Finanzplan – Aktualisierung Apr. 2022
Ich habe bereits in einem der ersten Kapitel dieser Seite dazu geraten, zur Einschätzung der persönlichen, zukünftigen Finanzentwicklung einen Finanzplan zu erstellen. Und seinerzeit auch auch einige Vorschläge dazu anhand eines fikiven Beispiels gemacht (Eingabe der Eckdaten, Entwicklung in den Folgejahren und Grafische Darstellung).
Ein solcher Finanzplan ist von elementarer Bedeutung, wenn man vor der Entscheidung steht, auf die regelmässigen Einkünfte aus einer Berufstätigkeit zu verzichten und in Zukunft als Privatier den Lebenunterhalt nur noch aus den eigenen Mitteln zu finanzieren.
Aber auch wenn man den Schritt zum Privatier bereits getan hat, sollte man einen solchen Plan immer weiter führen und den Plan dabei immer an veränderte Bedingungen anpassen. Sei es, weil sich persönliche Verhältnisse geändert haben (z.B. Beginn Rentenzahlung oder Wegfall der Unterstützung von studierenden Kindern, etc.) oder weil sich externe Randbedingungen geändert haben.
Man muss dabei nicht jede kleine Änderung augenblicklich in seinem Finanzplan abbilden (wie z.B. die Erhöhung der Zuschläge in der Pflegekasse für Kinderlose von 0,25% auf 0,35% in 2022).
Aber aktuell sehe ich doch einen wichtigen Anlass, sich die vorhandenen Finanzpläne noch einmal genauer anzusehen und ggfs. zu überarbeiten. Es geht um die Inflation.
=> ALG-Anspruch hat 4 Jahre Bestand
Mit: Was hat Bestand? Was passiert nach 4 Jahren?
Inflation
Ich muss wohl nicht erst darauf hinweisen, dass sich die Inflation in den letzten Monaten sehr deutlich erhöht hat. Das ist beinahe täglich in den Medien nachzulesen oder natürlich auch am eigenen Geldbeutel zu spüren. Spätestens dann, wenn man zur Tankstelle fährt oder eine Heizöl- oder Gas-Rechnung zu bezahlen hat. Der letzte Wert für die Inflation lag im März 2022 immerhin bei 7,3% (gegenüber Vorjahresmonat).
Über viele Jahre hinweg hatten wir uns an Inflationsraten von 1,5%-2,0% gewöhnt. Zeitweise gab es auch Phasen mit negativen Inflationsraten. Die Steigerung hat bereits in der zweiten Jahreshälfte von 2021 begonnen mit Raten von 3,8%-5,3%. Dies konnte man da noch mit einem Basiseffekt erklären, der durch die zeitweise reduzierte Mehrwertsteuer im gleichen Zeitraum des Vorjahres für niedrigere Preise gesorgt hatte.
Für die aktuell weiter gestiegene Inflation gibt es sicher mehrere Begründungen. In erster Linie dürfte dabei der Krieg in der Ukraine bzw. die in diesem Zusammenhang verhängten Sanktionen zu nennen sein. Aber natürlich sind auch die weiter anhaltenden Folgen der Covid-19 Pandemie und gestörte Lieferketten nicht zu vergessen.
Wie sich diese Entwicklung nun zukünftig fortsetzt, ist natürlich unklar. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir hier keinen vorübergehenden Effekt sehen, sondern dass wir für die nächste Zukunft mit einer (relativ) hohen Inflation leben werden müssen. Und darum gehört eine solche Änderung in den Finanzplan!
Auswirkungen in meinem eigenen Finanzplan
Um den Effekt der erhöhten Inflation einmal zu demonstrieren, habe ich meinen eigenen Finanzplan als Beispiel genommen und möchte hier die Auswirkungen einmal vorstellen. Aber (wie bereits in den Vorjahren) ohne konkrete Zahlen, sondern ich werde mich auf die grafische Darstellung beschränken. Denn es geht hier nur darum, Tendenzen, Entwicklungen und Verläufe zu erkennen und zu beurteilen.
=> Mehr ALG durch Steuerklassenwechsel
Mit: Irrglaube Steuerklasse, Vorteil ALG, Termine
Die folgende Grafik enthält nun zwei Varianten: Die obere, grüne Kurve zeigt meinen bisherigen „Normal“-Verlauf mit einer angenommenen Inflationsrate von 2,5%. Das war in der Vergangenheit immer eine eher vorsichtige Annahme, weil die Werte in der Realität lange Jahre darunter lagen.
Für die untere, blaue Kurve habe ich sämtliche Daten unverändert gelassen und nur für die Inflationsrate einen Wert von 6,0% eingetragen. Das entspricht nicht dem letzten offiziellen Wert, sondern stellt eher meine aktuelle langfristige Prognose dar. Die ich u.U. in den kommenden Monaten weiter korrigieren muss. Das wird man abwarten müssen.
Mit diesen Randinformationen sieht meine aktuelle Finanzgrafik wie folgt aus:
Wie man sieht, sind die Auswirkungen schon recht dramatisch. Aber immerhin reichen bei mir die finanziellen Mittel mit dieser Prognose noch bis zu einem Alter von ca. 95 Jahren. Das dürfte wohl ausreichen. Für manch einen anderen Plan dürfte das Ergebnis wahrscheinlich beunruhigender aussehen.
Nicht der Realität entsprechend
Auch wenn das obige Bild zur Beunruhigung beitragen kann, so sollte man aber auch bedenken, dass die Veränderung von nur einer einzigen Größe (nämlich der Inflationsrate) nicht die Realität wiedergibt.
In der Realität ist z.B. davon auszugehen, dass mit steigender Inflation nicht nur die Kosten steigen, sondern auch (zumindest teilweise) auch verschiedene Einkünfte: Mit einer gewissen Verzögerung werden Löhne und Gehälter steigen, damit dann später auch die Renten. So beträgt die Rentenerhöhung für 2022 ca. 6%. Diese und alle folgenden Erhöhungen sind in meinen Plänen mit jeweils nur 1,5% angesetzt. Weiterhin ist damit zu rechnen, dass auch die Zinsen auf festverzinsliche Wertpapiere steigen (zu Beginn jedoch auch die Kurse sinken werden). Sachwerte, zu denen ich auch Aktien zähle, werden ebenfalls eine Preissteigerung erfahren. Zumindest dann, wenn es sich um Unternehmen mit einer gewissen Substanz handelt. Junge, aufstrebende Unternehmen, die stark vom Fremdkapital abhängen, werden eher unter steigenden Zinsen leiden.
Dies sind nur einige wenige Effekte, die für einen gewissen Ausgleich sorgen werden. Alles zusammen jedoch nur sehr schwer zu prognostizieren. Aber auch wenn es schwer fällt, hier eine halbwegs vernünftige Prognose abzugeben, so halte ich es dennoch für mehr als ratsam, einen existierenden Finanzplan an die aktuellen Entwicklungen und ggfs. geänderte Einschätzungen anzupassen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Beim Thema der künftigen Inflationsraten könnten wir wahrscheinlich zehn sog. Experten befragen und würden 15 Antworten bekommen. Es hat nun mal keiner die Glaskugel bzw. keiner kann sie wirklich richtig bedienen. Aber Fakt ist, dass wir uns auf höhere Werte einstellen müssen.
Als einer von wenigen Steuerberatern in Deutschland erstellen wir auf Wunsch für unsere Mandanten auch private Finanzplanungen. Das eine private Finanzplanung für den Abfindungsempfänger absolut sinnvoll ist, hat Herr Ranning schon zur Genüge beschrieben. Das kann ich nur unterschreiben.
In unseren Finanzplanungen haben wir bisher meist mit 2% Inflation gerechnet. Auf Wunsch auch gerne mal 2,5%. Wir besprechen den Ansatz immer mit unseren Mandanten im Vorhinein. Wichtig ist auch die Kenntnis wie die Inflationsrate ermittelt wird. Das will ich hier nicht alles aufführen. Eine sehr schöne Erklärung als auch die Möglichkeit seine persönliche Inflationsrate zu berechnen, findet sich hier: https://service.destatis.de/inflationsrechner/
So ist z.B. die persönliche Inflationsrate bei jemanden der in einer abbezahlten Immobilie wohnt eine andere als derjenige der eine monatliche Nettokaltmiete zu tragen hat.
Das sich die Preise jetzt jährlich um 6% erhöhen werden, halte ich persönlich für nicht so wahrscheinlich. Sieht man sich die Inflationsraten seit 1950 an (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4917/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-seit-1948/), dann findet man ganze fünf Jahre mit Inflationsraten von 6% und mehr. Und bei einer privaten Finanzplanung schaut man ja nicht nur ein Jahr in die Zukunft, sondern meist 30-40 Jahre.
In unseren kommenden Finanzplanungen wird wohl eher die Diskussion lauten ob 2,5% oder 3% Inflationsrate angesetzt werden. Aber das Schöne an einer finalisierten privaten Finanzplanung ist ja, dass sich die Auswirkungen einer höheren angenommenen Inflationsrate sehr schnell darstellen lassen.
Zwei Anmerkungen dazu:
* Ich weiß von Hrn. Schmetz, dass er in seiner Kanzlei für die Erstellung von Finanzplänen eine professionelle Software einsetzt. Ein gleichwertiges Ergebnis wäre mit „selbstgestrickten“ Excel-Sheets sicher nur mit viel Aufwand zu erzielen. Von daher auch eine Alternative für alle, die sich selber nicht an eine Tabellenkalkulation heranwagen.
* Ich habe vor einiger Zeit einige allgemeine Erläuterungen zur Inflation veröffentlicht. Nachzulesen hier: https://der-privatier.com/inflation-gemessen-nicht-gefuehlt-teil-1/
Gruß, Der Privatier
Ich denke, man sollte in seinem Finanzplan immer die „Netto-Inflation“ berücksichtigen. Denn im Beitrag wurde richtigerweise gesagt, dass mit steigender Inflation auch die Renten, Löhne und andere Einnahmen steigen werden. Ich habe in meinen Planungen daher nur die Differenz mit 2% gerechnet. Und mit 7% Inflation und 5% Rentenerhöhung bleibt dieser Wert auch 2022 ganz konstant.
„Ich habe in meinen Planungen daher nur die Differenz mit 2% gerechnet.“
Ist vielleicht auch eine Möglichkeit…
Ich habe da allerdings die Befürchtungen, dass damit die Realität nicht wirklich gut abgebildet wird. Denn Preissteigerungen wirken sich immer in voller Höhe aus, während es z.B. bei Renten und Löhnen immer noch Abzüge in Form von Steuern und Sozialabgaben gibt. Das kann aber individuell recht unterschiedlich sein.
Bei mir kommt hinzu, dass ich einen Teil meiner Einkünfte ja auch aus Kapitalerträgen bestreite und hier ist der Zusammenhang zwischen Inflation und Erträgen sicher noch etwas komplexer.
Ich bevorzuge es daher, alle Effekte einzeln zu prognostizieren. Also: Preissteigerungen, Einkünfte durch Renten und Kapitalerträge, Abzüge in Form von Steuern und Krankenversicherungen. Damit kann ich auch jeden Parameter einzeln verändern, wenn ich das Gefühl habe, es wäre erforderlich.
Gruß, Der Privatier