Top oder Flop – Folge 29: Optionshandel (Teil 7)
In meinem letzten Zwischenfazit zu meinem Optionshandel hatte ich es bereits angedeutet und dann in meinem Beitrag „Wann ist es genug“ auch schon angekündigt:
Ich werde den Optionshandel beenden!
Genauer gesagt: Meine Aktivitäten habe ich bereits eingestellt, die endgültige Auflösung des Accounts steht noch bevor (s. Kommentar).
Ich hatte mir vorgenommen, solange weiter zu machen, bis mein Konto wieder ausgeglichen ist (also +/- Null) oder noch bis zum Jahresende. Den Kontoausgleich habe ich dann überraschenderweise schneller geschafft, als ursprünglich angenommen. Eine kleine Abweichung gibt es dabei zwischen meiner eigenen Buchführung, die ganz leicht im Plus liegt und dem offiziellen Kontostand bei Captrader, wo immer noch ein leichtes Minus zu Buche steht. Das sind wahrscheinlich kleine Ungenauigkeiten, die mir irgendwo unterlaufen sind und nicht der Mühe wert, dies zu kontrollieren.
=> Mehr ALG durch Steuerklassenwechsel
Mit: Irrglaube Steuerklasse, Vorteil ALG, Termine
Bevor ich auf die Gründe eingehe, warum ich den Optionshandel beendet habe und dann von meinen Erkenntnissen und Fehlern aus den letzten 5 Jahren berichte, hier noch einmal die Entwicklung meiner Gewinne/Verluste über die ganze Zeit:
Und dazu noch mal kurz zur Erinnerung: Wir sprechen hier über ein Konto mit einer (anfänglichen) Größe von „nur“ 10.000 Euro. Wie der Verlauf zeigt, hatte es zwischenzeitlich auch einmal nur noch ca. 1/3 dieser Größe (ca. 7.000€ Verlust).
Gehandelt habe ich zu Beginn unterschiedliche Strategien wie z.B. Strangles, Straddles, Spreads. In den letzten Jahren habe ich aber nur noch Naked Short Puts auf amerikanische Aktien mit dem ausschließlichen Ziel der Prämieneinnahme gehandelt.
Gründe für das Ende
Über die Gründe, warum ich den Optionshandel beenden möchte, habe ich immer schon einmal kurz geschrieben. Ich will sie hier noch einmal kurz aufzählen.
- Die Beschäftigung mit der ganzen Thematik nimmt mir zu viel Zeit in Anspruch.
- Die Erfolge stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem Aufwand (und den Risiken).
- Überhaupt bin ich mit den Erfolgen nicht zufrieden.
- Die steuerliche Situation ab 2021 (die sich u.U. aber noch verändern kann)
- Ein genereller Wunsch nach Vereinfachung
Ich bin sicher, dass einige andere Optionshändler die Gründe nicht nachvollziehen können, zumal die Entwicklung meines Kontos seit mehr als drei Jahren durchweg positiv ist und gerade in den letzten Wochen/Monaten noch einmal etwas zugelegt hat.
Man könnte also mit Recht behaupten, dass der Handel funktioniert, eine sehr ansehnliche Rendite erwirtschaftet und es daher dumm wäre, so etwas aufzugeben. Immerhin habe ich in den letzten Jahren ca. 15%-20% / Jahr geschafft. Das ist recht ordentlich.
Aber damit es sich wirklich auch lohnt, müsste ich das Konto deutlich vergrößern. Vielleicht um den Faktor 10 oder 20. Aber das möchte ich ganz einfach nicht (wegen Zeitaufwand, Risiko und Steuern).
Aber das ist auch eine sehr persönliche Einschätzung, die ich im Grunde hier auch gar nicht verteidigen möchte. Interessanter finde ich die Erkenntnisse (oder Fehler), die mir in den letzten Jahres aufgefallen sind. Die dürften eher von Interesse sein.
=> Serie: Steuerplanung
Mit: Grundlagen, Zweck und Mittel, Beispiele
Fehler und Erkenntnisse
Auch hier könnte ich sicher viel dazu schreiben, damit es nicht zu lang wird, hier die nur die Hauptpunkte:
- Die Kontogröße: Ein Konto von 10.000€ ist ganz einfach zu klein! Zumal dann, wenn man (wie ich), mit ungedeckten Calls/Puts handelt. Hier muss man ständig auf die Margin-Anforderungen achten, die die Handlungfähigkeit deutlich einschränken.
- Verluste: Ganz besonders schwierig wird es dann, wenn man so ein kleines Konto auch noch durch Verluste weiter reduziert. Damit kann man kaum noch vernünftige Trades ausführen.
- Erträge: Aus meiner Sicht sollte eine Option schon so mind. 80$-100$ bringen. Das geht aber nur, wenn man entweder Underlyings wählt, die einen nicht ganz so niedrigen Aktien-Kurs haben, oder längere Laufzeiten oder hohe Volatilitäten wählt.
- Anzahl Trades: Höhere Aktien-Kurse und längere Laufzeiten schränken den Handlungsspielraum aber noch weiter ein, so dass nur relativ selten Trades durchgeführt werden können.
- Geschäftsmodell: Der Verkauf von ungedeckten Puts ist ja vergleichbar mit dem Verkauf von Versicherungen. Und solche leben davon, dass sie eine Vielzahl relativ kleiner Prämien einnehmen, um damit dann einzelne Schäden ausgleichen zu können und den Rest als Gewinn verbuchen können. Aber dazu braucht es aber eben eine Vielzahl von Prämieneinnahmen!
In der Summe also Erkenntnisse, die nicht zu meinen Vorstellungen passen.
Natürlich könnte ich einige der o.g. Punkte relativ leicht ändern. Aber genau das möchte ich eben nicht: Ich möchte nicht mehr Kapital einsetzen, ich möchte keine anderen Strategien einsetzen und ich möchte auch nicht noch mehr Zeit für noch mehr Trades investieren.
Und ausserdem habe ich in einem der letzten Beiträge („Wann ist es genug?„) noch weitere Gründe erläutert, warum ich bestrebt bin, eine deutliche Reduzierung und Vereinfachung meiner Investments durchzuführen. Der Optionshandel steht dabei an erster Stelle, aber er wird nicht der Einzige bleiben.
Optionshandel trotzdem interessant!
Zum Abschluss möchte ich hier aber noch einmal deutlich machen, dass meine Beweggründe zu Beenden des Optionshandels sehr individuell sind und niemand bitte daraus schliessen sollte, dass ich generell vom Optionshandel abraten würde. Nein – das Gegenteil ist der Fall!
Der Optionshandel fordert mehr Aufmerksamkeit als der Kauf von Aktien oder Anleihen, je nach Strategie kann auch das Risiko (z.T. erheblich) höher sein. Dafür sind aber auch die erzielbaren Renditen deutlich höher. Wer also bereit ist, sich mit dem Thema zu befassen und auch ein bisschen Interesse an mathematischen/statistischen Zusammenhängen mitbringt, dem kann ich den Optionshandel weiterhin empfehlen.
Die ganze Thematik ist sicher auch anspruchsvoller als der Handel mit Aktien, aber gerade das macht die Sache reizvoll und höchst interessant. Für mich bleibt der Optionshandel die Königsklassse für den erfahrenen Anleger.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Das Aufwand und Ertrag nicht in einem vernünftigen Verhältnis stehen, stimmt wirklich nur bei einem kleinen Konto. Bei einem großen Konto (100.000 € +) ist es genau umgekehrt. Ich kenne nichts, wo man mit so wenig Aufwand so große Erträge einfahren kann. Kommt natürlich auch auf die Strategien an. Auch wenn die steuerlichen Veränderungen bleiben sollten (wir machen alles (Verfassungsklage), dass es nicht so ist und auch die Empfehlungen des Bundesrates sind etwas ermutigend)wird man auch im nächsten Jahr mit einfachen Strategien (z.B. Verkauf von Puts weit im Geld) noch super Gewinne einfahren können.
Ich persönlich bin der Meinung das 2 Dinge sehr wichtig sind.
1. Depotgröße
2. die Strategie
Ich handele nur covered call und cash secured puts.
Also entspannter geht es nun wirklich nicht. Die Erträge sind sehr schön.
Damit kommen wir jedoch zum zweiten Punkt. CSP geht nur bei einer entsprechenden Größe des Depots.
Und hier liegt der Hase im Pfeffer was ist Groß und was ist klein?
Mehr als 10k sollte es sein, ob es am Anfang schon 100k und mehr sein müssen, ich weiß es nicht.
Ich kann deinen Schritt verstehen, wenn du einen „minimalistischen“ Ansatz hast. Sind Optionen zu Zeitaufwendig.
Deinen Weg hast du ja schon sehr lange gefunden. Und ab einen gewissen Punkt sollte man sich auch den Luxus gönnen und auch mal Nein bzw. Stopp sagen.
In diesen Sinne genießt die Zeit und bleibt Gesund
Den beiden letzten Kommentaren kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen.
Aber das hat der Privatier in seiner sehr objektiven und ehrlichen Zusammenfassung ja auch so geschrieben.
Man muss halt ein Werkzeug / eine Strategie richtig und zum richtigen Zweck einsetzen, und den dafür nötigen Aufwand einkalkulieren (und in Relation zur erzielbaren Rendite setzen). Konservative Stillhalterstrategien mit so kleinem Depot geht halt nicht. Sehr bedauerlich, dass einige YouTube-Akteure das Gegenteil propagieren.
Danke für die Kommentare bis hierher. Sie bestätigen den letzten Abschnitt meines obigen Beitrages und es freut mich zu hören, dass es auch unter den Lesern dieser Seite offenbar einige gibt, die den Optionshandel erfolgreich betreiben.
Ich wünsche allen weiterhin viel Erfolg. Gerade im Augenblick ergeben sich durch die US-Wahl und die damit verbundenen höheren Volatilitäten sicher einige interessante Chancen.
Gruß, Der Privatier
Und hier noch kurz eine Ergänzung zum obigen Beitrag:
Gestern habe ich dann auch meinen Account bei Captrader geschlossen. Das hat sich etwas in die Länge gezogen, weil ich zunächst einen vollen Monat ohne Aktivitäten und mit positivem Kontostand abgewartet habe, um genau zu wissen, welche Gebühren/Zinsen etc. noch abgebucht werden.
Anschliessend habe ich dann den restlichen USD-Bestand in Euro getauscht und den verbleibenden Kontostand wieder auf mein Girokonto übertragen. Kontostand bei Captrader danach exakt Null. Daraufhin habe ich dann noch sämtliche denkbaren Berichte als PDF erzeugt und heruntergeladen und danach den Account (online) geschlossen.
Hat soweit alles funktioniert, hat nur ein bisschen gedauert. Und damit wäre dieses Kapitel dann abgeschlossen.
Gruß, Der Privatier
Guten Abend Peter und auch an die anderen Optionsexperten,
ich hoffe Sie können mir mit Ihren Erfahrungen bei der Optionssteuer helfen.
Als Rentner habe ich 2019 erstmals Optionsgeschäfte getätigt. In der 2019er Steuererklärung hatte ich beim FA nur den Kto-Auszug von Lynx mit dem Endergebnis vom 31.12. eingereicht. Das wurde nicht akzeptiert. Ich durfte sodann nur den Wert der jeweiligen einzelnen geschlossenen Positionen (immer K+V oder V+K) auflisten und angeben.
Die ins Folgejahr 2020 weiterlaufenden und dann geschlossenen Positionen sind lt. (meinen Google-Recherchen) einem Urteil vom „BFH vom 18.08.2015 – IR 38/12“ dem Veranlagungszeitraum des Eröffnungsgeschäfts also 2019 zuzuordnen.
Unter dem Strich wäre das bei mir ein Verlustrücktrag. Mein Problem ist nun wie und wo muss bzw. kann ich diese Angaben in der 2020er Steuererklärung angeben damit sie akzeptiert werden?
Für Ihre Hilfe danke ich schon im voraus.
„In der 2019er Steuererklärung hatte ich beim FA nur den Kto-Auszug von Lynx mit dem Endergebnis vom 31.12. eingereicht. Das wurde nicht akzeptiert.“
Es kommt darauf an, was auf dem Kto-Auszug bescheinigt wird.
Auf dem Jahreskontoauszug meines Brokers gibt es eine Position „Realisierte Gewinne/Verluste wegen glattgestellter Positionen“ und das Finanzamt hat dies bisher so akzeptiert. (ab 2021 könnte das wegen der Begrenzung der Verlustverrechnung anders werden)
Zum Jahresende noch nicht realisierte Gewinne/Verluste (die Option / der Trade läuft noch) fallen nicht in diese Kategorie. Die erscheinen dort korrekterweise erst, wenn das Geschäft geschlossen ist.
Also kein Gewinn/Verlustrücktrag sondern die Daten in der 2020er Steuererklärung als 2020 erreichtes Ergebnis angeben.
Vorab: Bitte zukünftig den von mir veränderten Namen verwenden. Danke
Ansonsten kann ich die Frage nicht beantworten.
Ich selber habe mir während der Zeit meines Optionshandels einige Einschränkungen auferlegt, um solche und ähnliche kritischen Situationen von vorneherein auszuschliessen.
Und so habe ich beispielsweise zum Jahresende immer sämtliche Positionen geschlossen und (bei Bedarf) im neuen Jahr wieder neu eröffnet. Ganz einfach, weil ich wenig Lust verspürt habe, mich mit der Frage zu beschäftigen, was mit offenen Positionen über den Jahreswechsel passiert.
Und diese Lust verspüre ich weiterhin nicht. 😉
Gruß, Der Privatier
Moin,
ich bin seit 2018 im Ruhestand und handle seit 2019 mit Optionen (Stillhaltergeschäfte).
Depotgröße ca. €100k. Was ich mühsam lernen mußte, war das „Stillhalten“!
Habe anfänglich täglich mehrmals ins Depot geschaut und häufig schon kleine Gewinne mitgenommen, weil es in den Fingern gejuckt hat.
Anschließend neue Optionen verkauft. Das kostet Zeit und mindert den Ertrag.
Heute halte ich typischerweise still bis zur vorletzten Woche vor Ablauf, dann entscheide ich ob ich in die Gammawoche gehe oder nicht.
So lasse ich nun die Zeit für mich arbeiten. Ansonsten täglich eine kleine Morgenroutine von max. 5min und abends noch ein kurzer Blick ins Optionsdepot. Läßt sich alles gut mit dem Tablet erledigen.
Ich lasse mir keine Aktien ein- und ausbuchen. Desweiteren lasse ich alle Optionen zum Jahresende auslaufen. Dadurch können die Angaben im Activity Report von IB mit minimalen Anpassungen für die Steuererklärung verwendet werden.
Viele Grüße
Ja, das „Stillhalten“ ist sicher oftmals ein Problem. Bei mir hat es dazu geführt, dass ich von einer ursprünglich anvisierten Laufzeit von ca. 45 Tagen auf immer kürzere Laufzeiten umgestiegen bin. Oftmals dann Restlaufzeiten von 2-3 Wochen. Wobei ich auch in der letzten Woche meistens bereits wieder draussen war (positiv oder negativ).
Allerdings lässt ein kleines Depot, welches ich die ganze Zeit hatte, auch nur wenig Aktivität zu, so dass einem das Stillhalten wahrscheinlich noch länger vorkommt. In einem größeren Depot sollte ja eigentlich immer „etwas zu tun“ sein. 😉
Gruß, Der Privatier