Mit Zwischenschritt zum Privatier – Teil 1
In meiner „Neujahrs-Ansprache“ 😉 habe ich ja schon angekündigt, dass ich vielleicht auch einmal über Themen schreiben werde, die nicht ausschließlich etwas mit Finanzen zu tun haben.
Nun – heute ist es soweit.
Anlass für diesen Beitrag war zuletzt ein Kommentar von Leser „Kurti“, der genau danach gefragt hat: Nach einem Beitrag über den „Zwischenschritt zum Privatier“. Dabei war er aber nicht der Erste und auch nicht der Einzige, der schon einmal etwas eher nachdenkliche Elemente mit in die Diskussion gebracht hat.
Es soll also darum gehen, den Schritt zum Privatier nicht von heute auf morgen (Kündigung oder Aufhebungsvertrag. Ende! Aus!) zu machen, sondern ihn mit einem oder mehreren Zwischenschritten zu vollziehen. Dazu möchte ich vor allen Dingen zwei Fragen erörtern:
- Die Gründe, die für einen (oder mehrere) Zwischenschritte zum Privatier sprechen und
- Die Möglichkeiten, die sich je nach persönlicher Lage ergeben.
Beginnen möchte ich heute in diesem ersten Teil einmal mit den Gründen:
=> Serie: Hinweise zur Fünftelregel
Mit: Grundlagen, Berechnungen, Beispiele
Gründe für einen (oder mehrere) Zwischenschritte
Der Schritt zum Privatier ist mit Ängsten und Sorgen verbunden (weiß ich aus eigener Erfahrung). Man fragt sich ständig, ob man das auch richtig überlegt hat. Viele werden den Schritt erst im fortgeschrittenen Alter wagen können und für die Meisten wird damit auch klar sein: Den Schritt zurück wird es nicht geben.
Ängste und Sorgen sind daher völlig normal und auch wünschenswert. Schließlich warnen sie uns vor Gefahren und unüberlegten Handlungen. Aber man sollte diese Ängste dann auch ergründen. Ihnen auf den Grund gehen. Was genau macht denn Angst? Was bereitet einem Sorgen? Was kann passieren, wenn man Privatier wird?
Nun, jeder hat für sich wohl andere Sorgen. Aber es gibt sicher ein paar, die man immer wieder finden dürfte. Und die werde ich hier einmal versuchen, aufzuzählen:
1. Grund: Finanzielle Sorgen
Diese Sorge dürfte wohl an erster Stelle stehen. Denn wenn das Gehalt von heute auf morgen wegfällt, muss man eben andere Einkünfte haben. Aber die sind in der Regel weniger gut planbar. Auch die Ausgaben-Seite birgt natürlich immer Risiken. Schließlich weiß man nie, was so auf einen zukommt. Ein Finanzplan ist daher unbedingte Voraussetzung. Ohne den geht es gar nicht! Aber auch wenn man ihn noch so sorgfältig gemacht hat, es werden immer Zweifel bleiben.
Und genau das wäre eben ein Grund zu sagen: „Ich fühle mich mit der Situation noch nicht wirklich wohl. Ich bin mit nicht sicher, ob das wirklich funktioniert. Ich würde das lieber erst mal stückchenweise probieren. Vielleicht Teilzeit arbeiten.“
Zu den Möglichkeiten, diesen Wunsch umzusetzen, komme ich dann im zweiten Teil des Beitrages noch einmal. Bleiben wir erst einmal bei den Gründen.
2. Grund: Langeweile
Eine Frage, die ich oft gehört habe, als ich verkündet habe, meinen Job aufzugeben: „Und was machst Du dann den ganzen Tag?“ Es gibt viele Menschen, die sich ein Leben ohne ihren Job nicht vorstellen können. Die Angst vor der Leere haben. Keine „sinnvolle Beschäftigung“ mehr zu haben.
Dies ist eine ernstzunehmende Sorge, die man sich im Vorfeld auch sehr gut überlegen sollte. Oftmals sind es gerade Männer, die ihr ganzes Leben (Anerkennung, Kontakte, Einfluss, Status) über ihren Job definiert haben. Fällt der weg, ist da plötzlich gar nichts mehr und diese Menschen fallen buchstäblich in ein Vakuum. Frauen tun sich da oft viel leichter. Wahrscheinlich weil sie eher in der Lage sind, sich im Sinne von Multi-Tasking parallel zu ihrem Job um viele andere Dinge wie Kunst und Kultur, soziale Kontakte, gesunde Ernährung, Erziehungsfragen u.a. zu kümmern.
Auch diese Sorge also ein gewichtiger Grund, es vielleicht erst einmal auszuprobieren, wie man denn mit mehr Freizeit zurecht kommt. Sich langsam heranzutasten.
3. Grund: Neue Lebenssituation
Was ich hier meine, hängt schon direkt mit dem vorigen Punkt zusammen. Aber hier geht es mir mehr um die Frage, ob und wie man denn in der neu gewonnen Zeit mit seinem Lebenspartner zurecht kommt. Ist es für Menschen, die alleine leben, einfacher? Oder schwieriger? Ich weiß es nicht…
Fakt ist jedenfalls, dass man sich auf eine neue Lebenssituation einstellen muss. Da wird es womöglich Reibungspunkte und Anpassungsprobleme geben. Es gilt sich neu zu sortieren!
Auch aus dieser Sicht ist ein gleitender Übergang vielleicht eine gute Gelegenheit, dies schrittweise zu üben und sich langsam an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.
=> Steuern sparen bei der Abfindung
Einkünfte verschieben, Einkommen reduzieren
4. Grund: Spaß bei der Arbeit
Ich will aber hier auch nicht den Eindruck erwecken, als sei der Schritt zum Privatier nur mit Ängsten und Sorgen besetzt. So soll es ja z.B. auch Menschen geben, die einfach Spaß an ihrer Arbeit haben und diese gar nicht aufgeben wollen.
Allerdings hört man hier auch oft einen Satz wie diesen: „Im Grund macht mir meine Arbeit ja sogar Spaß, wenn nur die Rand-Bedingungen andere wären.“ Und dabei wird dann meistens weniger an die Bezahlung gedacht, sondern an andere Begleitumstände wie, z.B. übermäßiger Verwaltungsaufwand, immer mehr Verdichtung der Arbeit, zu viel oder zu wenig Verantwortung, Zeitdruck, Arbeitszeiten, Probleme mit Vorgesetzten und/oder Kollegen. Die Liste ließe sich wohl beliebig fortsetzen.
Auch hier entsteht trotz „Spaß an der Arbeit“ manchmal der Wunsch nach einem „Weniger“. Wobei man aber die Arbeit auch nicht wirklich vollständig aufgeben möchte.
Andere Gründe:
Natürlich gibt es sicher noch viele andere Gründe. Ich habe hier die Gründe aufgeführt, die mich selber bewegt haben, oder die ich von Kollegen oder auch von Lesern meines Buches oder des Blogs erfahren habe. Wer hier einen weiteren wichtigen Grund vermisst, kann dies gerne über einen Kommentar ergänzen.
Gründe, den Schritt zum Privatier nicht so ganz schlagartig auszuführen, gibt es also genug. Und ich würde wirklich jedem auch ganz ernsthaft raten, sich einen solchen Schritt gut zu überlegen! Ich habe schon im ganz engen Bekanntenkreis zumindest einen Freund, dem dieser Zustand gar nicht gut bekommt. Finanziell (Pkt.1) geht es ihm deutlich besser als mir , aber bei Pkt.2 und Pkt.3 hat er ganz arge Probleme. Und das ist keine Seltenheit! Allerdings kenne ich auch das Gegenbeispiel: Ein anderer Freund, der schon länger Privatier ist, hat – wenn überhaupt – irgendwann mit Pkt.1 ein Problem. Pkt. 2-4 bereiten ihm gar keine Sorgen. So ist eben jeder unterschiedlich.
Und wer schon von vorneherein Bedenken hat, dass der ein oder andere Punkt auch auf ihn zutrifft – nun: der lässt es ganz eben bleiben – oder versucht es schrittweise. Denn über eines sollte sich auch jeder klar sein: Der Punkt, an dem die Arbeit zu Ende ist, kommt ohnehin. Früher oder später. Ausnahmen bestätigen die Regel. Papst kann man auch noch mit 89 Jahren sein (oder sogar werden…).
Aber die meisten Arbeitnehmer (und auch Selbständige) streben doch früher oder später einen Ruhestand an. Und dann wäre es gut, wenn man darauf vorbereitet wäre! Und zwar völlig unabhängig davon, ob man nun vorher Privatier ist oder war oder ob man ganz regulär bis zum offiziellen Renteneintritt arbeitet. Aber das wäre nun schon wieder ein anderes Thema.
Im zweiten Teil dieses Beitrages soll es dann darum gehen, welche Möglichkeiten es denn gibt, sich mit einem (oder mehreren) Zwischenschritten auf den Weg zum Privatier zu machen.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Ein sehr nützlicher Beitrag. Danke dafür! Bei mir wird der Schritt zum Ruheständler oder Teilzeitruheständler – je nach Ausgestaltung – noch irgendwo zwischen 11 und 16 Jahren dauern. Daher sind die Vorstellungen über die Folgen derzeit auch noch sehr grob, wenngleich die Richtung glasklar ist. Ich habe bereits vor Jahren vor allem finanziell die Weichen gestellt, damit mir dies auch möglich sein wird. Jetzt aber hinzugehen, und dem (Teilzeit-)Ruhestand täglich entgegenzufiebern, wäre sehr, sehr schlecht. Schließlich würde das „hier und jetzt“ vergiftet und ich würde womöglich in eine Identitätskrise mit meinem Beruf gestürzt. Ganz langsam, stetig und mit viel Geduld wachsen die finanziellen Mittel. Und genauso langsam und stetig wird das Bild über meinen Ruhestand immer klarer. Ich halte die im Beitrag angesprochenen Punkte für die wichtigsten Eckpunkte, über die man sich Gedanken machen sollte, wenn man einen wie auch immer gearteten Vorruhestand plant. Ich versuche, bereits heute eine Meinung zu diesen Punkten heranwachsen zu lassen. So gibt das keinen Stress und ich hoffe, dass es das Risiko, in ein Vakuum zu fallen, deutlich senkt.
Ich würde mich sehr über weitere derartige Beiträge zu den „weichen Faktoren“ freuen!
Gruß
JustDoIt
Danke JustDoIt für diese ergänzenden Gedanken, die ich auf jeden Fall bestätigen und auch die Wichtigkeit unterstreichen möchte!
Ich habe im Bekanntenkreis gleich zwei Beispiele, wo ich leider erleben muss, dass sie sich das „hier und jetzt“ vergiften. Der eine, weil er sich mit allen Mitteln gegen eher harmlose Dinge (z.B. Fortbildung) des AGs wehrt (inkl. verlorener Gerichtsprozesse). Der andere, weil er von Arzt zu Arzt läuft mit immer neuen Krankheiten und Untersuchungen, weil er die „Hoffnung“ hat, einen GdB zu erhalten, um damit früher in Rente gehen zu können.
Für mich ganz eindeutig falsche Wege! Falsch eingesetzte Energie, mit der man sich nur selber schadet.
Viel wichtiger wäre es, die Energie auf positive Dinge zu lenken und sich schon einmal gedanklich mit dem „Danach“ zu befassen.
Gruß, Der Privatier
Ja, ich war z. B. schon oft darüber erstaunt, dass gerade die größten Einfaltspinsel oft die größte Kreativität und das größte Durchhaltevermögen an den Tag legen, wenn es darum geht, beim Arzt die Kur „durchzukriegen“, die Frührente „durchzukriegen“, Überstunden zu „ersitzen“, sich um Querschnittsaufgaben zu drücken und was weiß ich noch alles. Sind nicht ausschließlich Drückeberger. Aber viele. Und die haben dann Energie ohne Ende, sind aber nicht in der Lage, 100 EUR monatlich auf ein Sparbuch zu bringen, weil ja alles so knapp sei.
Interessanter Beitrag, danke 🙂
Auch ich plane ein Austesten der arbeitsfreien Zeit, indem ich ein oder mehrere Sabbatical-Zeiten einlegen werde. Damit reduziere ich meine Arbeitszeit und kann austesten, wie sich meine geplanten Aktivitäten als Privatier anfühlen (Enkelbetreuung, Ehrenamt und Nachgehen diverser Hobbys).
Daneben kann ich auch unsere Ausgaben unter Echtbedingungen erfassen.
Auch interessant zu sehen wie mein Partner mit „Pappa ante Portas“ zurecht kommen wird 🙂
Ich schließe mich JustDoIt an, finde die weichen Faktoren spannend.
Liebe und läuferische Grüße aus der Quadratestadt
Das wären natürlich schon (beinahe) unglaubliche Voraussetzungen, wenn man einen AG hat, der einem „ein oder mehrere Sabbatical-Zeiten“ zugesteht. Und ich denke, wir reden ja hier nicht nur von ein paar Tagen, sondern von längeren Phasen.
Wenn es so ist: Ideal! Eine ganz hervorragende Gelegenheit, einmal einen echten Test für alle Fragen, die sich so ergeben, durchzuführen.
Im Grunde habe ich das (im gaaanz kleinen Rahmen) genau so erlebt, weil ich ein/zwei Jahre vor meinem Ausstieg Kurzarbeit machen musste/durfte: Jede Woche mind. einen, manchmal zwei Tage frei. Viele haben über den Gehaltsverlust geklagt – ich fand es einfach nur herrlich. Eine weitere Bestätigung für meinen damals noch geplanten Schritt.
Gruß, Der Privatier
Ich bin 59, jetzt in Altersteilzeit.
Aber seit vielen Jahren zuvor nutze ich meinen Resturlaub einfach mittwochs.
Natürlich habe ich keine 52 Urlaubstage, sondern 30. Deshalb geht das auch nur etwa ein halbes Jahr lang: Weihnachten – Neujahr macht ja auch ein paar Tage. Und in Wochen mit weniger als 5 Arbeitstagen nehme ich auch keinen Urlaub. Betriebsschließungen (Donnerstag Feiertag..) regele ich vom Zeitkonto aus.
Aber eine 4-Tage-Woche mit freiem Mittwoch hat schon was, für ältere Herren. Arbeitsmäßig verpasse ich kaum was bis nichts.. aber solche 28h-Wochen (IG Metall-Vertrag: 35) helfen bei der Work/Life-Balance ;^)
Ich kann das nur bestätigen: Ein freier Tag in der Woche ist schon ein kleines Geschenk!
Wie man das organisiert, ob über Urlaub oder Gleitzeit muss man ausprobieren. Aber gerade bei einem 35h-Vertrag kann man sich leicht jeden Tag ein kleines Überstunden-Kontingent sammeln, was man dann an einem Tag ausgleicht. Und wenn es nur alle 2 Wochen ist.
Gruß, Der Privatier
Hallo zusammen,
intressante und wichtige Diskussion. Ich bin gespannt was noch für Beiräge kommen.
Ich „mußte“ mit 57 aussteigen. Doch bevor ich den AHV unterschrieben habe, wurde gerechnet, gerechnet, gerechnet. Ich empfehle jedem seinen eigenen Finanzplan zu entwerfen, denn nur wenn man „seinen“ Plan versteht, beruhigt er auch.
Der Pkt. 1 relativiert sich dann Zug um Zug -sorry- Kalkulation für Kalkulation. Dann sieht man auch welches Risiko man eingeht, wenn man mit 63 die volle Altersrente bekommen >muß< und es deshalb dann eine Schwerbehinderten-Rente sein muß. Dann jagt man dem GdB 50% nach. Das beruhigt nicht, sondern ganz im Gegenteil.
Aber es hat auch was gutes. Man ändert den Plan auf volle Rente mit 67+x und erkennnt sofort die Machbarkeit und ist evtl. auch schon fertig mit dem "privatisieren".
Beruhigt von Pkt.1 kann man dann den Pkt.2 durchspielen. Es gibt viele Dinge die man tun kann. Aus eigener Erfahrung empfehle ich ehrenamtliches soziales Engagement. So erhält man Anerkennung und Achtung statt Gehaltszettel, hat keine Langeweile und Spaß an der neuen "Arbeit". Somit wären auch die Pkt. 3 und 4 besprochen.
Das klingt jetzt sehr einfach, ist es aber nicht. Ich berichte "life" aus dieser Phase. Dazu muß man aber suchen, nachdem was einem wirklich Freude macht und auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet ist. Und dabei kann es dann auch mal nicht passen – macht nichts. Wie hören wir in der Werbung "Mach es zu Deinem Projekt". Und das ist dann echt ein großes und wichtiges Projekt.
Danke für die Schilderung Deiner Erfahrungen, Mr. Excel! Die ich im Übrigen komplett bestätigen möchte.
Wenn ich mir aber den letzten Absatz ansehe, möchte ich doch gerne ergänzen, dass es vielleicht noch besser wäre, wenn man mit der Suche nach dem, was einem Freude bereitet, nicht erst beginnt, wenn man mit der Arbeit aufhören „muss“, sondern nach Möglichkeit schon deutlich eher.
Meine eigene Sicht war (und ist) sogar eher anders herum: Die vielen Dinge, die ich gerne machen wollte, haben mich dazu gedrängt, mit der Arbeit aufzuhören.
Aber es macht natürlich auch einen Unterschied, ob man aufhören muss (das kommt auch mit Vorahnungen dann doch immer plötzlich) oder ob man jahrelang freiwillig darauf hin arbeitet.
Aber, wie ich schon im obigen Beitrag geschrieben habe: Das Ende der Arbeit kommt früher oder später für (fast) jeden. Es wäre daher ohnehin ganz nützlich, sich neben der Arbeit auch einmal um andere Dinge zu kümmern. Auch hier muss ich allerdings gleich wieder eine Einschränkung machen: Mir ist sehr wohl bewusst, dass manch einer weder Kraft noch Zeit findet, neben der Erwerbsarbeit und den Aktivitäten mit der Familie und/oder an Haus und Hof noch weitere Interessen zu entwickeln und zu pflegen.
Gruß, Der Privatier
Ja, das ist prinzipiell richtig. Je früher man sich darüber Gedanken macht,
umso besser.
In meinem Fall kam überfallmäßig die Abbauwelle. Und dann meint man,
wenn man erfolgsmäßig oben schwimmt, es trifft die anderen – mich
ja sicherlich nicht. Und plötzlich hat man einen Termin in der Personalabteilung.
Hallo Privatier,
wie gewohnt eine schöne Übersicht.
Zu 1: Ein vielleicht attrativer weiterer Effekt für den einen oder anderen mag sein, dass man bei Halbtagsarbeit wieder unter dei Sozialversiherungsgrenze fällt und in der GKV versichert wird. Das geht aber nur bis zu einer Altersgrenze von – IMHO – 55 Jahren.
Noch einer: 1 Jahr arbeiten und 1 Jahr Pause lassen mehr Steuern anfallen als 2 Jahre dei Hälfte zu arbeiten.
Ein anderer Aspekt: Wenn ich absehen kann, dass ich nicht mehr allzu lange säen muss, um ernten zu können: warum soll ich wie ein Wahnsinniger weitersäen, um dann nur noch zu ernten. Ist es nicht besser, schon jetzt beides zu verbinden. Das kommt natürlich auf die Vorlieben und möglichen Teilzeitkonditionen an. Ich würde gerne viel freie Zeit am Stück (genauer in zusammenhängenden Stücken von 2-3 Monaten) haben wollen. Eine Halbtagswoche fände ich nicht sonderlich attraktiv.
Gruß
os
Danke für die ergänzenden Aspekte hinsichtlich KV und Steuern, wobei mir ganz besonders das Bild vom Säen und Ernten gefallen hat!
Gruß, Der Privatier
Viel freie Zeit am Stück wäre natürlich cool. Lässt sich leider nicht in jedem Beruf umsetzen mit den 2-3 Monaten bzw. es wäre für den Arbeitgeber auch unzumutbar. Ich würde das deshalb nicht machen wollen, obwohl ich sogar grundsätzlich die Möglichkeit dazu hätte. Bei Teilzeitbeschäftigung läuft man natürlich unter Umständen Gefahr, dass sich das Arbeitsvolumen nicht proportional zur verringerten Arbeitszeit verringert. Das spricht wieder für einen Schnitt und fertig.
Hallo Zusammen,
zu dieser interessanten Diskussion muss ich auch noch meinen Senft abgeben-
ich denke es ist auch noch ein großer Unterschied ob man den Schritt zum Berufsausstieg selber will oder man wegsaniert wird, ebenso ob der Beruf Spaß gemacht hat oder nur Broterwerb war. Außerdem spielt auch die Selbsbestätigung eine
große Rolle, mit der werde ich keine Probleme haben, weil ich mir immer sagen
werde, super ich habe es geschafft mit 50, 55 oder wann auch immer.. nicht mehr arbeiten zu müssen. Das schafft sicher nicht jeder..
Richtige Anmerkungen, Rocky!
Der „Wegsanierte“ hat ja kaum eine andere Wahl, sich über irgendwelche schrittweisen Alternativen Gedanken zu machen. Er steht von heute auf morgen auf der Straße. Aber genau deshalb, weil dies heute JEDEM jederzeit passieren kann, ist es umso wichtiger, sich nicht erst Gedanken über meine Punkte 1-4 im Beitrag zu machen, wenn es zu spät ist. Sondern sofort, immer und permanent. Man könnte die Ergebnisse schon morgen brauchen…
Und die „Selbst“-Bestätigung ist sicher auch ein wichtiges Element, solange es Dir denn reicht, wenn sie nur von Dir selbst kommt. Viele Menschen brauchen (bewusst oder unbewusst) eine Bestätigung von außen. Und da sollte man als Privatier nicht allzu viel erwarten. Um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Gruß, Der Privatier
Aus eigener Erfahrung kann ich allen nur empfehlen auch auf kleinste Signale zu achten. Sobald ein Personalabbau andiskutiert wird oder die Verhandlungen mit dem Betriebsrat angekündigt werden, sollte jeder starten. Die Hoffnung, dass es andere trifft, weil man selber wichtig ist (auch wenn es sogar stimmt), trügt. Zum Schluss zählt die Zahl der „Wegsanierten“. So hat man dann etwas mehr Zeit für das „eigene Konzept“.
Sollte man es dann nicht brauchen : gut, man wäre gerüstet gewesen…
Oder man erkennt welche Perspektive sich bietet und will dann abgebaut werden und geht mit Angeboten in die Verhandlung mit der Personalabteilung.
Da teilweise die Anregung für diesen Beitrag von mir gekommen ist, schreibe ich mal was.
Werde ab Juli 2016 nur noch 18 Stunden pro Woche (im Schnitt) arbeiten.
Verteilt auf 2 Tage pro Woche á 8 Stunden. Alles 4 Wochen 3 Tage.
Mir sind auch die oben genannten Gründe für diesen Zwischenschritt durch den Kopf gegangen.
Darum werden die nächsten Jahre ein Test für diese „Sorgen“.
Wird nicht länger als 3,5 Jahre sein, sonst bekomme ich ja nicht das „volle“ Arbeitslosengeld.
@Kurti. Was meinst du mit „vollem“ Arbeitslosengeld?
Zur Berechnung des ALG werden doch nur die letzten 12 oder auf Wunsch 24 Monate herangezogen, wie kommst du da auf 3,5 Jahre.
Fragende Grüße
Grundsätzlich richtig. Aber keine Regel ohne Ausnahme.
(Anm.: Seite nicht mehr verfügbar)
Gibt es Ausnahmen für Teilzeitbeschäftigte?
Es gibt Ausnahmen, wenn Sie nach einem zusammenhängenden Zeitraum von sechs Beschäftigungsmonaten innerhalb der letzten 3,5 Jahre vor der Entstehung des Anspruches Ihre Arbeitszeit nicht nur vorübergehend durch Teilzeitvereinbarung um mindestens fünf Stunden vermindert haben und die verbliebene Arbeitszeit weniger als 80 Prozent der durchschnittlichen regelmäßigen Arbeitszeit eines vergleichbaren Vollzeitbeschäftigten betragen hat. Dann bleibt der Zeitraum mit der verminderten Arbeitszeit bei der Bildung des Bemessungszeitraumes außer Betracht. Es wird in der Regel auf das Arbeitsentgelt davor (mit der höheren Arbeitszeit) zurückgegriffen.
https://dejure.org/gesetze/SGB_III/150.html
Man muß aber die Arbeitsagentur aber darauf hinweisen.
UND man muß sich aber dann dem Arbeitsamt für eine Vollzeitstelle zur Verfügung stellen. Sonst gibt es ALG1 nur anteilig. Also, bei 30 von 40 Stunden nur 3/4 ALG1.
Bei 20 nur 20/40 = die Hälfte usw.
Hoffe das ist alles so korrekt und ich habe nichts übersehen und es ist noch alles so, wenn ich dann aussteige.
Angewiesen darauf wäre ich aber sowieso nicht. Aber nach über 35 Jahren „einzahlen“…
Merci, das sind gute News 🙂
Vielen Dank, Kurti! Sehr guter Hinweis.
Sollte ich vielleicht mal einen gesonderten Beitrag draus machen, damit das hier in den Kommentaren nicht untergeht. Mal sehen…
Gruß, Der Privatier
P.S.: Den gesonderten Beitrag habe ich inzwischen veröffentlicht. Hier geht es zum 3.Teil des Zwischenschrittes.
Hi Kurti,
das war mir nicht geläufig – ein toller Tipp!
Das versüßt den Zwischenschritt zum Privatier noch einmal.
Gruß
os
Dieses aus meiner Sicht sehr wichtige Kapitel habe ich in Ihrem Buch vermisst. Herzlichen Dank für diese wichtigen Punkte auf dem Weg zum Privatier. Hier kurz mein Weg als Fallbeispiel:
Ich wurde selbst unfreiwillig vor 13 Jahren zum Teilzeit-Privatier. Die Pflege für zwei mir nahestehenden Angehörige zwang mich von heute auf morgen meine Arbeitszeit und Gehalt auf 10% zu reduzieren. Dank meines Arbeitgebers konnte ich einen Zusatzvertrag dazu vereinbaren, der die Modalitäten im Detail abklärte.
Solch einen schriftlichen Vertrag halte ich für sehr wichtig, denn ich musste ihn mehrmals in den Jahren meinem Arbeitgeber wieder bewusst machen.
Da ich durch die Pflege komplett ausgelastet war, kamen Fragen nach Sinn, Spaß und Situation erst gar nicht auf. „Wat mutt dat mutt“ war die Devise.
Das Kapital war kein Problem, denn durch meine Pflegearbeit habe ich monatlich ca. 6000€ Kosten für externe Altenpflege effektiv gespart. Hätte ich statt zu Pflegen in meinem Beruf weitergearbeitet, wären alle familiären Reserven heute für die Bezahlung der Pflege aufgebraucht.
Nachdem vor 5 Jahren meine Angehörigen verstarben, habe ich meinen Teilzeitvertrag mit meinem Arbeitgeber nicht aufgestockt. Die Pflegearbeit hatte bei mir gravierende Spuren in Gesundheit und Psyche hinterlassen. So bin ich langsam in meine neue Lebenssituation als Privatiers gekommen und habe den früheren Job fast abgehakt und genieße jetzt meine Freiheit in vollen Zügen.
Da auch mein Arbeitgeber mich seit 3 Jahren anscheinend vergißt – da er mich nicht mehr zur Ableistung eines Arbeitsblocks auffordert – sitze ich das ganze jetzt einfach aus. Bei der nächsten Arbeitsaufforderung bringe ich meine Kündigung zur Vorlage gleich mit – falls er mich nicht vorher selbst kündigt. Eine eventuelle Mini-Abfindung auf 10 Jahre Teilzeit zu 10% ist mir egal.
Meine Kapitalreserven befinden sich noch auf demselben Stand wie vor 13 Jahren. Und ich habe nur noch 6 Jahre bis zur entsprechend meiner beruflichen Laufbahn mageren staatlichen Rente mit 63.
Angst machen mir nur noch der Euro und Europa!
Update:
Hier noch ein Link zu einem Urteil zum Thema „Berechnung der Abfindung bei langjährig Teilzeitbeschäftigten“.
mosebach-partner.de/aktuelles/bag-berechnung-der-sozialplanabfindung-von-teilzeitbeschaftigten/
Für aktuelle weitere Informationen zu dem Thema bin ich immer dankbar!
@Kurti und @Watt mutt dat mutt:
Ich bin doch positiv überrascht, wie flexibel manche Arbeitgeber doch scheinbar sind, was die Gestaltung der Arbeitszeiten angeht!!
Das habe ich „in meiner Zeit“ so nicht kennengelernt und ich fürchte, dass das sicher immer noch nicht den Normalfall widerspiegelt.
Trotzdem: Es macht auch Mut, sich einmal mit dem AG auseinander zu setzen und nach Alternativen zu fragen. Manchmal ist vielleicht erst ein gewisser Zwang nötig (wie bei ‚Watt mutt dat mutt‘), der beide Beteiligten dazu zwingt, nach einer Lösung zu suchen und diese dann auch zu finden.
Danke für die Schilderung dieser Erfahrungen.
Gruß, Der Privatier
Mein Tipp für Alle, denen das Leben als Privatier langweilig und sinnentleert vorkommt:
Was immer Du selbst für Dich erreichen und schaffen möchtest, mache es mit eigener Hand selbst aus vollem Herzen!
Das bringt Dir am Ende die Qualität zusammen mit der ersehnten inneren Zufriedenheit, die Du als Angestellter vermisst hast. Zudem spart es unnütze Ausgaben incl. aller Steuern und Abgaben die Dein Erspartes auffressen.
Es gibt ja den rechtlichen Anspruch auf Teilzeit.
Wenn die Vorraussetzungen erfüllt sind kann der Arbeitgeber nur schwer ablehnen.
http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a263-teilzeit-alles-was-recht-ist.pdf?__blob=publicationFile