Opa erzählt: Wie es damals war…
Der Advent neigt sich seinem Ende zu, Weihnachten steht vor der Tür – Zeit sich einmal gemütlich zusammen zusetzen, ein paar Kerzen oder den Kamin anzuzünden und sich bei Glühwein oder Weihnachtsgebäck ein paar Geschichten zu erzählen.
Tja – und so will ich denn einmal von damals erzählen, wie es war, als ich angefangen habe, mich mit Finanzen im Allgemeinen und der Börse und Aktien im Besonderen zu beschäftigen.
Also dann: Es war einmal…
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Mit: Vorgehensweise und Fallstricke
Die erste Erinnerung
Die erste Erinnerung, die ich noch an mein erstes Konto (kein Depot!) bei der örtlichen Sparkasse habe, welches ich damals für mein erstes selbst verdientes Geld als studentische Hilfskraft eingerichtet hatte, ist ein großer Tresen, direkt rechts am Eingang. Hier saß eine nette Dame, deren einzige Aufgabe es war, aus tausenden von ausgedruckten und dort einsortierten Kontoauszügen auf Nachfrage diejenigen für mein Konto herauszusuchen und mir zu überreichen. Kontoauszugsdrucker oder Geldautomaten gab es da noch nicht. An Internet oder Emails war noch lange nicht zu denken.
Die erste Aktie
Und so habe ich natürlich meine erste Aktie (in Jahre 1982) auch in der Filiale einer deutschen Großbank gekauft. Persönlich bei meinem Kundenberater. Oder besser: Bei dem einzigen Experten für Aktien. Irgendwie hatte er wohl auch diesen „Experten“-Status. Zumindest war er der Einzige, der sich dem damaligen Dress-Code einer seriösen Bank nicht beugen musste. Er war der Einzige, der es sich im Hochsommer erlaubt hat, ohne Jackett herumzulaufen. Dafür aber mit Hosenträger – damals DAS Symbol für einen aktiven und erfolgreichen Börsianer (wir erinnern uns an Gordon Gekko…). Bei meinem Kundenberater waren sie allerdings nicht nur Show, sondern auch nötig.
Ich bin mir heute nicht mehr so ganz sicher, ob er überhaupt einen Computer-Zugang hatte. Ich kann mich aber noch sehr gut erinnern, dass er meist über handgefertigten Charts saß, säuberlich auf Millimeterpapier mit Bleistift selber angefertigt. Die Orderaufgabe geschah auf jeden Fall per Telefonat mit Frankfurt. Eine Ausführungsbestätigung gab es dann immer ein paar Tage später per Post.
Damals habe ich eigentlich nur amerikanische Aktien gekauft. Einerseits war dort mehr Bewegung drin, aber vor allen Dingen hatte ich einen kleinen Vorteil herausgefunden. Bei der heutigen blitzartigen Verbundenheit der ganzen Welt untereinander kaum mehr vorstellbar, aber damals wusste ich die Kursentwicklung „meiner“ Aktien immer im Voraus. Zumindest für ein paar Stunden. Und das funktionierte so:
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Mit: Erläuterung des Prinzips und Beispiel
Der kleine Vorteil
In Zeiten ohne Internet dienten als Hauptinformationsquelle für Aktienkurse die überregionalen Tageszeitungen (z.B. mit umfangreichem Börsenteil, die FAZ) oder das Handelsblatt. Seitenlange, enggedruckte, winzige Zahlenkolonnen. Aber die einzige Zeitung, die damals die Schlusskurse der Wallstreet vom Vorabend bereits morgens früh in ihrer Ausgabe hatten, war DIE WELT. Allen anderen waren immer noch einen Tag zurück. Und ich musste mir meine Ausgabe auch schon jeden Morgen am Kiosk kaufen, ich habe mal kurz ein Abo gehabt, aber da waren auch nur alte Kurse drin.
Und so galt der erste Blick morgens früh immer den Kursen an der Wallstreet vom Vorabend. Denn: Genau diese Entwicklung würden die in Deutschland gehandelten Aktien an diesem Tag auch nehmen! Ich wusste also (zumindest grob), ob und um wie viel sich meine Aktien an dem Tag bewegen würden. Sicher nur ein kleiner Vorteil, aber ich habe immer geglaubt, dass es mir hilft.
Heute natürlich längst nicht mehr vorstellbar, aber damals haben eben auch Profis ihre Informationen in der Masse über die Zeitungen bezogen. Im Spezialfall dann auch sicher über Telefon. Aber man ruft ja nicht jeden Tag wegen hunderter Kurse mal eben in Amerika an…
Unglaubliche Konditionen
Wo es selbst mir heute schwerfällt, meinen eigenen Erinnerungen zu glauben, das sind die damaligen Konditionen. Sowohl bei den Kosten, aber auch bei manchen Renditen.
So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass ich für An- und Verkauf eines Aktienpaketes immer (etwas großzügig) mit 3% Kosten gerechnet habe. Exakt waren es wohl so um die 1,35% jeweils für eine Transaktion. Wenn ich daran denke, dass wir heute über Sätze von vielleicht 0,25% reden oder vielleicht sogar über feste Ordergebühren… ist schon ein Unterschied!
Ich muss allerdings dazu sagen, dass mir das damals (wie heute!) völlig egal war. Damals hatte ich Kurssteigerungen von 50%-100% im Kopf und ob da nun 3% abgehen oder nicht? Wen stört das schon? Aus diesem Grund haben mich auch damals Dividenden nicht interessiert. Die lagen in der gleichen Größenordnung der Kosten: Peanuts.
Aber auch auf der Guthabenseite gab es Erstaunliches: Monatsgelder mit einem Zins von über 10% ! Bin mir nicht mehr so ganz sicher, ob es 11%, 12% oder kurzzeitig sogar mal 14% waren. Allerdings – auch das muss man natürlich immer dazu sagen: Damals lag die Inflation bei 5% oder leicht drüber. Kreditzinsen lagen natürlich entsprechend auch viel höher. Das Hypotheken-Darlehen für unser erstes Haus hat irgendwas um die 7% gekostet (knapp drüber oder drunter, bin mir nicht mehr so sicher).
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Mit: Erläuterung des Prinzips und Beispiel
Der Blick auf den Index
Aber um noch einmal auf die Kurse in der Zeitung zurückzukommen. Der allererste Blick nach dem Kauf der Zeitung galt immer einer kleinen Grafik gleich auf der Titelseite, wo die DAX-Entwicklung der letzten fünf Tage als kleiner Chart zu sehen war und so einen ersten Eindruck von den aktuellen Marktbewegungen gab.
Oh – seid ihr doch noch nicht eingeschlafen? Ich höre, da hinten regt sich Widerstand!
Da gibt es doch tatsächlich Leser, die sich noch an die Zeit erinnern können! Und richtig: Den DAX gab es damals noch gar nicht! Der wurde nämlich erst 1988 erfunden. Und ich erzähle hier von einer Zeit ab ca. 1982. Und da gab es tatsächlich keinen DAX. Was es gab, waren verschiedene Indices, die teilweise von den Zeitungen selber berechnet wurden. Ganz bekannt war der FAZ-Index. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte auch die DIE WELT damals ihren eigenen Index.
Und damit soll es für heute erst einmal gut sein. Opa ist müde und bevor jetzt gleich alle einschlafen, hören wir an dieser Stelle erst mal auf. Wenn sich aber sonst noch jemand an alte Geschichten erinnert, so darf er diese gerne in den Kommentaren erzählen. Schließlich ist ja bald Weihnachten und da erzählt man ja gerne mal ein paar Geschichten…
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Mit: Erläuterung des Prinzips und Beispiel
Eine kleine Pause
Langjährige Leser kennen das Folgende schon:
Damit Sie (und ich) genügend Muße finden, sich auch einmal über ein paar andere Fragen als Finanzen, Börse und Geld den Kopf zu zerbrechen, werde ich uns über Weihnachten/Neujahr mit weiteren Beiträgen zu finanziellen Themen verschonen und mich dann erst im neuen Jahr hier wieder melden.
Ich wünsche daher schon jetzt allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Und viel Erfolg für alle Ziele, die Sie sich für das neue Jahr vornehmen.
In diesem Sinne – bis Anfang Januar 2016 !
Ihr „Privatier“ Peter Ranning
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Dir und Deiner Familie auch Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
Ich fing 1984 an. Da bezahlte man auch noch eine Depotgebühr. Die deutschen Aktien hatten einen Nennwert von z. B. 100 DM, da kostete schon mal eine Aktie 500 – 600 DM. Gesplittet wurde erst um die Jahrtausendwende (wenn ich mich richtig entsinne), meist 1:10. Da waren dann plötzlich statt 3 Aktien 30 im Depot. Charts habe ich auch gemalt. Im Schaufenster in einer Bank hing immer ein Kurszettel, da habe ich mir die Vortageskurse abgeschrieben und auf mm-Papier gemalt^^. Aktien waren damals was nur für Reiche (Krupp, Flick usw.) Also noch „schlimmer“ als heute.
Schönen Gruß an den Opa ^^
Peter , habe nochmal nach diesen Buch geschaut , welches ich Dir gerade in dieser besinnlichen Zeit nochmal empfehlen möchte , da es einfach auch ganz schön ist. Hat aber nichts mit Geld sondern nur mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben zu tun . “ Bronni Ware , Leben ohne Reue “ , soll jedoch auch noch ein anderes Buch geschrieben haben , welches noch besser sein soll . “ 52 Wochen Zeit für jeweils eine Geschichte , und die besinnliche Zeit , eignet sich bestimmt gut dazu damit anzufangen . Ich glaube das sind Bücher die auch wirken müssen . Und dazu gehört Zeit . Diese besinnliche Zeit wünsch ich Dir / Wir jedenfalls jetzt . Alles Gute für Dich und den Dir umgebenden Personenkreis.
Hallo Peter, auch Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Das war ja eine nette Idee mit der Geschichte. Als ich anfing, über Aktien nachzudenken, fing das auch mit den Direktbanken und Direktdepots gerade so an. Meine ersten Aktien habe ich Ende der neunziger Jahre per Telefon gekauft.
Viele Grüße
Petra
Hallo Peter!
Bin seit langem wieder einmal auf deinem Blog gelandet. Nach neuem Laptop, neuer email Adresse und neuem Blog ist alles Alte so gut wie verloren gegangen. Wenigstens hat die Rettung der Kalenderblätter zu WordPress geklappt.
Das Alte, ach ja! Du hast dir ja diesbezüglich tolle Erinnerungen bewahrt. Wo du das so geschrieben hast, fällt mir die Sache mit dem Heraussuchen der Kontoauszüge von einer Mitarbeiterin der Sparkasse auch wieder ein. Eigentlich unvorstellbar und so weit weg, wie Südamerika von Europa!
Also dann bis ins neue Jahr und alles Gute darin!
Der Malachit.
Hallo Peter!
Habe eine email von deinem Blog bekommen. Der damit übertragene Link funktioniert leider nicht. Muss wohl an den Einstellungen liegen.
Danke für die Info! Wahrscheinlich bekommst Du jetzt noch eine Mail. Es wäre nett, wenn Du mir die einmal an Peter.Ranning@der-privatier.com weiterleiten könntest. Dann kann ich mal schauen, was da nicht funktioniert.
Vielen Dank und Gruß,
Der Privatier
Eine schöne Geschichte vom Opa 🙂
1982 war ich noch in der Schule und noch sehr jung. Und dennoch habe ich jeden Tag die lokale Zeitung gelesen. Und auch den Finanzteil. Und da habe ich immer auf den Goldpreis geschaut. Gold! Aus meiner damaligen (kindlichen) Sicht ein faszinierendes und mystisches Metall. Bekannt aus Abenteuerromanen und Heldengeschichten. Unerreichbar. Teuer. Ich kann mich noch daran erinnern: Über 30000 DM das kg! Boh! So viel Geld.
Ein Bekannter hat es vor einigen Jahren auch mal mit der „Früher-Vogel-Taktik“ probiert. Er war so „clever“ und ist jede Woche morgens extra früh zu einem ewig weit entfernten Kiosk gefahren, um dort eine Finanzzeitschrift zu kaufen und dann den Empfehlungen zu Käufen von Titeln aus dem „Neuen Markt“ zu folgen. Seine Theorie: Die Zeitschrift führt zu Käufen der empfohlenen Titel und dadurch würde der Kurs dann abgehen. Auf was für Ideen die Leute kommen. Unglaublich. Ach ja: Hat natürlich nicht geklappt.
Vielleicht hat der eine oder andere Leser hier auch derartige „Geschichten“ zum Besten zu geben. Wäre doch mal ganz amüsant…
Beste Grüße und alles Gute im neuen Jahr!
JustDoIt
Vielen Dank an alle, die mich hier mit guten Wünschen bedacht haben!
Und natürlich auch an die, die noch ein wenig in ihren Erinnerungen gekramt haben und ein paar Geschichten von damals erzählen konnten. Manchmal bin ich selber erstaunt, welch ein Wandel in dieser Zeit stattgefunden hat…
Wer weitere Geschichten erzählen möchte, kann dies hier gerne machen.
Ansonsten geht es jetzt weiter mit frischer Energie in das nächste Jahr!
Gruß, Der Privatier
Ich habe mein erstes Depot ca. 1977 als Student eröffnet, bei der Sparkasse Göttingen.
Spannende Trading-Geschichten kann ich aber nicht erzählen. Ich war jahrelang durch die Werbung (in rororo-Taschenbüchern) für Pfandbriefe und Kommunalobligationen (Hauptargument: „mündelsicher“) konditioniert und habe mir vom Berater die lukrativsten empfehlen lassen. Wenn eine dieser Anleihen nach Jahren auslief, bekam ich einen Brief, und habe die Rückzahlung entsprechend neu angelegt.
Beim letzten Mal (vielleicht 15 Jahre her) sagte der Berater aber, er hätte nichts anzubieten, was rentabler sei als das Tagesgeldkonto, also blieb mein Geld halt dort…
bis ich (inzwischen auch Opa) Feb. 2018 wieder ins Wertpapierg’schäft eingestiegen bin, aber das ist eine andere Geschichte (in Kommentaren hier auf dem Blog dokumentiert) 🙂
Ich hatte zwar damals Pfandbriefe nicht auf dem Schirm, ich könnte mir aber gut denken, dass die seinerzeit eine annehmbare Rendite erbracht haben. Wenn man bedenkt, dass ich (wie oben beschrieben) zweistellige Zinsen auf Monatsgelder bekommen habe. 😮
Aber nicht nur die Guthaben-Zinsen waren höher! Auch die Kredite waren deutlich teurer und die Inflation ebenfalls. Hängt eben (meistens) alles zusammen.
Gruß, Der Privatier