der EUREX ansehen. Und wenn Du danach immer noch Interesse hast, weiß ich momentan ganz sicher, dass Consors den EUREX-Handel anbietet. Aber sicher geht das auch über andere Banken/Broker.
Und bitte vorher immer über die Risiken informieren! Optionshandel kann gefährlich sein. Insbesondere der Verkauf von Optionen!!
Gruß, Der Privatier
Hallo Johann,
ich möchte meine Antwort noch ein wenig ergänzen:
Was Du hier als Beispiel angeführt hast, nämlich der Verkauf von Calls auf die eigenen Aktien, ist natürlich gar nicht gefährlich! Nicht einmal ein bisschen.
Diese Strategie ist auch als „Covered Call Writing“ bekannt und ist bestens geeignet, die Einnahmen aus einem Aktiendepot kräftig zu erhöhen.
Wählt man die jeweils 3 Monate in der Zukunft liegenden Verfallsdaten aus, so kann man zusätzlich zur einmal gezahlten jährlichen Dividende auch noch 4mal die Optionsprämie kassieren. Keine schlechte Strategie.
Wer eine solche Strategie verfolgen will, musste dazu damals (als ich dies gemacht habe) noch zwingend die Optionen verwenden, heute geht dies auch sehr viel einfacher über den Kauf eines Discount-Zertifikates. denn ein Discount-Zertifikat ist letztlich nicht anderes als der Kauf einer Aktie und der gleichzeitige Verkauf einer Call-Option. Dieser Verkauf verringert den Kaufpreis der Aktie und so kommt der Discount zustande.
Wenn man jetzt noch einen Rolling-Discount nimmt, hat man die oben beschriebene Strategie abgebildet, ohne dazu auch nur einen Handschlag tun zu müssen. Natürlich lassen sich die Emittenten diesen „Service“ bezahlen und man wird mit einer selbst gemanagten Lösung immer günstiger und flexibler sein.
Ich habe auch den Eindruck, dass es um die Rolling Discounts etwas ruhiger geworden ist, vielleicht habe ich sie aber auch nur aus den Augen verloren. Meine eigene Erfahrung damit (vor ein paar Jahren) war allerdings auch nicht wirklich umwerfend.
Optionen dagegen bieten ein beinahe unendliches Spektrum von Einsatzmöglichkeiten, erfordern allerdings auch eine intensive Beschäftigung mit dem Thema und eine permanente Beobachtung. Und ob sie gefährlich sind oder nicht, hängt von der Art des Einsatzes ab.
Das „Covered Call Writing“ ist jedenfalls völlig ungefährlich – gefährlich wird es dann, wenn man (wie ich es damals praktiziert habe) zu ungedeckten Verkäufen greift. Damit lässt sich zwar der Gewinn ganz enorm steigern, man kann sich aber auch komplett ruinieren! Und damit meine ich nicht etwa nur den kompletten Verlust des eingesetzten Kapitals – das wäre ja u.U. noch zu verkraften. Bei ungedeckten Verkäufen kann der Verlust das eingesetzte Kapital auch deutlich überschreiten!!
Gruß, Der Privatier
Hallo!
Danke für deine Antwort. Ich bin bei Comdirect und habe denen mal eine Email geschickt. Bei gedeckten Optionsgeschäften hat man im Prinzip kein Risiko, außer, dass die Aktie eventuell stark steigt und man sie dann aber zum vorher festgelegten (niedrigeren) Preis verkaufen muss.
Völlig richtig – und die Kunst besteht eben bei diesem Geschäft u.a. darin, den richtigen Basispreis auszuwählen: Geht man zu weit über den aktuellen Kurs, ist a) die Liquidität oft nicht so hoch und b) der Gewinn eher mager.
Geht man zur sehr in die Nähe des aktuellen Kurses, kassiert man zwar eine ordentliche Optionsprämie, ist aber seine Aktien u.U. schnell los.
Wobei die Gefahr der Ausübung eher gegen Ende der Laufzeit gegeben ist, während der Laufzeit will eigentlich niemand eine Option wirklich ausüben.
Falls noch Bedarf an weiterführender Literatur besteht, so habe ich bei meinen Bücher-Empfehlungen u.a. auch drei Bücher über das Thema „Optionen“. Wer sich wirklich mit dem Thema auseinander setzen will, sollte mindestens eins davon gelesen haben.
Gruß, Der Privatier
Pressemitteilung des BFH vom 2.3.2016:
„Verlust aus dem Verfall von Optionen steuerlich berücksichtigungsfähig.“
https://www.bundesfinanzhof.de/de/entscheidung/entscheidungen-online/detail/STRE201610051/
Siehste Peter , DAS lässt doch wieder hoffen . Evt. werden ja auch noch mal die anderen Aufwendungen für Erträge aus Kapitaleinkünfte überdacht ??? .
Letztendlich kann es ja nicht sein , das nur das positive ( also die Einkunft )
gesehen wird , und die Aufwendungen UM ÜBERHAUPT KAPITALEINKÜNFTE ERZIELEN ZU KÖNNEN , NICHT !!! . JAJA Peter , hier ist doch noch nicht alles so ganz klar.
Ich vermute mal , das hier durchaus noch ein UMDENKPROZESS stattfinden könnte.
Time will tell . LG Det
Nein Det, da muss ich Dich leider enttäuschen!
Wenn Du wieder einmal auf Deine Kreditzinsen hoffst, die Du gerne als Werbungskosten absetzten möchtest, hat der BFH die aktuelle Rechtsprechung (Werbungskostenabzugsverbot) noch einmal ausdrücklich bestätigt.
Wenn Du Dir dazu bitte noch einmal in dem obigen Link das zweite Urteil (Urteil des IX. Senats vom 12.1.2016 – IX R 48/14) ansiehst, wirst du dies nachlesen können. Da heißt es:
„Tatbestand: …Ferner ist streitig, ob Kreditzinsen zur Refinanzierung von Kapitalanlagen als Werbungskosten bei den Einkünften aus Kapitalvermögen in Abzug gebracht werden können.“
und später dann bei den Entscheidungsgründen:
„22. Das Werbungskostenabzugsverbot nach § 20 Abs. 9 EStG steht dem Abzug der beim Erwerb der Option gezahlten Optionsprämien nicht entgegen.“ und
„23. Die Kläger können die ihnen 2010 entstandenen Schuldzinsen in Höhe von 8.440 EUR nicht als Werbungskosten bei den Einkünften aus Kapitalvermögen geltend machen (§ 20 Abs. 9 EStG). An der Verfassungsmäßigkeit dieser Regelung hat der Senat in Bezug auf die Finanzierungskosten der Kläger keine Zweifel.“
Sieht nicht gut aus für den von Dir erhofften Umdenkungsprozess. 🙁
Gruß, Der Privatier
HMMMMMMMMM EIEIEIIEI Werbungskosten ABZUGS VERBOT ????
Ist mir echt nicht verständlich ( lach )
Scheint irgendwie doch ein NO WAY OUT zu sein !!!
Hoffentlich finde ich noch die richtige Ausfahrt ( Doppellach )
Aber vermutlich wird das wieder eine so kleine sch… schmale Ausfahrt sein , das man da eh nicht vernünftig durchkommt ( Der Grad ist schmal ).
Aber nachdem Wir ja schon über A)B)C)D) (ODER HALT ANDERE REIHENFOLGE) nachgedacht haben , eröffnet dieses ja auch bereits wieder ein paar nette Möglichkeiten (oder auch Optionen). Mal schauen wie diese dann genutzt werden können .
LG Det