Ach was? – Anleihen, Grundlagen – Teil 3
In den ersten beiden Teilen der Anleihen-Grundlagen (Teil 1 und Teil 2) habe ich die wichtigsten Merkmale einer Anleihe und deren Zusammenwirken erläutert.
Es gäbe sicher noch eine ganze Menge mehr zu erzählen, von Besonderheiten, Feinheiten und ganz speziellen Spielarten.
Aber um das Ganze nicht ausufern zu lassen, werde ich jetzt hier in einem (vorerst?) letzten Teil ein paar weitere Begriffe nur stichwortartig aufführen.
Bei Interesse können wir einzelne Punkte dann in den Kommentaren vertiefen oder auch ggfs. weitere Punkte ergänzen.
Anleihe
Sammel-Bezeichnung für Schuldverschreibungen mit einer festgelegten (fester oder variabler) Verzinsung, einer Laufzeit, sowie vereinbarten Tilgungsmodalitäten.
Andere Bezeichnungen: Obligation, Rentenwert, (engl.: Bond).
Aktienanleihen
Sogenannte „Aktienanleihen“ verwenden zwar das Wort „Anleihe“, sind aber keine!! Hierbei handelt es sich um strukturierte Wertpapiere, die mit ganz spezielle Bedingungen verbunden sind.
Bitte nicht mit Anleihen verwechseln!
Bonds
Englischer Begriff für festverzinsliche Wertpapiere.
Bonität
Sehr wichtiges Kriterium für die Einschätzung und Auswahl von Anleihen!
Die Bonität eines Anleiheschuldners sagt etwas über seine Fähigkeit aus, die laufende Verzinsung und die Rückzahlung der Anleihe zu gewährleisten. Die Bonität wird oftmals mit Hilfe von sog. „Ratings“ der Ratingagenturen bewertet. Faustregel: Je schlechter die Bonität, desto höher die Zinsen, die der Schuldner bezahlen muss. Gilt meistens auch andersherum: Je höher der Zins, desto schlechter die Bonität.
Bunds
Abkürzung für Bundesanleihen (nicht zu verwechseln mit Bonds!).
Bundesanleihen
Festverzinsliche Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland. Laufzeit meist zwischen 10 und 30 Jahren. Die Renditen von Bundesanleihen gelten als wichtige Orientierungsgrößen für den deutschen Rentenmarkt.
Corporate Bonds
Engl. Begriff für Unternehmens- oder Industrieanleihen.
EURIBOR
Euro Interbank Offered Rate (kurz: Euribor) ist ein oft verwendeter Referenz-Zinssatz für Anlageprodukte und Kredite. Er basiert auf Zinssätzen im Interbankenhandel und wird täglich für unterschiedliche Laufzeiten festgestellt. Variabel verzinste Anleihen orientieren sich teilweise am Euribor (z.B.: Kupon: 3-Monats-Euribor + 2,5%).
Floater
Kurzform für „Floating Rate Note (FRN)“: Englische Bezeichnung für Anleihen mit variabler Verzinsung.
FRN
Abkürzung für „Floating Rate Note“, engl. Begriff für variabel verzinsliche Anleihen. Der Kupon wird dabei in regelmäßigen Abständen an einen Referenzzinssatz (z.B. Euribor) angepasst.
=> Serie: Hinweise zur Fünftelregel
Mit: Grundlagen, Berechnungen, Beispiele
High Yield Bonds
Anleihen mit einer überdurchschnittlich hohen Verzinsung, allerdings auch mit einem überdurchschnittlich hohem Risiko! High Yield Bonds werden oft von Unternehmen mit niedriger Bonität ausgegeben, die nur zu diesen hohen Zinsen überhaupt noch Geld geliehen bekommen.
Hybridanleihe
Hybridanleihen sind eine besondere Form nachrangiger Anleihen. Sie werden deshalb „Hybrid“ genannt, weil sie für den Emittenten sowohl Eigenschaften von Eigenkapital, als auch vom Fremdkapital aufweisen. Ähnlich wie beim Eigenkapital sind Kupon- und Rückzahlung oft an der unternehmerischen Erfolg gebunden, sie können verschoben oder auch vollständig ausgesetzt werden. Wie beim Eigenkapital haben Hybridanleihen oft eine sehr lange Laufzeit, so dass das Kapital theoretisch unendlich lange im Unternehmen bleiben kann.
Diese für den Anleger oft nachteiligen Eigenschafen (z.B. kein Stimmrecht) werden in der Regel durch einen höheren Kupon vergütet.
Junk Bonds
„Müll-“ oder „Ramsch-“ Anleihen. Abwertender Begriff für Anleihen mit schlechterer Bonität, aber meist hohen Zinsen. Besteht das Risiko, dass die Anleihen am Ende der Laufzeit nicht zurückgezahlt werden, sind die Anleihen oft (z.T. erheblich) unter dem Nennwert zu kaufen. Eignen sich nicht für eine sichere Geldanlage und haben eher spekulativen Charakter.
Kupon
Konnte früher als Teil des Wertpapierbogens abgetrennt werden und bei der Bank eingereicht werden, um Zins- oder Dividendenzahlungen zu erhalten. Heute Bezeichnung für den nominalen Zins einer Anleihe. Wird gerne verwendet, um eine Verwechslung mit anderen ähnlichen Begriffen (Stückzinsen, Rendite) zu vermeiden.
Laufzeit
Zeitraum zwischen der Emission und der Rückzahlung (Fälligkeitsdatum) einer Anleihe. Den Zeitraum zwischen Kauf- und Fälligkeitsdatum nennt man Restlaufzeit.
Liquidität
Zeigt an, wie stark der Handel einer Anleihe ausgeprägt ist. Dies wiederum ermöglicht eines Aussage, wie leicht oder schwierig es ist, die Anleihe zu kaufen oder zu verkaufen. Besonders liquide Anleihen können jederzeit zu beinahe beliebigem Volumen gehandelt werden. Dabei ist der Unterschied zwischen Geld- und Briefpreis (Spread) minimal.
Am anderen Ende der Skala stehen Anleihen, die kaum gehandelt werden und sowohl Kauf, als auch Verkauf schwierig und oft nur mit sehr großen Abstrichen beim Kurs ausgeführt werden können.
Nachrang-Anleihe
Anleihen, die bei einer Insolvenz des Emittenten „nachrangig“ (d.h. nach Befriedigung der vorrangigen Gläubiger) zurückgezahlt werden. In diesem Falle droht dann oft der Totalverlust.
Weiterhin sind Nachranganleihen sehr oft mit Klauseln versehen, die eine Zinszahlung an gewisse positive Erfolge des Unternehmens knüpfen.
Nominalzins
Vereinbarter Zinssatz, den der Emittent einer Anleihe an den Käufer zu zahlen hat. Der Zinssatz bezieht sich dabei immer auf den Nennwert der Anleihe.
=> Ach was? - Progressionsvorbehalt
Mit: Erläuterung des Prinzips und Beispiel
Pari
Bezeichnung für den Nennwert (=100%) der Anleihe. Der Kauf- oder Verkaufs-Kurs einer Anleihe kann dann sowohl unter pari (z.B. 97%) oder auch über pari (z.B. 113%) notieren.
Perpetual
Englischer Begriff für Anleihen ohne Laufzeitbegrenzung, auch ‚unendliche Anleihen‘ genannt.
Poolfaktor
Habe ich in meinem Beitrag „Ach was? – Der Poolfaktor“ erklärt.
Quellensteuer
Bei ausländischen Anleihen wird u.U. bereits im Ausland eine Quellensteuer erhoben. Die Quellensteuer wird auf die deutsche Abgeltungssteuer angerechnet, kann aber auch über mehr oder weniger umständliche Verfahren zurückgefordert werden.
Interessant dabei: Die fiktive Quellensteuer
Einige Länder bescheinigen eine Quellensteuer, obwohl man diese gar nicht bezahlt hat. Durch die Anrechnung auf die dt. AbgSt. senken sie damit die Steuerlast.
Rating
Das Rating einer Anleihe (oder eines Emittenten) gibt eine Einschätzung über die Ausfallwahrscheinlichkeit an. International bekannte Rating-Agenturen sind z.B.: Moody’s, Standard & Poors oder Fitch. Das Rating wird mit (je nach Agentur leicht abweichenden) Symbolen bezeichnet, folgt aber in der Regel einem Buchstaben-Code: AAA steht dabei für höchste Bonität, es folgen Abstufungen von AA und A, dasselbe mit „B“ und „C“, bis hin zu „D“, was dann aber bereits den Zahlungsausfall signalisiert.
Rendite
Generell bezeichnet man mit der Rendite den Ertrag eines Investments bezogen auf das tatsächlich investierte Kapital. Bei Anleihen macht man gerne noch eine Unterscheidung zwischen der direkten (oder laufenden) Rendite (engl.: CY, current yield), die sich aus den im Laufe eines Jahres gutgeschriebenen Zinserträgen ergibt und einer Gesamt-Rendite (engl.: YtM, yield till maturitiy), bei der ein beim Kauf evtl. bezahltes Auf- oder Abgeld auf die Restlaufzeit des Investments umgerechnet wird.
Reverse Convertible Bond
Englische Bezeichnung für Aktienanleihe
REX (Deutscher Rentenindex)
Was der DAX für den deutschen Aktienmarkt ist, ist der REX für die Anleihen des Bundes. Der REX ist ein Durchschnittspreis aus 30 Bundes-Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Kupons.
Spread
Englisch für Differenz oder Spannbreite. Je nach Zusammenhang ist hier der Unterschied zwischen Geld- und Brief-Kurs einer Anleihe gemeint, oder aber auch eine Renditedifferenz gegenüber einem Referenz-Zinssatz.
Stückelung
Die Stückelung gibt an, in welchem kleinsten Einheiten eine Anleihe ge- und verkauft werden kann. Üblich sind für den Kleinanleger Stückelungen von z.B. 1.000 Euro. Leider gibt es manche von der anderen Konditionen interessante Anleihen nur mit einer großen Stückelung (z.B. 50.000 Euro).
=> Krankenversicherung als Rentner
Unterschiede, Bedingungen, Rechtzeitig planen
Stückzins
Unter Stückzins versteht man den Zinsbetrag, den der Käufer einer Anleihe beim Kauf zusätzlich zum Kaufpreis zahlen muss. Die Stückzinsen erhält der Verkäufer und stellen seinen aufgelaufenen Anteil am Zinsertrag vom letzten Zinstermin bis zum Kauftag/Verkaufstag dar.
Was man mit dem Stückzins so alles anstellen kann, da habe ich ja schon mehrfach von erzählt (z.B.: „Der Stückzinstrick“ oder „Top oder Flop: Stückzinstrick„).
Tier Anleihen
Nachranganleihen, die von Banken zur Stärkung des Eigenkapitals ausgegeben werden. Man unterscheidet:
* Tier 1 (Kernkapital). Oft mit unendlicher Laufzeit, Kuponzahlung meist an Bedingungen gebunden, kein Anspruch auf Nachzahlungen, Verlustbeteiligung möglich.
* Upper Tier 2 (Ergänzungskapital 1. Klasse). Laufzeit nicht unbedingt unendlich, Kuponzahlung kann ausfallen, Nachzahlungsanspruch möglich. Verlustbeteiligung ebenfalls möglich.
* Lower Tier 2: (Ergänzungskapital 2. Klasse). Feste Laufzeit, unbedingter Kuponanspruch, keine Verlustbeteiligung.
Tilgung
Rückzahlung einer Anleihe. In den meisten Fällen am Ende der Laufzeit. Aber es gibt auch andere Formen und die Möglichkeit des Emittenten, evtl. Sonderkündigungsrechte wahrzunehmen.
Variabler Zinssatz
Der Zinssatz wird in Abhängigkeit von einem Referenzzinssatz (z.B. Euribor) nach vorher festgelegten Zeitabschnitten neu festgelegt. Auch möglich: Stufenzins, d.h. Änderung des Zinssatzes nur aufgrund des Zeitablaufes.
Währungsanleihe
Anleihen, die nicht in Euro gehandelt werden.
Zinstermin
Datum bzw. Zeitraum für die Zinszahlungen. Am häufigsten ist die jährliche Zinszahlung, aber es gibt auch Halb- oder vierteljährliche Zinstermine.
=> Mit Zwischenschritt zum Privatier(1/3)
Mit: Gründe, Möglichkeiten, Teilzeitarbeit
Zum Abschluss 😉
… noch ein Hinweis, wie und wo man denn interessante Anleihen finden kann:
Es gibt im Internet eine ganze Reihe von Suchmaschinen, die man mit Kriterien füttern kann und die dann geeignete Anleihen herausfiltern. Ich habe bisher noch keine gefunden, die mir so richtig gefällt. Irgendwie haben alle ihre Eigenarten, Schwächen, aber auch Vorzüge. Meistens benutze ich daher immer mehrere Informationsquellen. Das hat auch den Vorteil, dass man evtl. Fehler (die bei den Suchmaschinen immer wieder vorkommen!) auch ein wenig reduzieren kann. Hier meine Favoriten:
Finanzen.net (umfangreichste Filtermöglichkeiten)
Börse Stuttgart (enthält in Kurzform die speziellen Eigenschaften der Anleihe)
Comdirect (hier fehlen leider die Filter für Stückelung und Kurs)
Bondboard (hier kann man auch nach dem Kurs filtern, dafür fehlt das Rating! )
Beim Ausfüllen der Kriterien empfiehlt es sich unbedingt, mal ein wenig herumzuspielen, denn nur so findet man die Besonderheiten heraus. Allen gemeinsam ist es z.B. dass für Anleihen mit unendlicher Laufzeit (Nachranganleihen) keine Rendite berechnet werden kann. Filtert man aber nach einer Rendite z.B. größer als 4%, so fallen diese daher weg. Einen ähnlichen Effekt ergibt sich bei einem Filter nach Rating. Viele Anleihen sind von den Ratingagenturen gar nicht bewertet und fallen daher bei dieser Art des Filterns weg (auch wenn sie vielleicht gar nicht so schlecht wären).
Leicht übersehen wird oft, dass es sich bei zunächst lukrativ erscheinenden Anleihen um solche in fremder Währung handelt oder dass sie eine Mindeststückelung von 50K oder 100k haben.
Das soll es dann erst einmal gewesen sein zur Einführung in die Welt der Anleihen. Welche Gedanken ich mir bei der Auswahl meiner Anleihen gemacht habe, werde ich dann im nächsten Beitrag erzählen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Kommentare
Ach was? – Anleihen, Grundlagen – Teil 3 — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>