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Kap. 3.1.6: Hinweise zur Fünftelregel: Kapitaleinkünfte — 30 Kommentare

  1. Eine Kapitalabfindung wird im Folgejahr ausgezahlt, in dem das Ehepaar nur noch Renten bezieht (keine anderen Einkünfte). Wie sind die Renten dann bei der Besteuerung der Kapitalabfindung zu berücksichtigen?

    • Renten werden (mehr oder weniger) genau so behandelt, wie andere Einkünfte auch. Einzige Besonderheit ist derzeit noch, dass Renten nicht vollständig besteuert werden, sondern ein gewisser Freibetrag berücksichtigt wird. Das wiederum hat aber nichts mit Abfindungen zu tun – das ist immer so.

      Gruß, Der Privatier

  2. Im Januar 2025 werdeich eine Abfindung in Höhe von etwa 300.000 Euro bekommen, es besteht ein EquatePlus Aktienkonto in der CH welches im Januar 2025 ebenfalls aufgelöst wird (Gläubigerwechsel=> fiktiver Veräusserungsvorgang). Die Kapitalerträge werden dann vermutlich als zusätzliche Einkünfte gesehen und heben die Steuer die ich auf die Abfindung zahlen muss an- was kann ich tuen um das zu vermeiden? Schon dieses Jahr alle Aktien die nicht der 3 Jahres Sperrfrist unterliegen in mein privates Depot transferieren- was mache ich mit dem Rest (Wert von ca. 25.000 Euro)

      • Warum muss mann Kapitalerträge kompensieren? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass sie immer getrennt von der Abfindung betrachtet werden und somit auch keinen Einfluss auf die Fünftelregelung haben.

        • Kapitalertäge sind weitere Einkünfte die sich meines Erachtens deutlich auf die Steuerlast der Abfindung auswirken…

        • Wenn Kapitalerträge pauschal mit der Abgeltungssteuer belegt sind (deutsche Banken führen automatisch ab), dann tauchen diese nicht in der Steuererklärung auf und dein Einwand ist korrekt.

          Aber wenn man die Kapitalerträge selbst erklären muss (weil ausländische Bank), dann erhöhen die Kapitaleinkünfte die maßgeblichen Gesamteinkünfte und somit das zu versteuernde Einkommen. Spucken also der Fünftelregelung in die Suppe.

          Etwas unsicher bin ich bei der Frage, ob man immer alle Kapitaleinkünfte erklären muß, oder ob es ausreichend ist wenn man nur die ausändischen Kapitaleinkünfte erklärt um darauf Abgeltungssteuer zu entrichten.
          Die bereits mit Abgeltungssteuer belegten inländischen Kapitaleinkünfte sind ja bereits abgegolten und müssen m.E. nicht erklärt werden.

          • Ich habe das gerade mit meinem WISO-Steuerprogramm simuliert. Auch ausländische Kapitalerträge, die bisher noch nicht versteuert wurden, erhöhen nicht das zu versteuernde Einkommen, sondern werden nur mit Kapitalertragssteuer belegt. Die Abfindung wird weiterhin mit Fünftelregelung besteuert, ohne Berücksichtigung der ausländischen Erträge.

        • Ist der Beitrag oben eigentlich so unverständlich? Oder warum wird hier weiter herum gerätselt und spekuliert? Oder liest das niemand?

          Gruß, Der Privatier

          • Es ging um die Aussage von eSchorsch „Aber wenn man die Kapitalerträge selbst erklären muss (weil ausländische Bank), dann erhöhen die Kapitaleinkünfte die maßgeblichen Gesamteinkünfte und somit das zu versteuernde Einkommen. Spucken also der Fünftelregelung in die Suppe“. Das ist laut WISO-Programm nicht so.

          • Ja, sorry, lesen würde helfen. Hab ich aber erst heute getan 🙁
            „Bei der Variante „Abgeltungssteuer“ werden die Kapitalerträge getrennt von allen anderen Einkünften (inkl. Abfindung) betrachtet und die Summe beider Steuerbeträge anschliessend zusammengerechnet.“
            Zum Glück hat mich Robert bereits praktisch (bzw. mit Steuerprogramm) widerlegt. Danke Robert fürs Aufpassen.

      • Perfekt danke, da es sich aber um Mitarbeiteraktien die in einem Gemeinschaftsdepot in der Schweiz liegen handelt muss in D noch Abgeltungssteuer gezahlt werden. Da es bei der Depotübrrtragung zu einem Gläubigerwechsel kommt wird es eine fiktive Veräusserung geben, die dann als zusätzliches Einkommen gewertet wird, richtig? Ggf könnte ich das Depot auf eine andere Person übertragen?

        • Ich denke, es wäre ggfs. ein Steuerberater zu konsultieren. Die ganze Konstruktion wirft für mich doch eine Reihe von Fragen auf, die ich schon allein aus dem Grund, dass hier ein Auslandsbezug enthalten ist, nicht beantworten kann/möchte.

          Gruß, Der Privatier

          • Ok danke ja, genau ich werde meinen Steuerberater danach befragen- trotzdem vielen Dank für den Input bis jetzt.

  3. Hallo Privatiers,
    ich brauche mal Eure Einschätzung. Ich habe meine Arbeitszeit nach über 30 Jahren im Herbst 2021 mit meiner regulären Kündigungsfrist beendet. Ich bekam eine Abfindung, die im Jahr 2022 ausgezahlt wurde. Ich habe einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Die Abfindung war höher als mein letztes Jahresgehalt. In 2022 habe ich das Dispojahr gemacht alles so wie hier beschrieben.
    Seit 2023 bin ich ALG1 Empfängerin.
    Bei der Steuererklärung 2022 gehe davon aus, dass bei der Abfindung die 1/5 Regelung angewendet wird. Lohnsteuer Jahresbescheinigung 2022 habe ich eingereicht. Da ist ja die Abfindungssumme drauf.
    Nun kommt nach endlos langer Zeit vom Finanzamt folgende Aufforderung:

    Sie wollen folgende Dokumente: Arbeitsvertrag, Kündigungsschreiben ( ist das der Aufhebungsvertrag ?) Versorgungsvereinbarung ??? sonstige Nebenabreden im Zusammenhang mit der Auflösung des Dienstverhältnisses ( was soll das sein ?, habe ich nicht)
    Unterlagen zur Berechnung und Zahlungsweise der Abfindung ( wo soll ich das denn herbekommen?? )
    Meine Frage was will das Finanzamt damit ? Der Arbeitgeber hat doch alle Daten schon elektronisch übermittelt.

    • Die Fragen des FAs sind völlig normal und habe ich seinerzeit in fast identischer Form bei meiner Abfindung auch bekommen. Der Grund ist ganz einfach: Das FA will prüfen, ob die Bedingungen für eine ermäßigte Besteuerung gemäß Fünftelregel gegeben sind.

      Von daher: Einfach alles einreichen, was vorhanden ist, wie z.B. Arbeitsvertrag und Aufhebungsvertrag. Bei allem, was nicht vorhanden ist, einfach kurz schreiben, dass es das nicht gibt (Wie z.B. Versorgungsvereinbarung oder Nebenabreden) bzw. nicht bekannt (wie z.B. Berechnung der Abfindung). Zahlungsweise ist vermutlich „Einmalige Überweisung zum [Datum]“ Kontoauszug als Beleg. Alles natürlich immer nur, soweit das auch tatsächlich zutrifft.

      Es ist übrigens nicht richtig, dass der AG „alle Daten schon elektronisch übermittelt“ hat. Das FA kennt nur die Summe und ob die vergünstigte Besteuerung bereits vom AG angewandt worden ist – alles andere ist aber nicht bekannt. Im Grunde weiß das FA nicht einmal, dass es sich bei der Summe um eine Abfindung handelt.

      Gruß, Der Privatier

  4. Hallo zusammen,

    ich überlege mir eine Abfindung zum 31.01.2025 i.H.v 83.000€ brutto auszahlen zu lassen, Termin des Aufhebungsvertrags wäre der 30.06.2024.

    Mein Jahreseinkommen (ohne Abfindung) in 2024 würde ca. 50.000€ brutto betragen, da ich zum 30.06.2024 kündigen würde. Im Jahr 2023 und in den vorherigen Jahren betrug mein Einkommen ca. 91.000 brutto, bei Weiterarbeit in 2024 würde mein Einkommen ca. 93.000 brutto betragen.

    Die erste Frage bezieht sich auf die „Ballung von Einkünften“:

    -welches Einkommen müsste ich in 2025 erreichen, damit die Fünftelregelung angewendet werden kann. Die 50.000 brutto aus 2024, die ich tatsächlich verdient habe oder die fiktiven 93.000 brutto, wenn ich das ganze Jahr 2024 weitergearbeitet hätte?

    Falls die 93.000 brutto überschritten werden müssten, würde ich in 2025 die Ballung von Einkünften nicht direkt über die „zu niedrige“ Abfindung erreichen.

    Wie verhält es sich, wenn ich nun Zinsen/Dividenden/Aktiengewinne (Steuer direkt abgeführt/ deutsche Bank) über 10.000€ in 2025 auszahlen lassen würde:

    a) Werden diese 10.000 Euro als Einkommen zusätzlich zur Abfindung angerechnet, so dass ich über die 93.000€ Einkommen komme und damit eine Ballung der Einkünfte erreiche, um die Fünftelregelung anwenden zu können oder

    b) würden selbst bei einer Günstigerprüfung des Finanzamts diese 10.000 Euro mit 25% Kapitalertragsteuer abgegolten, weil der persönliche Steuersatz bei 83k€ brutto deutlich über 25% beträgt. Damit würde ich keine Ballung von Einkünften erreichen und müsste meine Abfindung voll versteuern.

    Da vermutlich ein Dispojahr eingelegt wird, wird es kein ALG1 geben in 2025 um anderweitig eine Ballung von Einkünften zu erreichen.

    Ich habe alle Beiträge gelesen, aber so recht habe ich meinen Fall noch nicht zuordnen können.

    Ich wäre für jede Hilfe sehr dankbar. Ich hoffe die Frage ist verständlich genug formuliert 🙂

    @Privatier: vielen Dank für diesen tollen Blog! Ich habe ihn schon einigen Bekannten empfohlen.

    Gruß
    GeMa

    • Zu den Fragen:
      „welches Einkommen müsste ich in 2025 erreichen, damit die Fünftelregelung angewendet werden kann?“
      Es sind die EINKÜNFTE, die sich zusammenballen müsssen. Und die müssten höher sein, als sie bei ungestörter Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses gewesen wären. Und bei Fortsetzung des AV wäres es vermutlich ca. 93.000€ gewesen. Die sind zu übertreffen.

      Kapitaleinkünfte zählen hierbei nicht mit, da sie in keinem Zusammenhang mit den aufgelösten AV stehen. Berücksichtigt werden nur Arbeitseinkünfte oder Ersatzleistungen, die sich aufgrund der verlorenen Anstellung ergeben haben. Typisch wären z.B. Arbeitslosengeld, eine neue Festanstellung oder der Beginn einer selbstständigen Tätigkeit.

      Gruß, Der Privatier

  5. Ich glaube, ich hab’s verstanden, aber ich frage sicherheitshalber doch noch mal… Anfang dieses Jahres habe ich eine Abfindung erhalten und möchte nun sicherstellen, dass ich alle relevanten zusätzlichen Einkünfte durch steuerlich absetzbare Ausgaben (Altersvorsorge etc.) ausgleiche. Nach meinem Verständnis muss ich dabei Kapitalerträge *nicht* zwingend „wegdrücken“. Zitat aus dem Artikel oben:

    „Bei der Variante ‚Abgeltungssteuer‘ werden die Kapitalerträge getrennt von allen anderen Einkünften (inkl. Abfindung) betrachtet und die Summe beider Steuerbeträge anschliessend zusammengerechnet.“

    Das heißt auch, dass bei der Berechnung des Steuersatzes auf die Abfindung nach Fünftelregelung die Kapitalerträge zunächst komplett draußen vor bleiben, richtig?

    Zusatzfrage: Können weitere Ausgaben für die Altersvorsorge, die die Kapitalerträge „auffressen“, trotzdem sinnvoll sein? Sinkt dann die Steuer auf Kapitalerträge, weil man per Günstigerprüfung in den Bereich kommt, wo sie mit weniger als 25% besteuert werden?

    (Wäre es möglich, im Abfindungsrechner „Kapitalerträge“ als separate Kategorie abzufragen und entsprechend zu rechnen? Das würde sicher einige Fragen und Unsicherheiten beantworten. Mir ist aber nicht klar, ob das mit überschaubarem Aufwand umsetzbar wäre.)

    Danke!
    Jürgen

    • Moin Jürgen HH,

      „Das heißt auch, dass bei der Berechnung des Steuersatzes auf die Abfindung nach Fünftelregelung die Kapitalerträge zunächst komplett draußen vor bleiben, richtig?“

      Ja, das ist richtig. durch die Kapitalertragssteuer + Soli ist die Steuerschuld auf die Kapitalerträge abgegolten.

      „Zusatzfrage: Können weitere Ausgaben für die Altersvorsorge, die die Kapitalerträge „auffressen“, trotzdem sinnvoll sein? Sinkt dann die Steuer auf Kapitalerträge, weil man per Günstigerprüfung in den Bereich kommt, wo sie mit weniger als 25% besteuert werden?“

      Unter Umständen ja, aber ob sich das lohnt und rechnet (Fragezeichen) ? Etwas Literatur im nachfolgenden Link:

      https://www.steuern.de/steuersatz#:~:text=Liegt%20der%20Grenzsteuersatz%20unter%2025%25%2C%20gibt%20es%20Steuern%20zur%C3%BCckerstattet.&text=Beispiel%3A%20Sie%20reichen%20Ihre%20Steuererkl%C3%A4rung,Bank%2025%25%20Abgeltungsteuer%20einbehalten%20hat.

      „(Wäre es möglich, im Abfindungsrechner „Kapitalerträge“ als separate Kategorie abzufragen und entsprechend zu rechnen? Das würde sicher einige Fragen und Unsicherheiten beantworten. Mir ist aber nicht klar, ob das mit überschaubarem Aufwand umsetzbar wäre.)“

      Das wird der Privatier beantworten. (Ich denke aber nicht, da im Abfindungsrechner schon eine Vielzahl von „UND oder ODER-BERECHNUNGSSCHRITTE“ ablaufen und eine weiter „Schleife“ evt. auch kompliziertere Rechenschritte nötig macht. Denn dann wäre der nächste Schritt die Kinder … Kinderfreibeträge … ach und vieles andere mehr. Toll wäre es, aber ich denke das verkompliziert die gesamte Berechnung. Allein schon die Berücksichtigung der evt. zusätzlichen Erhöhung des Grundfreibetrages um weitere 180 Euro auf 11784 Euro (Ledige) in 2024 bedarf eine Verschiebung der Steuerkurven. Kleinvieh macht halt auch Mist.)

      Gruß
      Lars

      • Danke Dir, Lars!

        Ich denke auch, bei den Steuersätzen auf Kapitalerträge ist — wenn überhaupt — nur minimal etwas rauszuholen. Wenigstens im Vergleich zu den „regulären“ Einkünften zusätzlich zur Abfindung, die in meinem Fall effektiv mit mehr als 100% besteuert würden, wenn ich sie nicht „wegdrücken“ kann.

        Kann im Zusammenhang mit der Fünftelregelung die Günstigerprüfung bei Kapitalerträgen sogar schädlich sein? Wenn ich ohne die Abfindung so wenig Einkünfte hätte, dass die Kapitalerträge mit weniger als 25% besteuert würden — dann aber mit dem zusätzlichen 1/5 Abfindung die Kapitalerträge mit 25% besteuert werden müssen? Dann ist die „Mehrsteuer“, die dann anschließend verfünffacht und kassiert wird, ja sogar höher, als wenn von vornherein mit den 25% Abgeltungssteuer gerechnet würde. Oder mache ich da einen Denkfehler?

        Gruß,
        Jürgen

    • Hallo Jürgen,
      zunächst einmal zur Frage, ob in den Abfindungsrechner die Günstigerprüfung für Kapitaleinkünfte integriert werden könnte: Es tut mir leid – aber das würde sehr viel Aufwand bedeuten. Immerhin müsste man die komplette Rechnung parallel für zwei Varianten (mit und ohne Kapitaleinkünfte) durchrechnen und dann anschliessend noch vergleichen.
      Das ist mir definitiv zu aufwändig. Zumal der Nutzen nur minimal wäre. Denn einerseits kann man diese Vergleichsrechnung relativ einfach manuell durchführen und andererseits erscheint es fraglich, was das Ergebnis für einen Nutzen hat.
      Und damit kommen wir zur zweiten Frage, ob sich die Günstigerprüfung auch nachteilig auswirken kann? Antwort: Nein – kann sie nicht. Deshalb heisst die Günstigerprüfung ja so, weil sie immer die günstigere Variante auswählt.
      Der Denkfehler liegt u.U. darin, dass die Günstigerprüfung nur einen Vergleich macht zwischen Kapitaleinkünfte a) mit Abgeltungssteuer und b) mit persönlichen Steuersatz.
      Sie vergleicht aber z.B. nicht zwischen den Varianten „mit Abfindung“ und „ohne Abfindung“ und auch keine anderen Varianten wie „mit Kapitaleinkünften“ und „ohne Kapitaleinkünfte“.

      Gruß, Der Privatier

      • Herzlichen Dank — sowohl für den Hintergrund zum Abfindungsrechner (absolut verständlich, den nicht über Gebühr aufzubohren), als auch für die Klärung zur Günstigerprüfung!

        Dann habe ich jetzt alle Informationen, um rechtzeitig vor Jahresende noch im geeigneten Umfang absetzbare Ausgaben zu erzeugen.

        Gruß,
        Jürgen

      • Sorry — auf der Zielgeraden vor dem Jahresende bin ich doch noch mal an diesem Thema hängengeblieben. Was mir zum vollständigen Verständnis fehlt, ist eine Art „Flussdiagramm“, wie Günstigerprüfung und Fünftelregelung ineinandergreifen.

        Ausgangslage: Abfindung wurde Anfang dieses Jahres ausgezahlt. Einkünfte aus (Teilzeit-)Arbeit und Vermietung werden durch Einzahlungen in die Altersvorsorge vollständig weggedrückt. Aber es fallen zusätzlich Kapitalerträge an, in kleinem Umfang auch im Ausland.

        Ohne Abfindung wäre es auf jeden Fall günstiger, die Kapitalerträge vollständig in der Steuererklärung anzugeben und Günstigerprüfung zu beantragen, da der persönliche Steuersatz deutlich unter 25% liegen dürfte. Aber wie geht das Finanzamt bei der Kombination von Günstigerprüfung und Fünftelregelung vor? Ich stelle mir folgenden Ablauf vor:

        1. Einkommen ohne Abfindung: Einkommen aus Arbeit und Vermietung ist nach Abzug der absetzbaren Ausgaben bei Null. Kapitalerträge werden also nach Günstigerprüfung mit dem persönlichen Steuersatz von << 25% besteuert.

        2. Ein Fünftel der Abfindung dazugerechnet: Der persönliche Steuersatz wird durch die anteilig berücksichtigte Abfindung höher. Er wird auch auf die Kapitalerträge angewendet (ggf. gekappt bei 25%, wo die Abgeltungssteuer günstiger wird). Auf die Kapitelerträge fallen in diesem Zwischenschritt also mehr Steuern an als in Schritt 1.

        3. Die "Mehrsteuer" aus Schritt 2 wird verfünffacht — also auch die erhöhte Steuer auf Kapitalerträge, die in der Progression hochgerutscht sind.

        Wenn das Finanzamt so vorgeht, dann wäre es in vielen Fällen nachteilig, in Schritt 1 alle Kapitalerträge anzugeben und eine Günstigerprüfung zu beantragen. Man sollte lieber in Schritt 1 die Abgeltungssteuer in Kauf nehmen und hätte dann in Schritt 2 keinen zusätzlichen Beitrag aus den Kapitalerträgen.

        Verstehe ich das so richtig? Oder rechnet das FA anders, wenn Günstigerprüfung und Fünftelregelung zusammenkommen? Vielen Dank für Eure klärenden Hinweise!

        • Hallo Jürgen,
          das Finanzamt rechnet (wenn du das Häkchen bei Günstigerprüfung aktivierst) einmal mit Kapitalerträgen pauschal mit 25% versteuert und einmal mit Kapitalerträgen in deinen Gesamteinkünften. Und dann nimmt es das für dich günstigere Ergebnis. Es kann also kein Nachteil für dich entstehen, daher Günstigerprüfung.

          • Hallo Marcus,

            danke für die schnelle Rückmeldung! Dass es grundsätzlich so funktioniert mit der Günstigerprüfung, ist klar. Aber wie wird sie genau angewendet, wenn gleichzeitig die Fünftelregelung zu berücksichtigen ist?

            In meiner Schrittfolge oben nehme ich an, dass das Finanzamt in Schritt 1 und 2 jeweils die fällige Steuer mit Anwendung der Günstigerprüfung bestimmt. Dann wird die in Schritt 3 bestimmte, insgesamt fällige Steuer aber eben *nicht* unbedingt günstiger.

            Oder wendet das FA eine „globale“ Optimierung an, berechnet also die komplette Fünftelregelung (Schritte 1 bis 3) einmal mit Abgeltungssteuer, einmal mit dem jeweils anzuwendenden persönlichen Steuersatz, und nimmt dann das günstigere Gesamtergebnis?

        • Das Verfahren entspricht eher dem, was du zuletzt als „globale“ Optimierung bezeichnet hast. Allerdings gefällt mir da die Sichtweise auch nicht ganz.

          Im Grunde ist es ganz einfach. Das Finanzamt berechnet zwei Varianten:
          1. Die Kapitaleinkünfte bleiben zunächst unberücksichtigt. Es wird die EkSt. auf alle anderen Einkünfte unter Verwendung der Fünftelregel berechnet. Anschliessend die (in der Regel bereits abgeführte) Abgeltungssteuer hinzuaddiert. Das ist Ergebnis 1
          2. In der 2.Variante werden die Kapitaleinkünfte wie alle anderen Einkünfte behandelt. Also alle zusammen addiert und anschliessend mit Fünftelregel für die Abfindung die EkSt berechnet. Die sich ergebende Steuer ist Ergebnis 2.

          Die Günstigerprüfung vergleicht nun Ergebnis 1 mit Ergebnis 2 und die für den Steuerpflichtigen günstigere Variante kommt dann zu Anwendung.

          Gruß, Der Privatier

          • Besten Dank, das ist klar und nachvollziehbar. Dann bin ich jetzt wirklich und endgültig beruhigt! 🙂

            Gruß aus Hamburg,
            Jürgen

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Der Privatier