Finanzplan im Rückblick – Januar 2018
Nachdem ich Ende letzten Jahres bereits mit einem Rückblick auf die Entwicklung meiner Wertpapierdepots begonnen habe (s. Beitrag „Depot Struktur 2017„), möchte ich heute mal wieder eine Grafik über die Vermögensentwicklung in den letzten Jahren vorstellen.
Einen solchen Rückblick/Status habe ich bereits mehrfach gemacht, meistens einmal pro Jahr. Ältere Übersichten gibt es für Juni 2013, Sept. 2015, April 2016 und Feb. 2017.
Zur kurzen Erläuterung für alle, die meine Übersichten bisher nicht verfolgt haben: Ich erstelle immer monatlich eine Bilanz über sämtliche Konto- und Depotstände und notiere die so festgestellte Gesamtsumme. Dies mache ich, seitdem ich Privatier bin, also keine Einkünfte aus einer regelmässigen Arbeit mehr habe.
=> Steuern sparen bei der Abfindung
Einkünfte verschieben, Einkommen reduzieren
Finanzplan im Rückblick
Startpunkt der Grafik ist also Januar 2012, nach der Zahlung meiner Abfindung. Und hier kann man nun die Entwicklung im Laufe der letzten Jahre verfolgen:
Und was gibt es dieses Mal zu kommentieren?
- Eigentlich gar nicht so viel: Nach wie vor ein bisschen „auf und ab“. Aber keine nennenswerten Probleme zu erkennen.
- Im Hinblick auf meine bald einsetzende Rentenzahlungen völlige Entspannung.
- Aber auf einen Effekt möchte ich dann doch noch hinweisen und ein wenig näher erläutern. Es geht um den Rückgang der Kurve ab ca. Mitte des Jahres 2017 (siehe roter Kreis).
Unerwarteter Rückgang
Wenn man sich den Kurvenverlauf einmal ansieht, kann man ab ca. Mitte des Jahres 2017 einen Rückgang über mehrere Monate hin beobachten.
Für mich selber war das zunächst völlig unerklärlich, denn ich konnte mich weder an markante Börseneinbrüche erinnern, noch an irgendwelche Verluste in einzelnen Titeln.
Im Gegenteil: Ich hatte eigentlich fast das ganze Jahr über den Eindruck, dass die Börsen weltweit von einem Höchststand zum nächsten eilen. Entsprechende ETFs in meinen Depots ebenfalls. Einige der Einzeltitel sogar noch deutlich stärker, andere natürlich weniger.
Und wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, habe ich mich aus diesem Grund im Laufe des Jahres entschlossen, mich von einigen Werten (sowohl ETFs, als auch Einzeltitel) zu trennen und erst einmal zum Teil über lange Jahre angesammelte Gewinne zu realisieren. Und manch ein Gewinn war recht ordentlich!
Insgesamt also eine sehr positive Stimmung und somit hatte ich eher mit einem deutlichen Anstieg der Kurve gerechnet.
Warum also dieser Rückgang? Auch größere Ausgaben oder Investitionen hatte es nicht gegeben…
Rätselhaft…
Nein, ganz so rätselhaft ist es gar nicht. Ich habe es recht schnell gemerkt. Ich bin dann nur immer etwas irritiert, dass mir das nicht von vorne herein bewusst war!
Die Lösung ist ganz einfach: Meine aktuellen Depotwerte berechne ich natürlich immer auf Basis der jeweils aktuellen Kurse der einzelnen Wertpapiere. Und da ist dann natürlich bei den Gewinnern auch ein Buchgewinn enthalten.
Machen wir ein Beispiel: Irgendein Index-Zertifikat wurde z.B. vor vielen Jahren für 10.000€ gekauft. Dank einer sehr erfreulichen Entwicklung ist es nun auf einen Wert von 20.000€ gestiegen. Und genau so steht es dann auch in meiner Bilanz: 20.000€.
Verkaufe ich dieses Papier nun komplett, habe ich also einen Gewinn von 10.000€, von dem das Finanzamt direkt die Kapitalertragsteuer in Höhe von 25% einbehält (Soli und KiSt. lasse ich der Einfachheit halber mal weg). Also, bei 10.000€ Gewinn fallen 2.500€ Steuer an, mir bleiben noch 7.500€ vom Gewinn. Insgesamt mit dem ursprünglichen Einsatz bekomme ich also 17.500€ auf meinem Konto gutgeschrieben.
Und plötzlich fehlen 2.500€ gegenüber der vorherigen Rechnung. Von heute auf morgen. Einfach dadurch, dass Papiere mit Gewinn verkauft wurden. Und dadurch, dass ich so einiges verkauft habe, ist auch so einiges an Gewinnen angefallen und so einiges an Steuern.
Und genau das hat mein Konto nach unten gedrückt.
Kein Mysterium – hätte ich auch vorher wissen können. Wissen müssen!
Nun ist das kein Drama. Steuern sind bei mir immer eingeplant. Nur, dass ich den Effekt so deutlich in der Grafik sehen würde – damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet.
Wie gesagt: Das bringt meinen Plan nicht ins Wanken, sondern ich sehe es eher als eine (für mich) kuriose Entdeckung. Kurios einfach deshalb, weil es mir im Vorfeld nicht klar war.
Aktuelles Fazit:
Angesichts der Tatsache, dass ich meine „echte“ Privatierszeit in wenigen Monaten mit dem Bezug meiner ersten Rente beenden werde, bin ich inzwischen völlig entspannt. Da kann nicht mehr viel schief gehen. Vielleicht ein Anlass, für das nächste Jahr einmal eine weitere Risiko-Reduzierung anzugehen. Aber dann wird es mir wahrscheinlich zu langweilig…
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Hallo Herr Ranning!
Das Problem hatte ich auch mal und läßt sich leicht beheben: Ich rechne die voraussichtliche Steuer (27,818% von der Differenz zwischen akt. Tageskurs und Einstandskurs) separat heraus (quasi als Verbindlichkeit) und saldiere dies zu einer neuen Spalte „Wert der Wertpapiere netto“. Dieser Wert geht dann ins Gesamtvermögen ein. Dadurch ersparst du dir solche Überraschungen.
Durch die Steueränderungen im Rahmen der Erneuerung des Investmentsteuergesetzes wird sich (infolge der ggf. zu zahlenden Vorabpauschale) diese bisher recht einfache Rechenformel leider ändern…
Schöne Grüße
Gong
„Das Problem hatte ich auch mal und läßt sich leicht beheben.“
Dass sich das „Problem“ beheben lässt, ist schon klar. Ob es sich allerdings wirklich so leicht beheben lässt, wage ich zu bezweifeln:
* So habe ich immer einige Papiere, die ich in mehreren Etappen gekauft habe (teils über Sparplan, wie auch im obigen Beitrag). Die müsste ich dann alle getrennt nach Einstandskurs und Kaufdatum verwalten. Ein Durchschnitt reicht da nicht! Oh je…
* Eine Verrechnung mit evtl. Buchverlusten wäre dann wohl weniger aufwändig, allerdings müsste man dann:
* zusätzlich auf eine Trennung von Aktien- und sonstigen Gewinnen achten und die Verrechnungsmöglichkeiten mit entsprechenden Verlusten berücksichtigen.
* Weiterhin werden mir zwar auch 25% Steuern einbehalten, das ist aber nicht endgültig. In den letzten Jahren habe ich immer darunter gelegen.
Kein Zweifel: Man kann das sicher alles vorher berechnen. Aber: Das ist mir alles viel zu kompliziert!
Ich habe ja zusätzlich zu der oben gezeigten Grafik eine „Cashflow“-Statistik, aus der ich jeder Zeit entnehmen kann, welche Gewinne und Verluste ich im laufenden Jahr bereits realisiert habe und welche noch geplant sind. Daraus ergibt sich ein Prognosewert für das Jahreseinkommen und damit auch für die Steuer. Und das reicht mir.
Aber selbstverständlich: Wer es exakter haben möchte, ist mit Deiner Vorgehensweise sicher gut beraten.
Gruß, Der Privatier
Hallo Peter,
ja, die liebe Steuer 😉
Deshalb fahre ich u.a. die Langfrist-Strategie „Nur-so-viel-verkaufen-wie-ich-zum-Leben-benötige“ und lasse ansonsten Gewinne so lange laufen bis meine fundamentalen Verkaufskriterien greifen (und streiche in der Zwischenzeit Dividenden ein) — also: Buy-and-Hold und nichts verkaufen wenn es nicht sein muss.
Beim Trading (kurz- bis mittelfristig) sieht es natürlich anders aus.
VG
Jürgen
Hallo zusammen,
und ich werde nun mein Depot von vielen Einzelwerte auf ETF´s verlegen.
Hier bietet ishares gute ausschüttende ETF´s an. Stoxx 600, Dividenden 30 und 100
sowie verschiedene ETF´s mit gemischten Anleihen. Ich hoffe dadurch die Volatilität
mehr einzugrenzen als durch einzelne Aktien oder Anleihen.
Schließlich habe ich noch ein paar Monate zu arbeiten….
Grüsse
Maik
Also ich habe im diesen Jahr die ersten beiden Ausschüttungen von zwei meiner Aktien Dividenden ETFs bekommen.
Wenn ich das richtig verstanden habe,
habe ich nur 70% des Ertrags versteuert (mit 25 % plus Soli), aber
dafür wurden für mich unsichtbar 15% auf Körperschaftebene für inländische einbehalten und die ausländische Quellensteuer zur Anrechnung war auch nicht mehr dabei.
Also habe ich jetzt 15% + 0.7*26,375%
= 30,69% Steuerlast.
Ich habe in den letzten Jahren ca. 10% meines Depots in ETFs umgesetzt,
vorher hatte ich nur reine Aktien,
genau aus den Gründen der Risikostreuung. Nun bin ich aber am Überlegen, ob ich nicht bei Aktien bleibe. Aber meine BB-Biotech scheint
jetzt auch ein Fond zu sein, die wurden jetzt gerade fiktiv veräußert.
Mal sehen was da mit der Ausschüttung
passiert.
„Nun bin ich aber am Überlegen, ob ich nicht bei Aktien bleibe.“
Wegen der Steuerlast? Dann bedenke bitte, dass bei Dividenden der Gewinn (aus dem sie ja gezahlt werden) auch bereits auf Unternehmensebene versteuert wurde (Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer, etc.). Rechnet man dies alles zusammen, kommt man insgesamt auf eine Steuerlast von ca. 48%.
Bei Dividenden spürt man dies direkt, bei Kursgewinnen auf Aktien eher indirekt, aber die Kurssteigerungen sind natürlich irgendwie auch mit der Steuerlast eines Unternehmens verbunden.
Also: Wegen der Steuerbelastung würde ich da keine Änderungen vornehmen.
Gruß, Der Privatier
Grundsätzlich ist die Umstellung auf ETFs sicher keine schlechte Idee. Man sollte sich nur bewusst sein, dass man hin und wieder Überraschungen erleben wird, die man so nicht geplant hatte.
Vor ein paar Tagen hatten wir dazu in der Plauderecke noch eine Diskussion zu dem Thema…
Gruß, Der Privatier
Hallo, zahlt man die Kapitalertragssteuer auf alle Gewinne, also auch bei Aktien Einzeltiteln?
@Markus- ja- man zahlt auf alles Steuern
@Privatier- was meinst Du mit Überraschungen ? Der gesamte Wirtschaftsmarkt hat Überraschungen parat- wenn man hier investiert…
@Maik: Lies mal ein bisschen in der Plauderecke (s. Link oben). Vielleicht auch noch ein bisschen weiter, da gibt es noch weitere Kommentare.
Gruß, Der Privatier