Gastbeitrag: Der Auszahlplan
Heute gibt es noch einmal einen Gastbeitrag. Also einen Beitrag, den ich nicht selber verfasst habe, sondern von einem der Blog-Leser geschrieben wurde.
Nachdem uns „H-Man“ schon in seinem ersten Gastbeitrag über den Sinn und Zweck einer NV-Bescheinigung aufgeklärt hat, möchte er uns heute etwas über seine Vorgehensweise berichten, wie er seine Abfindung angelegt hat.
Dann lassen wir uns einmal überraschen und lesen, was H-Man so schreibt:
=> Steuern sparen bei der Abfindung
Einkünfte verschieben, Einkommen reduzieren
Der Auszahlplan
Irgendwann ist er gekommen – der große Tag und die Abfindung befindet sich auf dem Konto.
Damit ergibt sich unmittelbar die Fragestellung, was kann man Sinnvolles damit anstellen bzw. wie legt man das Geld am besten an.
Hier kommen nun die persönlichen Vorlieben ins Spiel. Ich zähle eher zu den risikoscheuen Anlegern und damit stand für mich fest, dass ein Großteil des verfügbaren Kapitals mit einer gesicherten Rendite anzulegen ist. Was also ist zu wählen?
Ein Überblick war schnell verschafft und ernüchternd: auf Tagesgeld gab es (seinerzeit Mitte 2013) bestenfalls 1.25% und Sparbriefe brachten bestenfalls 2,25% bei Laufzeiten von 5-6 Jahren.
Glücklicherweise hatte meine Hausbank einen guten Vorschlag, an den ich selber gar nicht gedacht hatte: den Auszahlplan!
Was ist also ein Auszahlplan? Bei einem Auszahlplan wird eine einmalige Einzahlung auf ein Anlagekonto vorgenommen und daraus eine monatliche Auszahlung für einen definierten Zeitraum entnommen. Dabei gibt es grundsätzlich 2 Varianten: einen Auszahlplan mit Kapitalverzehr und einen ohne. Beim Ersten ist also zum Ablauf die eingezahlte Summe verbraucht; beim Zweiten werden nur die anfallenden Zinsen ausgezahlt.
Bei den Auszahlplänen ohne Kapitalverzehr hatte sich schnell ergeben, dass hier auch nur Zinsen in der Höhe von Sparbriefen anfallen bei vergleichsweise langen Laufzeiten, die ich wegen dem Niedrigzinsniveau unbedingt vermeiden wollte.
Sehr interessant waren aber die Auszahlpläne mit Kapitalverzehr, für die ich mich letztendlich auch entschieden habe. Konkret habe ich mich für 2 Auszahlpläne mit einer Laufzeit von 6 Jahren entschieden, die mit einen Zinssatz von 2,49% bzw. 2,83% versehen waren.
=> Mit Zwischenschritt zum Privatier(1/3)
Mit: Gründe, Möglichkeiten, Teilzeitarbeit
Was sind nun die Vorteile:
Da die Auszahlung sofort nach einem Monat beginnt, ist die durchschnittliche Anlagedauer nur etwas mehr als die halbe Laufzeit. In meinem Fall also 3 Jahre und ein halber Monat (erste Auszahlung nach einem Monat, letzte Auszahlung nach 6 Jahren (72 Monate) ergibt somit (1+2+…+71+72) / 72 (Auszahlungen)).
Der Zinssatz ist dabei verglichen mit einem Sparbrief über 3 Jahre aber doppelt so hoch!
Bereits ab dem ersten Monat verfügt man über Zinseinnahmen (hier gilt es aber aufzupassen, wenn man als Familienmitglied bei seinem Lebenspartner in der Krankenversicherung unterkommen möchte).
Die Rendite ist auf den Cent genau kalkulierbar. Es gibt also keine Überraschungen.
Ich selbst habe um die 60% des verfügbaren Kapitals in dieser Form angelegt und finanziere daraus mein Leben in den nächsten 6 Jahren, sowie Einzahlungen in Fondssparpläne etc. für die Zeit danach, da ich noch weitere Jahre bis zur Rente überbrücken muss.
Ein Schönheitsfehler dabei ist (wie bei jeder Anlage) die Abgeltungssteuer. Bei Auszahlplänen wirkt sich das so aus, dass neben den vereinbarten Auszahlungen jeden Monat die zu zahlende Abgeltungssteuer dem Anlagekonto entnommen wird. Das führt dazu, dass in meinem Fall die Auszahlungen bereits nach ca. 5 Jahren und 9 Monaten enden, da durch die Abgeltungssteuer das Anlagekonto dann bereits auf 0 gefahren wurde.
Um das zu vermeiden hilft jedoch die NV-Bescheinigung!
Soweit der Beitrag von H-Man. Der Inhalt gibt nicht unbedingt die Meinung von „Der-Privatier“ wieder.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen bitte die Kommentarfunktion benutzen.
Durch Erfahrungen im Bekanntenkreis noch folgender Hinweis:
Banken bewerben diese Auszahlpläne nicht aktiv. Üblicherweise findet man auch auf den Internetseiten der Institute keine Hinweise darauf, dass sowas existiert.
In solch einem Fall hilft es nur, seinen Berater bei der Bank konkret auf Auszahlpläne anzusprechen!
Viele Grüße
H-Man
2 Bemerkungen:
Die Banken haben nix zu verschenken und Bequemlichkeit kostet. Der beworbene Effektivzins eines Auszahlplans ist kein Geschenk an den Kunden und der Kommentar „etwa doppelt“ so hoch wie ein 3-jähriger Sparbrief ist m.E. nach irreführend. Denn die Bank kalkuliert natürlich mit ein, dass ein Großteil des Geldes fest angelegt wird, im Beispiel gestaffelt bis auf knapp 6 Jahre. Tagesgeld ist aber täglich verfügbar und damit kein adequater Vergleichsmaßstab und ein Sparbrief wäre nach 3 Jahren wieder zur Anlage verfügbar (vielleicht bei dann gestiegenen Marktzinsen, wer weiß das schon).
Mit dem Auszahlplanrechner der WiWo kann sich jeder mal ein paar Beispiele ausrechnen bzw. ansehen, wie hoch die Auszahlraten und Zinszahlungen sind: https://auszahlplan.rechner.wiwo.de/rechner/wiwo/auszahlplan/
Eine höhere Verzinsung als Standard-Tagesgeld-Konditionen für seine Abfindung zu erreichen, ist mit etwas Aufwand möglich. Der Kampf um die Neukunden und deren Kapital ist doch überall, Land auf, Land ab, entbrannt. Die Direktbanken winken mit Tagesgeldkonditionen von 3 bis 3.5% p.a. für 1 Jahr, wenn man gleichzeitig einige Wertpapiere / ein Depot überträgt. Die Filialbanken und deren Töchter zahlen zum Teil Prämien bis 2500,-€ als Wechselprämien. Insofern: wer Zeit hat und seine Abfindung geschickt anlegt und wandern läßt, von einem Baum zum anderen, wird für seine Wechselarbeit belohnt. Kundentreue belohnen die Banken leider nicht. Das ist natürlich nicht so bequem wie ein Auszahlplan, hat aber den Vorteil, dass man viel flexibler bleibt und trotzdem ca. 3% erreichen kann – die Neukundenaktionen hören einfach nicht auf. 🙂
Hallo Covacora,
natürlich hast du recht, dass ein Auszahlplan nicht mit Tagesgeld zu vergleichen ist. Wer die Flexibilität von Tagesgeld benötigt, für den ist ein Auszahlplan nichts. Wer aber für einen gewissen Zeitraum (z.B. bis zum Renteneintritt) kalkulierbare ‚Einnahmen‘ braucht hat hier eine gute Möglichkeit.
Deshalb ist zum Vergleich auch eher ein Sparbrief o.Ä. geeignet.
Hier ist aber wichtig zwischen Laufzeit und durchschnittliche effektive Anlagedauer bei einem Auszahlplan zu unterscheiden. Bei einem Sparplan ist beides identisch. Beim Auszahlplan aber nicht. Dazu folgendes Gedankenspiel. Du hast einen Auszahlplan der dir 3 Jahre lang jährlich 1/3 der Einzahlung (+Zinsen) ausschüttet. Also z.B. bei EUR 30k würdest Du nach 1 Jahr 10k, im 2. Jahr wieder 10k und im 3 Jahr die letzten 10k bekommen (+Zinsen). Ich denke wir sind uns einig das man hier von einer durchschnittliche effektiven Anlagedauer von 2 Jahren sprechen kann.
Bei monatlichen Auszahlung ist die durchschnittliche effektive Anlagedauer dann die halbe Laufzeit + ein halber Monat. Bei einem Auszahlplan mit einer Laufzeit von 6 Jahren also 36,5 Monate.
Also muss man einen Auszahlplan über 6 Jahre in Relation zu einem Sparbrief über 3 Jahre (genauer 36,5 Monate) setzten und dann stimmt die Aussage bzgl. der Zinsen (‚etwa doppelt so hoch‘) schon.
Zu Neukundenaktionen
Es ist schon bemerkenswert was sich hier die Banken einfallen lassen. Allerdings ist es meistens doch nur Blendwerk da die Zinsen nur für einen kurzen Zeitraum (oft nur 6 Monate) ausgelobt werden und die Höhe der Einlage streng limitiert wird. Was nutzt mir ein Jahreszins von 3% wenn ich diesen nur für 6 Monate und EUR 20k erhalte. Das sind dann noch nicht mal EUR 300…
Das ist mir dann den Aufwand nicht wert! Alleine die Übertragung eines Depots beinhaltet für mich schon deutlich höhere Risiken da ich ca. 2 Wochen nicht an das Depot kann da es im Transfer befindlich ist.
Das sind zumindest meine Erkenntnisse zu dem Thema. Wenn Du da andere Erfahrung gemacht hast, wäre es prima uns daran teilhaben zu lassen. Für gute Ideen bin ich immer offen und bin mir bewusst, dass meine gefunden Ansätze immer nur suboptimal sein können, da einfach zu viele Parameter mitspielen, die nicht vorhersehbar oder beeinflussbar sind. Aber näher ans Optimum zu kommen finde ich immer gut.
Viele Grüße
H-Man
„Was nutzt mir ein Jahreszins von 3% wenn ich diesen nur für 6 Monate und EUR 20k erhalte.“
Ich sehe das genau so, wie H-Man. Dafür würde ich nicht jedes halbe Jahr die Bank wechseln. Das wäre mir einfach zu nervig.
Etwas anderes ist es, wenn man ohnehin vor hat, einen Wechsel vorzunehmen oder auch ein zusätzliches Depot einzurichten. So habe ich z.B. in meinem Abfindungsjahr ein drittes Depot gebraucht, um ein paar Altverluste hin und her schieben zu können. Da kam mir damals dann das Angebot der DAB ganz recht. Zu der Zeit damals gab es noch 3,5% für ein ganzes Jahr und die Grenze lag deutlich höher (150T€ oder 200T€ – hab‘ ich vergessen).
Da konnte ich erst mal die Abfindung parken, um dann in Ruhe nach geeigneten Anlagemöglichkeiten zu suchen.
@Covacoro: in dem Satz „Die Filialbanken und deren Töchter zahlen zum Teil Prämien bis 2500,-€ als Wechselprämien.“ ist aber ein Tipp-Fehler, oder? Du hast 250 Euro gemeint, oder? Oder welche Bank ist das, die 2500€ zahlt?
Gruß, Der Privatier
Noch ein Nachtrag:
Covacoro hat sich nicht verschrieben! Es gibt tatsächlich zumindest ein Wechsel-Angebot, welches bis zu 2.500 Euro verspricht, nämlich das von der Deutschen Bank, bzw. der Online Tochter MaxBlue.
Allerdings müsste man dazu schon ein Depot in Höhe von 500.000 Euro transferieren, denn es gibt immer 0,5% des Depotwertes. Aber die Hälfte wäre ja auch schon nicht schlecht…
Ich selber habe bereits ein Depot bei maxblue. Es ist zwar dasjenige, das ich am längsten habe, aber es ist auch das, was ich mit Abstand am wenigsten mag. Mein Favorit ist und bleibt die Comdirect-Bank.
Gruß, Der Privatier
P.S.: Diesen Hinweis habe ich von einem Blog-Leser erhalten. Vielen Dank dafür.
Hab gelesen, dass es auch Fonds- und ETF- Auszahlpläne gibt. Somit profitiert man noch mit dem Restgeld weiterhin von der Performance des jeweiligen Fonds bzw. ETFs. Hat jemand Erfahrung, ob es bei den Online-Brokern solche Angebote auch gibt und wenn ja, wie da die Gebührenstruktur ist?