Tücken der Prozentrechnung (Fortsetzung 2)
So langsam entwickele ich mich hier zum „Feind der Prozentrechnung“. 😉
Nein – natürlich nicht. Ich will nur auf ein paar Probleme hinweisen. Und nachdem ich zuerst von meinem eigenen Fehler bei der Berechnung meiner Gehaltseinbußen durch Arbeitszeitreduzierung berichtet und dann im letzten Beitrag etwas zu Kurs-Verlusten und -Gewinnen erzählt habe, möchte ich heute einmal gar nicht so sehr auf den eigentlichen Rechenvorgang der Prozentrechnung eingehen, sondern mehr auf die Auswirkung der Prozente in unserem Kopf.
Nehmen wir wieder einmal das Beispiel eines Kursgewinnes (bei einer Aktie zum Beispiel). Da ist es zunächst einmal natürlich sehr sinnvoll, den Gewinn in Prozenten auszudrücken. Denn wenn ich erzähle, dass ich mit Aktie A einen Gewinn von 100 Euro erzielt habe, mit Aktie B aber 200 Euro Gewinn gemacht habe, so sagt das überhaupt nichts über die Rentabilität meiner beiden Investments aus. Denn ich könnte ja bei Aktie A eine Summe von 1000 Euro investiert gehabt haben, bei Aktie B aber 10.000 Euro.
In diesem Beispiel würde mir der prozentuale Gewinn von 10% (bei Aktie A) und 2% (bei Aktie B) schon ein ganz anderes Bild vermitteln. Noch einmal verdrehen könnte ich das Bild nun, wenn ich noch den Zeitfaktor mit dazu nehme. Denn vielleicht habe ich ja für die 10% von Aktie A drei Jahre gebraucht, die 2% bei Aktie B aber bereits in einem Monat erzielt. Die Rendite p.a. ist hier die Antwort.
Aber was nützen mir diese ganzen Rechenspielchen denn am Ende?
Niemand kann sich mit 5% p.a. beim Bäcker ein Brot kaufen. Oder ein Kilo Kartoffeln beim Bauer. Dazu braucht es schon harte Euros.
Ich will ja gerne zugeben, dass ich selber auch gerne meine „Erfolge“ in Form von Prozenten ausrechne. Besonders dann, wenn es außergewöhnliche Erfolge sind. So habe ich z.B. in meinem Beitrag über „Optionsscheine und Optionen“ von so einem außergewöhnlichen Erfolg mit einem Gewinn von über 1000 Prozent berichtet. Das hört sich schon toll an, oder? 1000 Prozent !
Aber, ich habe in dem Beitrag auch erwähnt, dass es nur noch ein kleiner Teil meines ursprünglichen Investments war, das ich mit diesen 1000% Gewinn verkauft habe. Und es waren immer noch mehr als 20.000 DM Gewinn damals. Für den Restbetrag. Keine Frage – Super.
Aber wie weit kommt man schon mit 20.000 DM ? Vier Monate ? Fünf? Vielleicht. Ungefähr. Der eine mehr, der andere weniger. Ist auch egal. Jedenfalls wird man weder reich damit, noch sonst irgendwas. Ist einfach nur ganz nett.
Was also nützt es, 1000% Gewinn gemacht zu haben? Mir wären statt der 1000% schon einfach nur 20% auf das Gesamt-Depot von damals vielleicht 250.000 DM sehr viel lieber gewesen. Dann hätte ich nämlich 50.000 DM gehabt. Davon hätte ich mehr als doppelt so viele Brötchen und Kartoffeln kaufen können.
Es kommt also weniger auf die Prozente an, als auf das, was am Ende dabei herauskommt.
=> Krankenversicherung als Rentner
Unterschiede, Bedingungen, Rechtzeitig planen
Was ich sagen will: Man kann viel hin- und her rechnen, Renditen p.a. und sonst was ausrechnen. Hat alles seine Berechtigung. Um Vergleiche anstellen zu können. Prima.
Aber eines sollte man nicht aus den Augen verlieren: Am Ende wird immer in Euro bezahlt !
Der Sinn und Unsinn solcher Rechnungen zeigt sich übrigens oft dann, wenn man mal Extremwerte betrachtet: Wenn ich z.B. bei einem simplen Geschäft (z.B. Münzwurf) einen Euro einsetze und das Glück habe, einen Euro zu gewinnen, so habe ich 100% Gewinn gemacht. Und das an einem Tag! Ich will es ja nicht auf Spitze treiben, sonst würde ich sagen, in einer Minute. Denn es reicht auch so: 100% an einem Tag sind aufs Jahr hochgerechnet 36.500% p.a.
Und dennoch – es bleibt nur ein Euro !
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Kommentare
Tücken der Prozentrechnung (Fortsetzung 2) — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>